Manuels abend

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Ich schloss die Tür auf und wurde direkt von meiner Mutter mit einem finsteren Blick begrüßt. „Manuel, wo warst du? Du hast nicht bescheid gegeben oder einen Zettel hinterlassen." Sie stemmte ihre Hände in ihre Hüften. Ich zog, ohne ihr Beachtung zu schenken, einfach weiter meine Schuhe aus. „Manuel Büttinghaus. Wo warst du?"

Ich wollte mich nicht erklären. Ich mochte es nicht, wenn meine Mutter immer wissen musste, was ich tat. Ich war nicht mehr minderjährig. Und dass ich mich mit einem Mann traf, musste sie auch nicht wissen. Zum Glück hatte mein Bruder dicht gehalten und nicht gepetzt. „Manuel.", ermahnte sie mich wieder. Ich hob den Kopf an und sah zu ihr. „Du kannst nicht stundenlang weg sein und nicht mal ans Handy gehen, wenn ich dir eine Nachricht schreibe. Du weißt genau, du sollst dann antworten. Ich habe mir Sorgen gemacht!", schimpfte sie weiter.

Tatsächlich hatte ich ihre Anrufe und Nachrichten ignoriert, weil ich nicht wollte das Patrick mich als Muttersöhnchen sah. Ich wollte ihn nicht direkt vergraulen. Jetzt, wo ich die Hoffnung hatte einen Freund gefunden zu haben. „Du musst nicht alles wissen.", meinte ich dann schließlich zu Mama und ging an ihr vorbei, um in mein Zimmer zu kommen. „Manuel, doch. Ich bin deine Mutter." Hastig kam sie hinter mir her. „Wenn du es mir nicht sagst, kannst du dein morgendlichen Termin in der Bar streichen!" In mir kam Wut auf. „Tut mir leid, ich kann es dir nicht sagen. Bin ja schließlich stumm." Als ich meine Hände runter nahm, japste sie nach Luft. Doch ehe sie weiteres dazu sagen konnte, knallte ich mit Schwung meine Zimmertür zu und drehte den Schlüssel um. Das konnte sie mir wirklich nicht verbieten.

Frustriert setzte ich mich auf mein Bett und stütze mir mein Gesicht in die Hände. Wenn ich Mutter erzählte, dass ich mich mit einem Mann traf, würde sie wieder außer sich sein. Sie wusste, dass ich nicht nur auf Frauen stand. Allerdings verabscheute sie jeden Mann, mit dem ich zutun hatte. Sie dachte sofort, ich würde mit ihm ins Bett gehen. Sie fand solche Menschen eklig. Es tat mir eigentlich nicht mehr wirklich weh, weil ich mich an den Gedanken gewöhnt hatte. Allerdings war es lästig mich immer erklären zu müssen. Wenn Patrick mich mal Besuchen wollte, wie würde sie reagieren? Er war ja schließlich nur ein bekannter. Ein Freund. Nicht mein Freund. Doch das würde sie natürlich sofort denken.

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, stand ich auf und verließ wieder mein Zimmer, um mich Bettfertig zu machen. Es war spät. Irgendwie konnte ich Mamas sorge doch irgendwo verstehen. Schließlich war ich ihr Sorgenkind. Aber so zu reagieren, war dennoch überflüssig.

Ich putzte mir die Zähne, band mir einen Zopf und ging zurück in mein Zimmer, wo ich mir die Kleidung auszog und in eine kurze Jogginghose stieg. Kurze Zeit später lag ich auch schon im Bett und schaute auf das Bild, was ich von Patrick und mir gemacht hatten. Ich zoomte an ihn heran und betrachtete sein Antlitz. Er war anders als die anderen, das merkte ich sofort. Er war nett und akzeptierte mich. Ich lächelte. Außerdem sah er gut aus. Ich hoffte wirklich darauf, dass ich ihn morgen nach dem Auftritt nochmal abfangen kann, um mit ihm etwas zu trinken. Vielleicht wurden wir ja wirklich richtig gute Freunde, die alles miteinander teilten.

Der Pianist / KürbistumorNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ