Aear bhaile

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Noch hing Nebel über dem Wasser, doch langsam löste die Sonne auch die hartnäckigsten Nebelfetzen auf und die Strahlen der Morgensonne erreichten auch Scorpio, die bereits Frühs am Morgen wach war. Sie saß am Meer, ihre nackten Füße wurden immer wieder von kleinen, noch kalten Wellen umspült, eine Decke um die Schultern gelegt, und sah einfach nur in die Ferne.

Das Meer brachte sie zum träumen und sie verlor sich gerne in den ruhigen Geräuschen des Meeres und der wenigen Tiere, die so früh am Morgen bereits wach waren. Grenzenlosigkeit und Freiheit waren für sie, die als Kind so lange immer nur eingesperrt gewesen war, noch immer etwas ganz besonderes und etwas wirklich kostbares. Kaum etwas schätzte sie so hoch und um kaum etwas würde sie mehr kämpfen.

„Das du auch immer so früh am Morgen schon auf bist. Du hast ja nicht mal ein Feuer gemacht. Du unterkühlst dich noch. Wir haben schon Oktober, auch wenn es sich vielleicht nicht so anfühlt." Pheolinio legte beide Arme um sie und seine Wange an ihre, wobei er zurück zuckte, denn sie fühlte sich kalt an, kälter als ein Mensch sollte. Er sprang auf und legte das schon am vorherigen Abend gesammelte Treibholz auf die Asche des am vorherigen Abend verbrannten. Mit einem Zauber entfachte er ein Feuer.

Scorpio stand nun doch etwas steif auf und setzte sich ans Feuer, ihre nackten Füße möglichst nah an die tanzenden, grünblauen Flammen. „Manchmal träumst du einfach zu viel. Das Meer hat es dir echt angetan, nicht wahr?" Er setzte sich neben sie, schlang seine Arme um sie um sie zusätzlich zu wärmen und küsste sie auf die Wange. Scorpio nickte einfach nur und sah in die tanzenden Flammen.

Einige Minuten hatte das Paar für sich, dann tauchte Pete aus dem Zelt auf. Seine blonden Haare vom schlafen noch zerzauster als sonst, kam er zum Feuer. Dort rieb er sich die Augen. „Kein Tee?" „Ich..." „Du bleibst sitzen und wärmst dich weiter auf. Ich gehe Wasser holen und Pete deine Tasche." Scorpio wollte protestieren, doch ein Blick ihres Freundes ließ sie verstummen.

Sie blieb am Feuer sitzen, während Pete noch einmal im Zelt verschwand und Pheolinio mit einer großen Teekanne zwischen den Dünen verschwand. Dort gab es einen Fluss, der ein Stück weiter im Meer endete, doch Tinnu hatte ihnen beigebrachte, dass sich in Flussmündungen häufig Süß- und Salzwasser mischten und das das entstehende Brachwasser nicht verträglich war.

Sie mochte es zwar nicht, dass sie so bemuttert wurde, doch sie konnte es irgendwo auch verstehen. Pheolinio wollte sie beschützen und daher sagte sie nichts, auch wenn sie bei jedem anderen wohl ein Theater daraus gemacht hätte. So aber zog sie nur die Decke enger um sich und nahm dann ihre Tasche entgegen.

Als Pheolinio mit der Kanne zurück kam, hatte Scorpio sich bereits eine Teemischung herausgesucht, füllte diese zu dem Wasser und stellte die Kanne mitten ins Feuer. „Hier. Anziehen." Sie konnte kaum reagieren, wie ein Paar Sockel und ihre Stiefel ihr in den Schoß geworfen wurden. Mit verzogenem Gesicht sah sie zu ihrem Freund. „Oh nein. Du bist unsere Heilerin, du solltest wissen, dass Unterkühlungen alles andere als lustig sind. Und so sehr du den Sand auch liebst, du solltest die Schuhe anziehen."

Scorpio grummelte, zog aber Socken und Stiefel an und fühlte, wie sich ihre Füße aufwärmten. Ein paar Momente saßen sie zu dritt um das Feuer, einfach nur in die Flammen starrend, doch dann kamen kleine Schwaden aus dem Hals der Teekanne und Scorpio holte mit Magie die Becher aus dem Zelt und die Kanne aus den Flammen. Dank eines permanenten Zaubers auf dem Henkel konnte sie die Kanne gleich ergreifen und in drei der Tassen einschenken.

Pete griff gleich nach seinem Becher, schloss die Hände darum und pustete hinein. Die beiden Älteren stellten ihre Becher auf den Steinen ab, die um das Feuer einen Ring bildeten, und Scorpio stellte die Kanne an den Rand der Flammen. „Es wird Zeit, dass wir die nächste Stadt erreichen. Durch die Stürme haben wir viel Zeit verloren." murmelte Scorpio.

Die Unerwünschten von KnoxWhere stories live. Discover now