Kapitel 2

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Endlich erreichte ich den alten Bahnhof. Ich blickte auf das heruntergekommene Bahnhofshaus und sah wie die Laternen ihren letzten Dienst tätigten. Jemand machte immer noch jeden Abend die Laternen an und befühlte sie mit neuem Öl. Ich konnte mir allerdings schon vorstellen, wer das war. Mister Bould, denn dieser hing sehr an dem alten Bahnhof. Er hatte mir erzählt das sein Vater Lockführer war und durch einen Unfall ums Leben gekommen war. Tragische Geschichte der Boulds, wie Miss Douglas immer sagte, während sie die Kreide auf den Tisch legte und ihren Blick für fast 2 Minuten unten ließ. Ich konnte sehen wie der Efeu sich um die rostigen Säulen des Bahnsteigs geschlungen hatte. Langsam setzte ich meinen Weg fort und lief weiter, bis ich die Lichter des Theater sehen konnte. Der Ticketjunge Adam war mittlerweile eingeschlafen, kein Wunder es war niemand da, der Tickets kaufen wollte. Irgendwann hatte jeder dieses Stück gesehen und genug von Charles Button und seiner besessenen Frau Angie gehabt. Die Beiden waren nicht gerade die Besten Schauspieler Aber sie taten es für ein Dorf mit 80 Einwohnern. Langsam ging ich auf das kleine Häuschen zu und lass das verwitterte Schild,, Der Tanz mit dem Teufel. Einmalige Vorstellung für jeder Mann." Ich klopfte and die Scheibe des Häuschens und sah wie Adam aufschreckte und mit verschlafenen Augen mich ansah:,, Was willst du denn hier.",,Wonach sieht es denn aus?",, Ticket?" Ich nickte kurz und holte meine kleine Geldbörse heraus:,, Lass dich bloß nicht von Mister Cooper erwischen Adam:,, Der Alte kriegt eh nichts mit wenn ich hier schlafe. Wie gehabt 6 Pounds." Ich nahm 6 Pounds aus meiner Geldbörse und reichte sie Adam durch den kleinen Schacht. Im Gegenzug gab mir Adam ein kleines Papier:,, Danke Adam.",, Kein Thema." Ich öffnete die rote Tür des Theaters und betrat den kleinen Saal. Dort saßen 6 Leute mit mir eingeschlossen. Ich setzte mich irgendwo hin, da es sowieso niemanden interessierte. Mehr Leute würden heute Abend nicht dieses Theater besuchen. Ich schaute nach oben und sah wie ramponiert die Decke war. Mein Blick wanderte and er Wand herunter um verharrte jedoch an dem Glaskasten, welcher als zweiter Zuschauer Platz diente. Jedoch war ich mir sicher, das diesen Platz nie einer benutzt hatte. Dort stand wieder der Mann. Doch dieses Mal winkte er mir zu. Ich drehte mich um, um zu sehen ob er jemandem hinter mir zuwinkte, doch hinter mir saß niemand. Als ich mich wieder umdrehte und nach oben schaute, war der Mann weg. Ich klammerte mich an meinen Stuhl und atmete tief ein und aus. Wo war der Mann? Langsam drehte ich mich wieder nach vorne. Als das Stück endlich vorbei war, lief ich aus dem Saal und schaute nach links und rechts. Der Mann konnte doch nicht einfach so verschwunden sein. Ich legte mir meine Jacke um die Schultern und lief aus dem Theater. Manchmal fragte ich mich doch auch, ob ich den Verstand verloren habe. Jedoch wirkte alles so real, das es nicht nur einem Traum oder einer Wahnvorstellung entsprechen konnte. Langsam lief ich die Straßen zurück nach Haus entlang. Zuhause würde ein halb verbranntes Kaninchen, mit Zwiebeln und Gemüse auf mich warten. Meine Mutter hatte es komischerweise eingeführt, immer abends um 20:00 Uhr zu essen. Jedoch hatte ich nie wirklich hunger auf ihre Speisen. Der Berg bis zum Haus kam mir vor, wie ein Langstreckenlauf. Ich drehte mich noch einmal um, um einen letzten Blick auf das Wasser und den Mond zu werfen. Plötzlich sah ich auf der Straße den Mann wieder. Er stand dort und hatte die Beine auseinander gestreckt. Jetzt konnte ich sehen, das seine Beine sehr dürr waren und er eine Art langes Hemd anhatte. Es sah aus wie ein Krankenhaus Hemd, worunter du nichts mehr anziehst. Auch seine Arme waren sehr dünn und er sah aus als hätte er wochenlang nichts gegessen. Langsam drehte ich mich um und rannte zum Haus. Dort angekommen schloss klopfte ich an der Tür. Plötzliche Panik überkam mich und ich wollte so schnell wie möglich ins Haus. Als niemand aufmachte hämmerte ich heftiger gegen die Tür:,,Ist ja gut hämmer doch nicht so gegen die Tür Clara." Sprach meine Mutter, als sie endlich öffnete:,,Zieh dich um, Essen ist fertig." Fest schloss ich die Tür hinter mir und zog mich um. Beim Essen sprachen wir nie viel, mein Vater rauchte seine Pfeife und lass Zeitung, während meine Mutter stolz ihr nicht gelungenes Essen kostete. Ich stocherte mit meiner Gabel in dem knochigen und verbrannten Kaninchen rum und bekam keinen Bissen runter. Nach dem Essen konnte ich mich endlich in mein Zimmer zurückziehen und etwas lesen oder malen. Meistens lass ich noch ein wenig, bevor ich mir das Kissen über den Kopf zog und die Augen schloss. Das Einschlafen viel mir seit diesen Träumen immer schwerer und somit kam es auch schon oft vor das meine Augenringe dunkler waren, als die verbrannten Speisen meiner Mutter. Ich lass gerne Ratgeber fürs Leben, ich weiß ungewöhnlich für ein 8 jähriges Mädchen, Aber sie halfen mir einfach durch die Zeit halbwegs gut durchzukommen. Langsam überkam mich jedoch die Müdigkeit und ich legte das Buch auf mein Nachtisch. Dann knipste ich das Licht aus und drehte mich auf die linke Seite. Langsam schlossen sich meine Augen und ich versank in einen tiefen Schlaf. Plötzlich durchzog mich eine wahnsinnige Kälte. Die mich an die Kälte Seeluft erinnerte. Nein viel mehr an ein kaltes Loch aus Angst und Furcht. Ich zog die Decke noch mehr an mich heran und steckte meinen Kopf ins Kissen. Die Kälte war immer noch zu spüren und sie fühlte sich an, als würde sie mehr als nur diese Nacht überdauern. Plötzlich schreckte ich auf und war nass geschwitzt. Ich blickte auf die kleine Uhr die an der heruntergekommenen Wand hing. In diesem Haus war schon deutlich zusehen, wie die Farbe der Wand abging und sich langsam ihren Weg richtung Fußboden bahnte. Meine Herz war nicht mehr in der Brust, sondern im Hals. Es pochte unaufhörlich und ich hatte das Gefühl es gleich auskotzten zu müssen. Was würde passieren? Wahrscheinlich würde das Herz weiter pochen und es würde ohne meinen Körper weiterleben. Es würde blutig auf dem Fußboden liegen und würde einfach weiter pochen. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und schluckte schwer. Ich hatte, laut der Uhr nur 1 Stunde geschlafen. Dieser Mann war wieder da, diese grässliche Gestallt. Die mich jede Nacht verfolgte und hoffte, das ich mich irgendwann geschlagen gebe. So als, Ja als würde er wollen das ich mich umbringe, weil ich diesen Albtraum nicht mehr aushalte. Vielleicht will er auch, das ich mich ausgeschlossen fühle und ich keinen habe der mir glaubt. Außer Mister Bould war auf keinen im Dorf verlass. Ich warf einen kurzen Blick zum Fenster. Nichts, nur das leise Hauchen des Windes. Ich blickte zur Tür und da sah ich es. Die dunkle Schwärze und das tiefe, dunkle Loch in der Ecke, hinter der Tür. Meine Augen weiteten sich so stark das ich das Gefühl hatte sie würde gleich herausfallen. Dort stand etwas hinter meiner Tür, oder sollte ich sagen jemand. Langsam kroch ich in meinem Bett hoch und kauerte in der Ecke meines Bettes. Ich sah wie die Gestallt bzw. Die Person anfing sich zu bewegen. Langsam lief sie in meine Richtung und mit jedem Schritt, den diese Person tätigte hatte ich das Gefühl aus dem Bett zu fallen. Die Schritte waren stark obwohl diese Person nicht sehr stark aussah. Das erste mal in meinem Leben konnte ich die Person von nah sehen, die mich in meinen Träumen heimsuchte und mich bis in den Wahnsinn trieb. Ich atmete schockiert ein, als ich die grässliche Gestallt sah. Der Mann trug eine Atemmaske und hatte tiefe, dunkle und schwarze Augen. Es waren leere Augen, die dem Tod gleichten. Seine Haut war gänzlich verschrumpelt und es sah aus, als würde diese sich gleich von selbst lösen. Sein kahler Kopf glänzte im Mondlicht und sein braunes, heruntergekommenes Nachthemd hing an seinem dürren Körper. Er roch nach Tod, er roch nach dem Friedhof auf der Westseite Nähe unseres Hauses. Aus lauter Panik stieß ich einen lauten Schrei aus und stieß ihn bei Seite. Ich rannte aus dem Zimmer und lief in das Schlafzimmer meiner Eltern. Schnell knipste ich das Licht an und meine Eltern waren sofort wach:,,Mum, Dad er ist in meinem Zimmer!" ,,Was redest du da Clara?" Fragte meine Mutter die sich die geschwollenen Augen rieb und sich nicht im geringsten klar war, was mir gerade passiert war:,, Der Mann er ist in meinem Zimmer Mum bitte glaub mir." Schluchzte ich:,,Clara hör auf mit dem Mist, du gehst jetzt wieder in dein Zimmer und schläfst hast du Verstanden?! Ich will keinen Ton mehr hören." Sagte mein Vater ernst. Klar, natürlich, was hatte ich erwartet. Das sie schnell mit in mein Zimmer kommen und mich trösten. Morgen würden sie wieder in der Küche sitzen und würden darüber reden wie ich war, oder? Ich wollte nicht zurück in mein Zimmer, aber was sollte ich machen? Langsam lief ich über den kalten Flur zu meinem Zimmer. Langsam legte ich die Hand auf den Türknauf und drehte ihn langsam nach rechts. Ich öffnete die Tür nur einen kleinen Spalt und lugte hinein. Der Mann war weg, endlich. Ich ging hinein und legte mich so schnell wie möglich ins Bett. Was ein Albtraum, meine Eltern wollten es mir nicht glauben. Jeder Versuch es Ihnen deutlich zu machen war zwecklos. Die restliche Nacht verlief ruhig und am Morgen stürmte meine Mutter ins Zimmer. Sie riss mir die Decke vom Leib und meckerte:,,Aufstehen Clara!" Ich schaute sie mit verschwommenem Blick an und langsam fokussierten meine Augen ein dürres und verärgertes Gesicht:,, Los aufstehen Frühstück ist fertig." Mit diesen Worten verschwand sie aus meinem Zimmer. Ich streckte mich kurz und stand dann widerwillig auf. Ich blickte aus dem Fenster und sah die dicken Nebelschwaden über das Meer ziehen. Die  Möwen waren  nicht zu sehen, aber ich konnte sie hören. Angezogen und frisch gemacht lief ich die Treppe herunter und lief in die Küche. Beim Frühstück ertönte kein Laut, weder mir noch von meinen Eltern. Plötzlich sah ich einen kleinen braunen Koffer, in der Ecke des Raumes. Doch bevor ich fragen konnte, klingelte es an der Tür. Meine Mutter stand wie von der Tarantel gestochen auf und lief zur Tür. Ich hörte nur eine Begrüßung und sonst nichts:,, Clara kommst du mal?" Ich stand auf und mein Vater folgte mir. Ich lief in den Flur und er kannte einen großen dürren Mann. Es war der Mann, den ich an dem einen Tag im Wohnzimmer gesehen hatte. Der Mann von dem ich geglaubt hatte, er würde meiner Mutter Medikamente geben:,, Clara das ist Mister Malcon. Mister Malcon wird dich mitnehmen." Mein Herz begann wieder schneller zu schlagen. Aus lauter Schock bekam ich jedoch keinen Laut heraus:,, Mister Malcon nimmt dich mit in das Asylum Grey, eine Psychiatrie, die auf der anderen Seite von Grythin Grifford liegt." Ich drehte mich um und spürte wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Wie meine Mutter es sagte, so als würde es ihr nichts ausmachen. Als wäre es leicht seine 8 Jahre alte Tochter  einfach wegzugeben. Mister Malcon hatte bereits durch meinen Vater den Koffer erhalten. Er nahm mich am Arm und wollte mich mit raus nehmen. Ich blickte zu meinen Eltern und begann mich zu wehren. Doch meine Eltern blieben starr. Sie weinten nicht oder waren sauer, die standen da nur und machten einen unbeeindruckten Gesichtsausdruck. Wie konnten sie nur? Sie hatten mich verraten und hatten mir nicht einmal zugehört. Mister Malcon schob und zerrte mich nach draußen, während ich mich verzweifelt wehrte. Doch vergebens, er schaffte es mich in einen weißen Wagen zu zerren und mich dort einzusperren. Ich blickte aus dem Fenster und sah meine Eltern die langsam die Tür hinter sich schlossen. Mein Weinen ließ nicht nach und ich schüttelte unverständlich den Kopf. Langsam fuhr das Auto los und ich setzte mich kraftlos nieder. Meine Hände waren eiskalt, so wie das Auto. Wir fuhren am Friedhof vorbei, an Mister Boulds Büro, an der Schule, an Mister Zachary's Haus, am Bahnhof. Bis wir am Theater vorbei fuhren und einen kleinen Pfade durch den Wald fuhren. Ich drehte mich um, doch von dem Dorf war nichts mehr zu sehen. Es war fort.

The shadow behind meWhere stories live. Discover now