Herbsttage

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Drückend hing der Nebel über dem Wald, doch die Kinder der Gemeinschaft waren es schon gewohnt. Sie alle hatten schon mindestens einen Winter hier im Wald miterlebt und dieser stand ja noch am Anfang. Wirklich Winter war es auch noch nicht, doch es war bereits kühl und am Morgen konnte es manchmal passieren das Eis den Boden bedeckte.

Scorpio trug eine Mütze und eine warme Jacke, ihre Hände waren in kuschelige, aber dünne Handschuhe gehüllt, denn sie musste sehr genau zugreifen können. Sie kniete vor dem Gemüse und Kräuterbett und erntete alles an Kräutern, was reif war. Jede Nacht konnte es nun soweit sein und der erste Schnee könnte fallen, damit würden alle noch unreifen Kräuter sterben.

Sie kannte diesen Lauf der Natur und es hatte keinen Sinn in diesen Zyklus einzugreifen. Unreife Kräuter brachten ihr nichts, da konnte sie diese auch der Natur überlassen, die die Nährstoffe besser nutzen konnte als sie Menschen.

„Pio. Pio." Die kindliche Stimme kam von dem kleinen Jungen, den Scorpio mit dem Tragetuch auf dem Rücken trug und der sich scheinbar zu langweilen begann. „Ja, Kleiner. Ich bin hier fertig. Wir zwei machen jetzt Mittagessen, damit wir dann alle essen können. Was hältst du von Suppe?" Eigentlich musste sie ihn das nicht fragen, denn in den drei Wochen, die er nun hier war, hatte sie gelernt, dass er Suppe liebte.

Sie hatte viel über ihren kleinen Zwerg gelernt, vor allem dass er am allerliebsten auf seinen zwei kleinen Beinchen durch die Gegen stakste und die Welt erkundete. Das sorgte hier aber nur für Probleme, weil er ständig über etwas fallen konnte, deshalb war er nie alleine. Nur beim Unterricht konnte ihn nicht immer jemand halten oder beaufsichtigen, denn da sie auch Schwertkampf und Nahkampf trainierten, war die Gefahr, dass ihn jemand verletzte zu hoch.

Doch Tinnu hatte eine Lösung gefunden. Er hatte einen weiteren Korb gewebt, einen in dem Mareus bequem liegen konnte, und dieser hing während dieser Zeit immer in der Traumeiche. Mareus liebte diesen Korb heiß und innig und konnte sich stundenlang darin beschäftigen. Scorpio hatte Tinnu daraufhin um einen größeren für ihr Haus gebeten und sie hatte ihn auch bekommen. In dem lag der kleine Junge genau so gerne, schlief meistens sogar darin.

Jetzt wo der Winter anbrach würde sie den Jungen aber vermutlich mit in ihr Bett nehmen, denn trotz der Zauber konnte es in ihren Häusern kalt werden du sie wollte auf keinen Fall, dass dem Jungen etwas passierte. An dem Tisch angekommen, legte sie den Korb ab und band das Tuch los, sodass sie den Kleinen ordentlich auf den Arm nehmen konnte.

Der strahlte sie an und sie erwiderte sein Lächeln. Dieses Lachen war das erste in ihrem Leben, was ihr Herz voll und ganz aufgehen ließ und das vermutlich ohne es wirklich zu wollen. Alles andere hatte seine Zeit gebraucht, bis es ihr Herz überhaupt erreicht hatte. Mittlerweile gab es ein paar Dinge, die sie gerne tat oder ihr wichtig waren, doch Mareus stand an erster Stelle.

Sie setzte ihn in den Stuhl, den Tinnu extra für den kleinen Jungen gefertigt hatte und reichte ihm ein Spielzeug, dass durch einen Unfall entstanden war. Verwandlungssprüche lagen ihr einfach nicht und so hatte sie anstellte eines Korbes eine Art Netzkugel erhalten in der kleine Holzmurmeln herum rollten. Mareus liebte das Ding.

Ein Blick auf seine unversehrte Stirn ließ sie lächeln. Es hatte etwas gedauert, bis sich die Wunde geschlossen und die leichte Narbe verschwunden war. Nach der eigentlichen Heilsalbe war da nämlich eine Narbe gewesen, in der Form eines Blitzes. Das hatte sie alle verwirrt, denn eigentlich bildeten sich keine Narben bei dieser Salbe.

An der Salbe hatte es nicht liegen können, denn die benutzten sie ständig und es hatte nie eine Narbe gegeben. Scorpio, die die Salbe gemacht hatte, hatte sich geschnitten und damit geheilt, nur um herauszufinden, ob sie die Salbe richtig gemacht hatte. Sie hatte keine Narbe behalten, weshalb Tinnu Mareus den Jungen erneut untersucht hatte.

Die Unerwünschten von KnoxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt