Kapitel 9

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Der Winter brach, über das eh schon kalte Land Englands, herein und alles hatte sich zu einer einziges Eislandschaft verwandelt. Wir hatten einen absoluten Notzustand und wussten uns nicht einmal zu helfen. Da unsere Heizungen im Asylum nicht funktionierten, mussten wir uns 5 Wolldecken, 2 Mützen, Handschuhe und dicke Wollsocken überstreifen. Zum Glück waren genug Wintersachen für alle da und wir konnten uns halbwegs warmhalten. Michael und ich spielten neuerdings immer am Wochenende Karten, um uns ein wenig abzulenken. Garry spielte auch gelegentlich mit und gewann jedesmal. Wieder einmal saßen wir im Aufenthaltsraum und kauerten unter unseren Decken. Ich biss mir vor Kälte auf meine Fingernägel und zog die Decke noch näher an mich heran. Die Karten waren mittlerweile fast eingefroren und waren kaum noch zu gebrauchen. Michael überlegte gerade seinen nächsten Zug und murmelte vor sich hin. Ich ließ meinen Blick über die Insassen streifen und hörte gelegentlich ein Niesen oder ein lautes Husten. Einige waren krank und hatten die Diagnose bekommen, dass sie den Winter wahrscheinlich nicht überstehen würden:,,Haha ich hab's." Sagte Michael laut und triumphierend, während er eine seiner Karten ausspielte. Ich lächelte nur sehr schwach und legte all meine Karten auf den Tisch, da Michael bereits gewonnen hatte:,,Ist alles in Ordnung Clara?" Fragte Michael etwas besorgt und räumte alle Karten zurück, in die kleine Schachtel:,,Mir ist so unendlich kalt Michael.",,Ich weiß mir auch." Sagte Michael und nahm mich zu sich unter seine Decke. Er fühlte meine Stirn und sprach:,,Clara du glühst ja total." In diesem Moment bekam ich keinen Laut mehr heraus. Es war so kalt geworden, das ich mich schwer erkältet hatte:,,Ich glaube du hast Fieber Clara. Komm ich bringe dich auf dein Zimmer." Michael stand auf und trug mich auf seinem Arm Richtung Fahrstuhl:,,Chrm was soll das bitte werden?" Fragte Miss Anderson, die direkt hinter uns stand:,,Clara hat starkes Fieber. Ich will sie in ihr Zimmer bringen.",,Das lassen sie mal schön meine Sorge sein okay Mister Pay." Miss Anderson nahm mich auf ihren Arm und ich sah nur noch Michael, der mir hinterher schaute. Ich streckte meine schwache Hand nach ihm aus und er flüsterte:,,Ich komm dich nachher besuchen." Oben in meinem Zimmer angekommen, legte Miss Anderson mich auf mein Bett und fühlte meine Stirn:,,Hab ich wirklich Fieber Miss Anderson?",,Ja das hast du Clara ich muss dir ein paar Medikamente geben um es zu senken. Allerdings werden die nicht viel helfen. Ich werde dir einen Beutel mit Eis geben, der kühlt deinen Körper etwas ab. Rühr dich nicht vom Fleck oaky? Ich bin gleich wieder da." Der Schweiß lief mir die Stirn herunter und ich konnte kaum schlucken. Plötzlich sah ich wie etwas auf dem Boden, neben meinem Bett, dass auf mich zu gekrochen kam. Ich sah ja so schon merkwürdige Dinge, aber anscheinend schien dies durch das Fieber noch schlimmer zu werden. Das Ding saß nun an meiner Bettkante und sah mich an. Es war pechschwarz und hatte tiefe dunkle, schwarze Augen. Plötzlich streckt es seine lange Zunge heraus, die der einer Schlange glich. Seine langen Krallen ergriffen meinen Arm und drückten sich tief in mein Fleisch. Ich schrie wie nie zuvor und schon kam Miss Anderson in mein Zimmer. Sie sah mich erschrocken an:,,Was ist passiert?!" Fragte sie mit etwas besorgter Stimme. Ich wusste wenn ich erzählt hätte was ich gesehen hatte, dann hätte sie es mir niemals im Leben geglaubt. Ich gab also keine Antwort und schüttelte nur den Kopf, in der Hoffnung sie würde keine weiteren Fragen mehr stellen. Miss Anderson legte einen kalten Beutel auf meine Stirn und sprach leise:,,Du musst jetzt ruhen. Ich sage Doktor Hunt das du unfähig bist deine Medizin zu nehmen. Du solltest in deinem Bett bleiben Clara Winters. Hast du mich verstanden?" Ich nickte nur und sah Miss Anderson hinterher, die aus meiner Tür verschwand. Nun überkam mich eine kleine Welle der Angst. Denn jetzt wo ich krank war, konnte mich der Dämon noch mehr besitzen und mich tyrannisieren. Ich zog meine Wolldecke zu mir und schaute über den Rand hin und her. Doch dann fielen meine Augen einfach zu und ich in sank in einen tiefen Schlaf. Als ich zu träumen begann, hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Irgendetwas war immer hinter mir und ich konnte es nicht abschütteln. Ich träumte von Mister Ashfords Laden und deren herrlichen Süßigkeiten. Es war der erste Traum, der nicht von diesem Wesen handelte. Ein Kratzen brachte mich dazu meine Augen wieder zu öffnen. Ich befürchtete das Schlimmste, denn entweder kratzte das Wesen gerade an meiner Wand oder:,,Michael." Flüsterte ich und lächelte sanft. Michael stand an meinem Schreibtisch und zündete mit einem Streichholz eine alte Kerze an. Daraufhin kam er zu mir und setzte sich an mein Bett:,,Durftest du zu mir?",,Die Anderen haben Ausgangszeit, doch ich wollte lieber zu dir. Wie geht es dir?",,Ich habe mich ehrlich gesagt schon mal besser gefühlt." Plötzlich sah Michael sehr traurig und besorgt aus:,,Clara... Miss Anderson meinte..." Ich konnte sehen das irgendetwas nicht stimmte und Michael hatte große Mühe es mir mitzuteilen:,,Miss Anderson meinte... Das du den Winter höchst wahrscheinlich nicht überstehen wirst. Sie sagte in deinem Alter überstehen nur wenige, mit einer solchen Erkältung, den Winter. In meinem Gesicht breitete sich Schrecken und Angst aus. War die Schrift auf dem Grab doch war gewesen? Als ich das erste mal auf den Friedhof ging, sah ich einen Grabstein mit meinen Sterbedaten. Also würde sich meine furchtbare Prophezeiung doch erfüllen. Auch in Michaels Gesicht war der pure Ausdruck von Angst zu erkennen:,,Hat sie das wirklich so gesagt Michael?" Sein Gesicht wurde immer blasser und blasser. Seine Lippen waren trocken und begannen sich langsam zu häuten:,,Ja das hat sie Clara. Wir haben auch einfach keine Medikamente, die dir helfen könnten. Ich werde aber alles versuchen um dir zu helfen." Ich musste plötzlich erneut lächeln und eine Träne, des Glücks, rollte meine Wange herunter:,,Danke Michael, aber die Ärzte müssen für mich sorgen.",,Das wird schon wieder okay? Du bist stark, dass weiß ich." Ich nickte nur schwach und alles um mich herum verblasste, ebenso Michaels Stimme. Nur noch die dumpfen Worte:,,Ich komme später nochmal vorbei." drangen in meine Ohren hinein, bis ich schließlich alles ausblendete. Stunde um Stunde verging, bis ich wieder meine Augen öffnete. Jedesmal wenn ich aufwachte, hoffte ich wieder zuhause zu sein u;d nicht im Asylum. Mein Herz raste und der Schweiß tränkte mein Anstaltshemd. Es fühlte sich an, als würde der Dämon in meiner Kehle sitzen. Um sie im richtigen Moment aufzuschlitzen. Der Gedanke brachte mich fast zum durchdrehen, aber dazu fehlte mir einfach die nötige Kraft. Durch meinen verschwommenen Blick sah ich nur wie Michael aufstand und die Tür hinter sich schloss. Ich zitterte am ganzen Leib und mir war so unbeschreiblich kalt. Langsam drehte ich mich auf die rechte Seite um ein wenig zu schlafen. Jedoch hatte ich auch mittlerweile angst, vor dem Schlaf. Als blieb mir nichts anderes übrig als wach zu bleiben. Es war alles so schrecklich geworden, schon seitdem ich das Dorf verlassen hatte. Aber das es so schlimm werden würde, hätte ich mir niemals ausmalen können. Ich kratzte mit meinen dreckigen Fingernägeln, an der abgeblätterten Tapete, herum und fand keine Ruhe. Aber die brauchte ich auch nicht weiter zu suchen, denn plötzlich hörte ich kein knacksendes Geräusch. Es klang wie wenn jemand 5 Stöcke, auf einmal, zerbrechen würde. Ich wagte es nicht mich umzudrehen, warum denn auch? Ich wusste ganz genau wer, oder was, da hinter mir war. Wie gelähmt lag ich in meinem Bett und kauerte in meinem Delirium. Doch dann schob sich eine kalte, knochige Hand zwischen mein Kinn und meine Schulter. Ruckartig drehte ich mich um und atmete tief ein und aus. Doch es war niemand da. Ich sah nur die Kerze, die auf dem Tisch stand und brannte. Langsam schaute ich nach oben und sah das blank Entsetzen. Der Dämon hockte, genau über mir, an der Decke und starrte auf mich herab. Ich geriet sofort in eine Schockstarre und schwitzte noch mehr. Plötzlich öffnete sich der Mund der Gestallt und im nächsten Moment spürte ich eine eklige Masse auf meinem Gesicht. Ich japste nach Luft und versuchte mir das Zeug abzuwischen. Also stand ich ruckartig auf und taumelte zur Tür. Der Dämon schien nicht mehr da zu sein. Langsam kroch ich, an der Wand entlang, über den Flur. Auf dem Weg zum Badezimmer begegnetet ich, glücklicherweise, niemandem. Schnell öffnete ich die Tür und spürte, wie meine Bein zitterten. Am Waschbecken hielt ich mich fest und drehte mit Mühe den Wasserhahn auf. Doch es kam nichts, anscheinend waren die Rohre zugefroren. Schnell suchte ich nach einem Handtuch und wischte mir die Kotze aus dem Gesicht. Schnell ging ich wieder zum Wachbecken, um mich festzuhalten. Als ich in den Spiegel sah, konnte ich mich selbst nicht wieder erkennen. Ich sah aus wie eine Leiche, die schon längst unter der Erde liegen müsste. Plötzlich drückte irgendetwas gewaltsames meinen Kopf in das Waschbecken. Ich spürte wie meine Stirn begann zu bluten. Nun drückten drei Finger auf meine Kehle und ich bekam keine Luft mehr. Ich japste und jammerte, doch es half nicht. Schließlich begann ich mich zu übergeben und sah, dass ich Blut von mir gab. Nun nahm ich all meine Kraft, die ich noch hatte, zusammen und trat dem Dämon gegen den Bauch. Doch es half auch nichts, denn der Dämon drückte noch heftiger gegen meine Kehle. Doch mein Schicksal ließ mich nicht im Stich, denn plötzlich ging die Badezimmer Tür auf und jemand kam herein. Kurze Zeit später hörte ich einen lauten Schrei und die Finger lösten sich von meiner Kehle. Ich hustete aus tiefste Seele und erbrach erneut. Dann drehte ich mich um und sah Michael der vor der Badezimmer Tür stand. Langsam schloss er diese und wandte sich mir zu. Schnell kam der junge Mann auf mich zu und hielt mich an meinen zitternden Schultern fest:,,Bis du okay?" Ich nickte nur und sah in Michaels dunkle Augen. Sie zeigten mir, wieviel ich Michael bedeutete. Langsam erhob Michael sich wieder und umarmte mich. Manchmal fragte ich mich, ob ich je wieder ein normales Leben führen könnte. Alles um mich herum war alles andere als normal, also wie sollte mein Leben je wieder normal werden? Michael fühlte meine Stirn und seine Hand fühlte sich eiskalt an:,,Dein Fieber ist etwas gesunken Clara, aber trotzdem noch da. Du solltest zurück in dein Zimmer." Da ich mich auch nicht gerade für einen Spaziergang tauglich fühlte, schloss ich mich Michaels Idee an. Wir gingen die vielen Stufen, zu meinem Zimmer, wieder hinauf. Oben angekommen sahen wir 6 Ärzte, die hektisch an uns vorbeiliefen. Jedoch stoppte einer und ich sah seine geschwollenen Augen:,,Haben sie Garry Fallon gesehen?" Wir schüttelten nur mit unseren Köpfen und blickten dem aufgebrachten Arzt hinterher:,,Komm mit." Sprach Michael und lief mit mir die Treppe wieder herunter. Ich wusste ungefähr wo er hinwollte. Wir stoppten vor einem Zimmer und sahen die weit geöffnete Tür. Es war das Zimmer von Garry und er war nicht mehr da. Garry war in diesem Winter geflohen, abgehauen, geflüchtet. Er hatte mir gesagt, dass er nicht mehr lange im Asylum sein würde, aber das es so schnell gehen würde:,,Er ist fort." Sprach ich mit zitternder Stimme. Michael nickte und ich sah, dass es ihn ebenfalls schwer zu treffen schien. Sein Blick verharrte an dem offenen Gitterfenster, durch welches Garry geflohen sein musste:,,Komm Michael gehen wir." Ich versuchte Michael an seinem Arm in Richtung Treppe zu lenken. Nun folgte er mir endlich und wir ging hoch in mein Zimmer. Dort legte ich mich wieder ins Bett und Michael schaute aus dem Fenster:,,Er ist fort Clara. Weißt du Garry war schon immer der Simulant hier gewesen, aber das er sich so schnell aus dem Staub macht.",,Er war ein toller Mensch Michael.",,Ja das war er." Michael musste lächeln und schaute auf sein Kartenspiel, welches er in seiner Hand hielt. Michael saß an mein Bett und küsste meine Stirn:,,Ruh dich aus. Wenn etwas ist ruf nach mir, ich bin immer in deiner Nähe." Ich nickte zuversichtlich und sah Michael hinterher. Kaum war er aus der Tür, überkam mich die unglaubliche Müdigkeit und ich schloss meine Augen. Die Kälte umhüllte meinen kleinen Körper und ich versuchte mich noch mehr in meine Decke einzukuscheln. Wo Garry jetzt wohl war? Bestimmt auf dem Weg nach London. Im Traum schrie ich nach ihm, aber er schien mich nicht zu hören. Es war aussichtslos mit ihm zu sprechen. Er war weit, weit weg von mir und meinem Herzen.

The shadow behind meWhere stories live. Discover now