Morgenstunde

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„Willst du was trinken?", war nun sie es, die die Stille brach. „Klar gerne." Sie stand auf und ging wieder nach drinnen in das Wohnzimmer, gefolgt von mir, wo sie an einem Schrank stehen blieb. Verwundert sah ich sie an. „In der Küche ist kein Platz für den Alk.", gab sie knapp zurück und hielt mir dann eine Flasche mit der Aufschrift „Bärchenschnapps" hin. „Kennste das? Schmeckt gut, ziemlich süß." „Ich Probier mal.", war meine Antwort während sie mir den Schnaps in die Hand drückte und zwei Schnaps Gläser raus holte.
Wir ließen uns auf der Couch nieder, sie schenkte ein und obwohl der Schnaps nicht ganz mein Fall war, war die Flasche in kürzester Zeit leer.

Ich war ziemlich trinkfest, wohingegen Julia schon nach dem fünften Glas nicht mehr richtig einschenken konnte und nur noch dümmliches Gelächter von sich gab. Sie lallte.
Kurz betrachtete sie die leere Flasche, erhob sich so abrupt das ich mich erschreckte und versuchte schwankend um den Tisch herum zulaufen. Ich konnte das nur belustigt mit ansehen.
Aus dem Schrank holte sie dann eine Flasche Vodka, die wir nicht mehr leer tranken. Nach drei Gläsern sah ich ihres nämlich schon fast am Boden und entschloss einfach, wir würden nun schlafen gehen.
Zur Sicherheit nahm ich mir das wegräumen der Flaschen und Gläser vor, danach gingen wir in ihr Zimmer. Die Tür machte sie hinter uns zu, mit den gelallten Worten ‚Sonst kann ich nicht schlafen'.
Sie machte das Licht an und betrachtete mich dann, wie ich dumm im Raum rum stand. „Sachen hab ich für dich leider nicht und du musst innen schlafen.", lallte sie und ich war überrascht das sie noch ganze logische Sätze zustande brachte. „Kein Ding, brauch ich nicht.", gab ich zurück während ich meine Schuhe von den Füßen kickte und meine Jeans öffnete. Davon bekam Julia aber nichts mehr mit, sie war nämlich dabei ihre Schlafsachen rauszusuchen.

Also ich bloß noch mit Shirt und Boxer vor ihr stand sah sie mich wieder an und lallte dann bestimmt: „Dreh dich um!" Erst wollte ich was erwidern, ließ es aber weil sie eh zu betrunken war. Lieber drehte ich mich um bis sie ‚Fertig' rief.

Ich legte mich also ganz innen ins Bett während sie sich neben mich legte. Es verging nicht viel Zeit da war sie schon fest am schlafen.

Am morgen wurde ich mehr als unsanft gerüttelt. Grummelnd machte ich dann doch die Augen auf. Über mir erblickte ich das hübsche Gesicht von Julia, die mich mit ihren schönen blauen Augen anblitze. Unwillkürlich musste ich etwas schmunzeln.
„Jetzt steh endlich auf!", zischte sie und mein schmunzeln wich purer Verwirrung. „Du musst verschwinden bevor meine Eltern aufwachen!", zischte sie erneut und war auch schon vom Bett gesprungen um an der Tür zu lauschen.
Wohl oder übel quälte ich mich aus dem Bett. „Jetzt muss ich dich doch fragen wie alt du bist?", gab ich, mich am Hinterkopf kratzend, zu. „Keine Angst, ich bin zwanzig. Ich wohne aus purer Not noch hier.", flüsterte sie.
Uff, pure Erleichterung. Wenn ich jetzt noch ne minderjährige mit Schnaps und Vodka abgefüllt hätte wäre das echt scheiße gewesen.

Gemächlich zog ich meine Jeans wieder an. Nachdem auch die Schuhe wieder saßen, überprüfte sie noch mal durch einen Spalt ob die Luft rein war und winkte mich schnell zur Tür.
Ein kurzes und leises ‚Auf Wiedersehen' und schon stand ich alleine in einem fremden Treppenhaus und das mit nem leichten Anflug eines Katers. Wieso hatte sie das so locker weggesteckt?

Julia
Nach dem ich mich noch mal versichert hatte, das niemand etwas gemerkt hatte, schlich ich zurück in mein Zimmer und legte mich zurück in mein Bett, als wäre nichts gewesen.
Als ich mich in die Ecke zur Wand schmiegte bemerkte ich zum ersten Mal diesen Geruch.
Diesen unverwechselbaren Geruch der sich auf meinem ganzen Bett verteilt hatte. Unbemerkt von mir selbst drückte ich meinen Kopf fester in mein Kissen um ihn vollkommen aufzusaugen.
Gestern Nacht war mir gar nicht aufgefallen wie gut Carlo gerochen hatte.

Als ich gegen Nachmittag die Wohnung verließ und gerade die Straße runterlaufen wollte, fiel mir dieses Auto auf, das einfach nicht ins Bild passte.
Ich ging drauf zu und klopfte gegen die Scheibe. Carlo schreckte vom Lenkrad hoch, auf dem sein Kopf gelegen hatte und sah mich verpennt an. Ich deutet ihm an das Fenster runter zu lassen, dem er nach kurzer Orientierungsphase nachkam.
„Na, hast du mich doch vermisst?", grinste er mich breit an. „Oder du mich? Denn ich wohne nur ein paar Meter weg.", gab ich trocken zurück. Sein grinsen wurde zu einem kleinen Schmunzeln.
„Willst du weiter hier rum stehen?", fragte ich weiter. „Wieso? Willst du etwa Wohin?", grinste er schon wieder. Zaghaft nickte ich. „Na dann steig mal ein.", sagte er, lehnte sich dann über den Beifahrersitz, um die Tür für mich schon mal zu öffnen. Währenddessen lief ich ums Auto rum um einzusteigen.

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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel:)

Freue mich über Bewertungen!:)

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