57. Kapitel

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Es ist mir klar, dass Leo erst erzählen wird, was ihn beschäftigt, wenn er dafür bereit ist. Es fällt mir auf, dass er – noch mehr als sonst – meine Nähe sucht. Ich habe das Gefühl, er lässt mich keinen Moment aus den Augen. Als er im Bett hinter mir liegt und ich mich eng in seine Arme kuschle, bemerke ich, dass er leise weint. Ich drehe mich um und und umarme ihn wortlos. Mehr kann ich im Moment nicht für ihn machen.

Ich spüre, wie er sich beruhigt und schliesslich erschöpft einschläft. Ich versuche mich ein bisschen bequemer hinzulegen, aber er zieht mich im Schlaf sofort wieder eng in seine Arme. Es dauert eine Weile, bis auch ich den Schlaf finde.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist mein erster Gedanke, dass Lena und ich heute nach Wales zurückreisen werden. Leo und Charlie haben noch die ganze Woche Konzerttermine und werden erst am Wochenende nach Hause kommen. Schon seit dem Frühstück herrscht eine bedrückte Stimmung, so dass wir irgendwie alle froh sind, dass unser Zug schon kurz nach dem Mittag fährt.

Am Bahnhof nimmt mich Leo noch einmal fest in den Arm. Es ist, als ob er mich gar nicht mehr loslassen will. Aber immer noch redet er nicht viel. Seine Augen sind dunkel und traurig. Mir fällt der Abschied diesmal extrem schwer. «Pass auf Dich auf! Ich liebe Dich!» flüstere ich und habe ein merkwürdig leeres Gefühl, als ich in den Zug einsteige.

Als Lena und ich im Zug sitzen und aus dem Fenster schauen, sehen wir Leo und Charlie am Bahnsteig stehen.

Als Lena und ich im Zug sitzen und aus dem Fenster schauen, sehen wir Leo und Charlie am Bahnsteig stehen

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Ich bin froh, dass Leo in den nächsten Tagen seinen besten Freund bei sich hat, der ihn so gut kennt. Als der Zug losfährt, schicke ich Leo Luftküsse zu und sehe, dass es Lena neben mir auch macht. Wir winken, bis wir einander nicht mehr sehen können.

Als wir uns dann hinsetzen, fühle ich mich schon wieder total erschöpf und mein Herz ist schwer. Das waren so emotionale Tage! Es wird wohl einige Zeit dauern, bis ich das alles verarbeitet habe. Auf der Fahrt reden Lena und ich noch einmal über alles. Das tut mir gut, denn sie hat eine bodenständige Art und Weise, die Dinge zu sehen. Wenn ich mich zu sehr in Schuldgefühle verliere, weil unser Wochenende so anders verlaufen ist, holt sie mich wieder runter. «Hey Mia, ich bin Deine Freundin und das bin ich nicht nur dann, wenn alles gut läuft und cool ist. Ich bin es vor allem auch dann, wenn Du mich brauchst.»

Als wir in Port Talbot am Bahnhof ankommen, holen uns Victoria und Tilly am Bahnhof ab. Beide umarmen mich und Tilly will sofort aufgeregt wissen, was genau passiert ist. Leo hat ihnen schon geschrieben, so dass Victoria vorbereitet ist und weiss, dass ich Ruhe brauche. Deshalb beruhigt sie Tilly und erst beim Abendessen, als ich von mir aus anfange zu erzählen, stellt sie einige Fragen.

Sie macht sich Sorgen um Leo, da sie weiss, dass er sich Schuldgefühle machen wird. Sie beruhigt sich aber wieder, als sie hört, wie Charlie sich um ihn kümmert. «Charlie hatte immer schon einen besonderen Zugang zu Leo. Ich bin froh, dass sie jetzt die nächsten Tage zusammen sind.»

Später am Abend skype ich mit Leo. Er ist noch aufgedreht vom Auftritt und isst mit Charlie und ein paar Crew-Mitgliedern Pizza im Tourbus. Er ist erleichtert, als er hört, dass ich gut angekommen bin und dass es mir gut geht. «Ich vermisse Dich so sehr Leo! Aber hier zuhause fühle ich mich Dir trotzdem nahe. Mein Kissen riecht sogar noch ein bisschen nach Dir!»

«Ich vermisse Dich auch Mia. Aber ich bin froh, dass Du wieder in Wales bist. Ich habe ein besseres Gefühl, wenn Du bei meiner Familie bist, als wenn Du hier bei mir in London wärst.» Diese Aussage macht mich stutzig. Hat er etwa immer noch das Gefühl, er sei schuld an allem und ich wäre bei ihm nicht sicher? Mittlerweile erzählt er jedoch vom Auftritt und auch Charlie klinkt sich ins Gespräch ein. Am Schluss bin ich so müde, dass ich mich nur noch kurz verabschiede und mit dem Handy in der Hand einschlafe.

Es sind nur vier Schultage bis zum Wochenende. Die Routine tut mir gut und ich merke, wie ich wieder stärker werde. Ich bin fest entschlossen, mich von diesen Ereignissen nicht mehr runterziehen zu lassen. Am Mittwoch habe ich einen Therapietermin. Die Gespräche dort helfen mir zu unterscheiden, welches Sophies Probleme sind und welches meine eigenen. Es ist wichtig für mich, alles im richtigen Licht zu sehen und danach geht es mir noch einmal viel besser.

Leo und ich haben jeden Abend Kontakt. Ich merke, dass er eine andere Taktik hat, mit den vergangenen Ereignissen umzugehen. Anstatt sich damit auseinanderzusetzen, verdrängt er alles und lenkt sich ab. Das ist natürlich bis zu einem gewissen Grad nicht zu vermeiden, da sie auf Tour sind. 

Aber in unseren Gesprächen ist er unnatürlich aufgedreht

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Aber in unseren Gesprächen ist er unnatürlich aufgedreht. Er zieht alles ins Lächerliche, macht über alles Witze und wirkt eher kühl. Es ist, als ob die Distanz zwischen uns immer grösser wird.

Es macht mich traurig, aber ich weiss, dass es nichts bringt, wenn ich ihn darauf anspreche. Ich muss warten, bis er am Samstag nach Hause kommt. Deshalb empfinde ich diesmal nicht nur Vorfreude, sondern auch ein wenig Sorge, wenn ich an unser Wiedersehen denke.

Mia in Wales (~ Leondre Devries Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt