58. Kapitel

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Am Freitagabend bin ich schon ganz aufgeregt, weil Leo morgen nach Hause kommt. Als er, wie gewohnt, nach dem Auftritt anruft, merke ich aber, dass etwas nicht stimmt. Er teilt mir fröhlich mit, dass sie noch einen Tag länger bleiben würden. Ihr letzter Auftritt war heute in Birmingham und sie wollten morgen Abend noch mit allen Crew-Mitgliedern den Abschluss der kleinen UK-Tour feiern gehen.

Das kommt jetzt überraschend für mich. Bis jetzt konnte er es nicht erwarten, mich wieder zu sehen, wenn seine Termine es erlaubten. Ausserdem hat er das so leicht und emotionslos erzählt - kein Wort des Bedauerns, dass wir uns erst am Sonntag wiedersehen. Ich bin etwas verletzt. Unser Gespräch bleibt kühl und dauert auch nicht so lange wie sonst.

Später am Abend denke ich noch einmal darüber nach. Mein erstes Gefühl ist natürlich, dass ich verletzt bin. Leo hätte mich wenigstens fragen können, ob ich auch mitkommen möchte. Schliesslich ist es Wochenende und Birmingham ist nur etwa drei Stunden Bahnfahrt entfernt. Es tut echt weh, dass er mich nicht dabei haben will. Aber als ich länger darüber nachdenke, beginne ich mir grosse Sorgen zu machen. Das ist nicht der Leo, den ich kenne. Da stimmt etwas nicht!

Ich beschliesse, Charlie anzuschreiben.

>M: Hey, Charlie! Bist Du noch wach?

>C: Klar! Hi Mia, was ist?

Ich schreibe Charlie, dass ich mir Sorgen um Leo mache und dass er sich mir gegenüber so kühl und abweisend verhält. Ich habe zuerst etwas Mühe, das richtig zu formulieren, denn Leos abweisende Art hat meinen Stolz verletzt. Aber hier geht es nicht um mich, sondern ich habe echt das Gefühl, dass mit Leo etwas nicht stimmt. Charlie antwortet sofort.

>C: Du hast recht Mia, ich habe auch das Gefühl, dass es Leo nicht gut geht. Er ist die ganze Zeit total aufgedreht. Man kann überhaupt nicht ernsthaft mit ihm reden. Der gemeinsame Abend morgen war seine Idee und alle waren überrascht, dass er noch nicht nach Hause wollte...

Diese Antwort beunruhigt mich noch mehr. Da sehe ich, dass Charlie noch etwas schreibt.

>C: Mia, komm doch morgen nach Birmingham. Ich hole Dich am Bahnhof ab. Vielleicht können wir gemeinsam Leo helfen. Ich weiss auch nicht mehr weiter...

Das ist eine gute Idee! Sofort suche ich die Zugverbindung heraus und gebe Charlie meine Ankunftszeit durch. Nachdem ich mich verabschiedet habe, versuche ich mich zu beruhigen. Wenigstens habe ich jetzt Charlie auf meiner Seite. Gemeinsam werden wir morgen bestimmt herausfinden, was mit Leo los ist.

Am nächsten Morgen im Zug wächst meine Besorgnis wieder. Was ist, wenn ich mich total lächerlich mache? Wenn Leo einfach nichts mehr von mir wissen will und sich nicht traut es mir offen zu sagen? Als ich in Birmingham ankomme, bin ich ein nervliches Wrack. Zum Glück wartet Charlie auf dem Bahnsteig. Er nimmt mich gleich in den Arm und es geht mir schon etwas besser. Dann schaut er mich ernst an.

«Leo weiss noch nicht, dass Du kommst

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«Leo weiss noch nicht, dass Du kommst. Ich dachte, es wäre besser, wenn es eine Überraschung ist. Ich kann Dir aber nicht sagen, wie er reagieren wird.» Ich erzähle ihm von meinen Bedenken, aber er wischt sie sofort beiseite. «Ich bin mir sicher, dass Leo Dich noch liebt. Da muss etwas anderes dahinter stecken. Wir müssen ihn damit konfrontieren, so dass er uns nicht mehr ausweichen kann.» Er erzählt mir, dass er Leo gesagt hat, dass er noch etwas shoppen will und dass sie sich um 12 Uhr zum Mittagessen wieder im Tourbus treffen wollen.

Es ist jetzt halb zwölf, deshalb machen wir uns gleich auf den Weg. Mir ist fast schlecht vor Aufregung, als wir vor der Tür stehen. Charlie nickt mir noch einmal aufmunternd zu. «Wir dürfen nicht locker lassen Mia. Auch wenn er uns verletzt, müssen wir herausfinden, warum er sich so verhält. Es wird hart werden, aber wir schaffen das gemeinsam.»

Er öffnet die Tür und geht voraus. «Leo, schau mal, wer hier ist!» ruft er laut. Aber niemand antwortet. Das ist untypisch. Leo ist sonst bei Verabredungen immer pünktlich. Charlie und ich beschliessen, auf ihn zu warten. Er bietet mir etwas zu essen an, aber ich bringe keinen Bissen runter. Charlie macht den Fernseher an, damit es nicht so still ist und um uns beide etwas abzulenken.

Letzte Nacht habe ich so schlecht geschlafen, dass ich jetzt auf dem Sofa einnicke. Aber schon bald wache ich wieder auf, weil ich Charlies laute Stimme höre. Ich sehe, dass er sein Handy am Ohr hat und aufgeregt hin und her läuft.

«Leo, beruhige Dich! Natürlich mache ich Dir keine Vorschriften, wie Du Deinen Tag verbringen sollst, aber Du hättest wenigstens unser Mittagessen-Date absagen können. Ich warte seit über einer Stunde auf Dich!»

Dann herrscht wieder Stille. Ich kann nicht hören, was Leo ihm antwortet.

«Wie bist Du denn drauf, Bro?» ruft Charlie nun aufgebracht.

Ich sehe, dass er sich extrem beherrscht, um nicht auszurasten. Schliesslich beendet er das Gespräch. «Ok, bis gleich.»

Er schaut mich betroffen an. «Leo hat mir vorgeworfen, ich würde ihm vorschreiben, was er zu tun habe.» Charlie lässt niedergeschlagen den Kopf hängen. «Er hat mir jedes Wort im Mund herumgedreht, so dass es am Schluss so aussah, als ob er nicht mehr frei entscheiden darf, wie er den Tag verbringen will.»

Nun schaut er wieder auf. «Mia, das wird schwieriger als ich gedacht hatte. Ich habe keine Ahnung, warum er so drauf ist und uns beide so von sich wegstösst.» Er steht auf und setzt sich neben mich. «Er hat gesagt, er kommt gleich her.» Da hören wir schon, wie die Tür aufgeht...

Mia in Wales (~ Leondre Devries Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt