August & September (WAKE ME UP)

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Der August war mein erster Monat in der „Dementia Society Perak".

Der August war auch ein sehr glücklicher Monat. Alle Aufgaben die ich in diesem Monat übernommen habe, lassen sich gut im Kapitel „Die ersten zwei Wochen" nachlesen.

In meinen Notizen zu diesem Monat steht aber auch, dass ich mich von allem sehr überwältigt und auch ein wenig einsam fühlte.

Die ersten zwei Monate war ich die einzige deutsche Freiwillige in Ipoh und da ich auch nicht außerhalb meines Bundeslandes reisen durfte, kam ich mir ab und an isoliert vor.

Der einzige wirklich negative Punkt im August war Merdeka. Der 60igste Unabhängigkeitstag Malaysias.

Natürlich war nicht Merdeka an sich eine schlechte Erfahrung, sondern die fünf Tage ohne Verbindung zur Außenwelt. Das war das erste Mal, dass mich das Heimweh so richtig packte und auch das erste Mal, dass ich weinen musste.

Im September änderte sich dann so einiges.

Zunächst einmal wurden ein paar Sachen von meiner Liste an organisatorischen Büro-Aufgaben gestrichen und ich sollte von nun an einige Klienten auf die Toilette begleiten und ihnen helfen.

Das klingt jetzt erstmal eher unschön. Wer möchte schon gerne fremden Menschen den Arsch, mal auf gut Deutsch gesagt, abwischen? Man gewöhnt sich aber sehr schnell daran.

Im September begannen die Dinge langsam zu schwanken und ich arbeitete sehr viele Überstunden aufgrund des anstehenden Memory Walks.

Der Memory Walk ist ein Spendenlauf, den mein Projekt jedes Jahr aufs Neue organisiert.

In meinen Notizen steht hier:

„Das Memory Walk Wochenende war ein bisschen furchtbar. Ich versuche mir ins Gedächtnis zu rufen, dass alles für einen guten Zweck ist, aber ich fühle mich so unter Druck gesetzt und erschöpft, dass ich am Liebsten hätte, dass es alles schon vorbei ist.

Ich hatte die ersten Probleme mit meiner Chefin, die aufgrund eines winzigen Missverständnisses seit zwei Tagen nicht mehr mit mir redet und auch keine Entschuldigung akzeptieren möchte. Ich habe mich noch nie so furchtbar gefühlt.

Es stimmt, wenn die Leute sagen, dass es schlimmer ist keine Worte des Zornes oder Ähnlichem mehr zu bekommen, sondern nur mit Schweigen gestraft wird."

My Travels - Ein BlogWhere stories live. Discover now