16. Kapitel - Liebe

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Stunden müssen vergangen sein, in denen ich an der verschlossenen Tür saß und mich nicht regte. Ich weinte nicht mehr und atmete ganz ruhig und kaum spürbar. Leere durchdrang meinen Körper. Ich konnte keinen Gedanken fassen. Sie rasten an mir vorbei während ich in Zeitlupe versuchte Ordnung in einem riesigen Chaos zu bringen.

Was war nur los mit ihm? Was habe ich falsch gemacht? Es war doch nicht meine Schuld, dass mich Hux küsste, oder doch? Aber letzte Endes ist das doch sowie so alles egal.

„Ophelia.", hörte ich Kylos stimme von der anderen Seite der Tür.
„Lass mich rein, bitte."
All die Ruhe, welche in innerhalb der Stunden aufgebaut hatte, verschwand.
„Bitte.", wimmerte er.
„Ich brauche dich."

Langsam erhob ich mich. Ich hörte, wie er mit seiner Hand gegen die Tür schlug.
„Ophelia, bitte!"
Er klang beinahe so als würde er weinen.
Ich öffnete die Tür. Tatsächlich - seine Augen waren feucht. Er kam einen Schritt auf mich zu und ich machte erschrocken einen Satz zurück, sodass ich beinahe gegen meinen Schrank stolperte. Kylo schaute zu Boden. Als er sich umdrehen wollte, ergriff ich seine Hand und zog ihn in eine innige Umarmung. Er war eiskalt. Ich vermutete, dass er an der Klippe gewesen war. Wie gerne wäre ich doch bei ihm gewesen, um ihn zu sagen, dass alles wieder gut wird.

„Ophelia, es tut mir Leid! Ich wollte dir nicht wehtun. Bitte, verzeih mir."
Ich sagte nichts sondern schloss ihn tiefer in meine Arme.
„Ich bin ein Monster."
„Nein.", hauchte ich.
„Ich habe dich nicht verdient."
Ich spürte seine kalten Tränen.
„Doch, das hast du."
„Ich liebe dich."
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Mein Atem stockte und ich fühlte mich wie ein Reh im Scheinwerferlicht, aber andererseits wollte ich auch nichts anderes hören.
Kylo zitterte. „Bitte, sag doch etwas.", hauchte er leise. Seine Stimme klang so gebrochen, so zerstört und zertrümmert.
„Ich liebe dich auch."
Er löste sich aus der Umarmung und schaute mich sprachlos an. Dann stellte ich mich auf Zehenspitzen und küsste ihn. Er erwiderte es.
„Du machst mich zum glücklichsten Mann in der gesamten Galaxie."
Ich küsste ihn wieder und wieder. Ich konnte nicht verstehen, was ich hier tat. Vor einem Monat habe ich ihn noch gehasst und hätte ihn den tot gewünscht und jetzt?

Mein Magen knurrt und er lächelte in den Kuss hinein.
„Du hast Hunger?"
„Ja, ein bisschen."
„Komm wir gehen etwas essen."
Er nahm meine Hand und wie verließen mein Zimmer. Aber anstatt zum Restaurant zu gehen, schlugen wir einen anderen Weg ein.
„Wohin gehen wir?", fragte ich neugierig.
„Wirst du sehen."
Er grinste.
Nach kurze Zeit begriff ich, was er vor hatte. Er führte mich zu seinem Schiff.

Der Flug dauerte keine fünf Minuten. Der Planet, auf dem wir landeten, bestand zum Großteil aus hohen Bergen. Die Täler waren grün und hier und dort war eine kleine Siedlung zu sehen. Auf einem der Berge war ein großes Gebäude vor dem wir landeten. Er stieg aus und nahm meine Hand wie ein Gentleman, um mir raus zu helfen. Dann gingen wir in das Haus, welches sich als Luxusrestaurant entpuppte.

Als wir drinnen waren, sagte er entschlossen: „Ein Tisch für zwei."
„Commander Ren? Es ist uns eine Ehre, sie hier wieder empfangen zu dürfen. Wer ist ihre Begleitung, wenn ich fragen darf?"
„Prinzessin Ophelia von Endor."
„Ihre Frau?"
„Nein.", antwortet er knapp.
„Nun gut, folgen sie mir bitte."
Der Kellner begleitete uns eine dunkle Holztreppe hinauf und führte uns zu einem Tisch am Fenster. Kylo rückte mir meinen Stuhl zurecht und setzte sich dann mir gegenüber hin.
„Darf es etwas zu trinken sein?"
„Zwei Gläser Pinot Noir.", antwortet Kylo und ich lächelte ihn zufrieden an.
Wir saßen weit entfernt von den wenigen anderen Gästen. Ich schaute geistesabwesend aus dem Fenster. Der Himmel zeichnete sich in einem trüben lila und drei Monde schwebten über der Erde; alle unterschiedlich groß.
„Wie geht es deine Wunden?", fragte er mich dann etwas ernster.
„Sie tun noch ein bisschen weh, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
„Es ist meine Schuld. Ich hätte heute Vormittag nicht..."
Ich unterbrach ihn: „Kylo, bitte höre auf, dir die Schuld zu geben."
„Aber..."
„Lass uns über etwas anderes reden.", meinte ich dann lächelnd, als der Kellner kam und uns den Wein auf den Tisch stellte. Zur Vorspeise servierte man uns eine klare Gemüsesuppe.
„Worüber willst du reden?", fragte er mich.
„Ich weiß nicht, erzähl mir etwas über dich?"
„Über mich? Da gibt es nicht viel."
„Was hast du heute Morgen bei Snoke gemacht?"
„Meditationsübungen."
„Du meditierst."
„Ja, es hilft mir, die Macht besser zu kontrollieren. Und du? Meditierst du?"
„Ich habe es mal mit meiner Oma ausprobiert, aber dabei sind wir eingeschlafen und anschließend hat uns meine Mutter ausgelacht."
„Oh."
„Nein, nein, es war auch wirklich ein amüsanter Anblick."
Ich lachte bei der Erinnerung.
„Und dann haben wir Yoga ausprobiert. Es hat so viel Spaß gemacht."
„Wenn du willst können wir auch zusammen Yoga machen."
„Es wäre mir eine große Freude."
Die Hauptspeise bestand aus einer Quiche Lorraine mit Schinken.
„Schmeck es dir?", fragte er mich, als uns die Gesprächsthemen ausgingen.
„Ja, es ist sehr lecker."
„Das freut mich."
Wir lächelten zufrieden. Zum Nachtisch erhielten wir Crème brûlée.
Als wir aufgegessen hatten, kam der Kellner wieder und fragte: „Möchte der Herr die Dame noch auf einen Spaziergang zum Pavillon zu einer Tasse weißen Tee einladen?"
„Sehr gerne.", antwortet Kylo und schaute mich dabei an.

Wir verließen das Gebäude und Kylo führte mich entlang eines Bergpasses.
„Du solltest nicht so weit gehen. Deine Wunden..."
„Hör auf dir sorgen zu machen.", sagte ich und ergriff seine Hand.
„Aber wenn die Schmerzen zu stark werden, dann..."
Ich unterbrach ihn schon wieder: „Dann darfst du mich gerne tragen."
Ich lächelte zufrieden.

Als wir ankamen, erblickte ich einen wunderschönen Pavillon. Er war im asiatischen Stiel gebaut und eingerichtet. In der Mitte stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Auf dem Tisch standen zwei dampfende Tassen und eine Glasvase, in der eine weiße Rose war. Wir setzten uns und genossen schweigend die Aussicht.

Anschließend gingen wir glücklich zurück zum Schiff und flogen nach Hause.

You're All I Have [Kylo Ren Fanfiction] - abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt