Nach Sport hatten wir die große Mittagspause und danach sollten wir zwei quälende Stunden Physik mit dem besten Lehrer der Welt verbringen.
Wahrscheinlich hatte ich fast mehr Differenzen mit Herrn Sneerer als mit Herrn Harly. An einigen Stellen war er sogar weitaus grausamer als unser Mathelehrer.
Doch ich hatte mehr Hass auf Herrn Harly. Einfach weil ich Herrn Harly als nette und fürsorgliche Person kennengelernt hatte.
Weil er sämtlichen Lehrern gezeigt hatte, wie man es richtig machte.
Weil wir als Schüler das Gefühl hatten, dass er uns vor den anderen Lehrern verteidigte.
Er war uns ans Herz gewachsen und es war schwer einzusehen, dass diese freundliche Person nicht mehr existierte.Herr Sneerer hingegen war schon von Anfang an, als er unsere Klasse betrat, ein Monster gewesen.
Wir hatten ihn sofort verabscheut, da seine Methoden uns etwas beizubringen, darin bestand uns -aus Angst vor ihm- zum Lernen zu bringen.Einmal -wir waren in der siebten Klasse- wusste ein Junge aus unserer Klasse nicht die Lösung für eine Aufgabe, die Herr Sneerer uns gestellt hatte.
Unser Physiklehrer baute sich vor dem -eh schon völlig verängstigenden- Schüler auf und sah ihn angeekelt an.
„Weißt du was, Fabian? Ich kann dich zum weinen bringen.
Ich kann dich jede Stunde mündlich drannehmen, ich kann dich immer an die Tafel bitten und dich anschreien so viel ich will...
Ich schaffe es dich zum Weinen zu bringen, versprochen.
Ich habe es schon einmal mit einem Mädchen geschafft und ich bin mir sicher, dass ich es noch einmal schaffe.", diesen hasserfüllten Ton werde ich nie wieder vergessen.Seit dem, kann ich meine Abneigung gegen diesen Lehrer nicht mehr zurückhalten.
Herr Sneerer mochte kluge Schüler.
Auch wenn ich furchtbar schlecht in Mathe war, verstand ich Physik aus irgendeinem Grund.
Ich schrieb gute Noten, was ein Anlass war, dass Herr Sneerer und ich gut miteinander auskamen.
Zusätzlich hielt er viel von meiner Schwester, da sie mit der Bestnote bei ihm abschloss.Doch mit jeder kleinen, aber unendlich fiesen Gemeinheit von unserm Lehrer gab ich mir immer wenig Mühe meine Abneigung ihm gegenüber zu verstecken.
Er hatte meinen Hass auf ihn verdient!Julian war der absolute Lieblingsschüler unseres Lehrers.
Ich muss zugeben, dass ich nicht häufig negative Gefühle gegen Julian hatte.
Doch in einem Thema war ich sehr schlecht auf ihn zu sprechen.
Julian verteidigte ihn immer! Er fand die grausamen und menschenunwürdigen Aktionen gar nicht so schlimm.
Er hatte kein Einfühlungsvermögen für die Schüler, die in Physik nicht so viel verstanden.Und das lag daran, dass Julian sämtliche Antworten wusste.
Er konnte sich nicht vorstellen, wie es für die Schüler war, so bloßgestellt zu werden.Genau über dieses Thema stritten wir in der Pause vor unserer ersten Physikstunde.
„Nein Julian!", unterbrach ich ihn, auf seine Argumentation, dass die Aufgaben doch nicht so schwer seien, „das stimmt nicht. Vielleicht sind sie für dich nicht so schwer, aber es kann einfach nicht jeder so ein Genie sein wie du!
Du bist doch nicht so gut in Deutsch, oder? Was wäre, wenn dich unsere Lehrerin nach vorne bitten und dich ein Gedicht vor der Klasse würde interpretieren lassen?
Du verstehst einfach nicht, wie belastend das für eine Person in diesem Moment sein kann! Du bist nicht einfühlsam genug!"Er antwortete nicht, doch auch ich schwieg daraufhin.
Einen Augenblick sahen wir uns einfach nur an.
„Du hast recht, Rose. Entschuldige. Ich sollte wirklich mehr darauf achten, wie sich andere in einigen Situationen fühlen könnten."
Ich entspannte mein Gesicht. Erst jetzt merkte ich, dass sich zuvor Zornesfalten auf meinem Gesicht gebildet hatten.
„Ist schon ok."
„Hast du mich wieder lieb?", er öffnete seine Arme.
Ohne zu zögern schmiss ich mich bereitwillig in sie hinein.
„Hab' nie damit aufgehört.", murmelte ich an seine Brust gedrückt.
So fühlte ich mich wohl.
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The Guy who was my Teacher
Teen Fiction„Seine Hände waren rau. Der typische Vanille-Zitronen-Geruch verfolgte ihn wie ein Schatten. Und wieder fragte ich mich: Was tat ich hier?" Rose ist eine durchschnittliche Schülerin, verliebt und überhaupt nicht an Mathe interessiert. Kein Wunder...