15. Andere Saiten aufziehen

2.3K 117 2
                                    

- Elenas POV -

Es war einer dieser Tage, die man unter dem Ordner „absolute Vollkatastrophe" ablegen konnte und am Ende bereute, überhaupt aufgestanden zu sein.
Dass mein Tag sogar noch ausgerechnet in Harrys Bett angefangen hatte, war bloß noch die Krönung des ganzen.

Erschlagen lag ich spät abends glücklicherweise wieder in meinem eigenen Hotelzimmer und starrte in die Leere. Die Dunkelheit sollte mir zwar das Gefühl geben, als würde ich tatsächlich Schlaf finden können, doch in meinem Kopf war längst keine Ruhe eingekehrt.

Mit Jeff war an diesem Tag nicht mehr viel anzufangen gewesen, nachdem ihn die Jonathan Ross Show den letzten Nerv gekostet hatte. Oder besser gesagt hatte Jeff es für besser erachtet, mich aus solch prekären Situationen rauszuhalten - immerhin war ich ja nur das Betthäschen von Harry Styles, das aus keinem anderen Grund hier gelandet war.

Ruhlos drehte ich mich auf den Bauch und drückte brummend mein Gesicht in das Kopfkissen.
Was war bloß in mich gefahren, dass mir alles erst jetzt bewusst wurde?
Dass ich erst jetzt erkannte, wie mich alle um mich herum wahrnehmen mussten und dass jeder hier sein ganz eigenes Spiel spielte?

Es grenzte bereits an ein Wunder, dass ich überhaupt die Chance hatte, all diese Erfahrungen hier zu machen und in meinen künftigen Lebenslauf aufnehmen zu dürfen.
Hatte ich wirklich erwartet, dass ich auch noch nette Chefs und einen tiefsinnigen, melancholischen Künstler, der wahres Interesse an mir hatte, zu diesem Jackpot dazu bekommen sollte?

Seufzend lag ich auf meiner weichen Matratze und verpasste mir innerlich eine schallende Ohrfeige.
Ich konnte mich doch nicht in einer solch aufregenden Zeit, in der ich so viel lernen konnte, nun von einem einzigen Mann aufhalten lassen.
Es war - schockierenderweise schon früher als erwartet - an der Zeit einen Schlussstrich zu ziehen und neu anzufangen.
Und zwar voll und ganz bei Modest und ohne länger Gedanken an Harry zu verschwenden.

Ich war nicht wegen ihm hier, auch wenn ich ihm diese Chance zu verdanken hatte. Ich konnte nicht mehr ändern, dass ich mich in ihm getäuscht hatte.
Allerdings konnte ich sehr wohl meine Frau stehen und allen hier, die mich niemals richtig ernst genommen hatten, das Gegenteil beweisen.

Zwar hatte ich auch mit dem Gedanken gespielt, mich auf Jeffs Vorschlag einzulassen und Harry doch als Tür in diese Welt zu nutzen, doch auf dieses Niveau wollte ich mich nicht herablassen.
Ich wollte auf meine Arbeit setzen, mein Können und nicht mehr als nötig mit Harry Styles zu tun haben.

Entschlossen atmete ich durch.
Nach dem Interview bei Jonathan Ross gab es sicherlich viel zu tun. Jeff musste einiges an Arbeit haben, bevor es übermorgen ohnehin schon nach Südamerika ging. Und das war meine Chance, zu Glänzen und mir Jeffs Anerkennung zu verdienen.

Mit diesem Entschluss im Kopf konnte ich endlich einschlafen und klammerte mich an den Gedanken, dass es von nun an ja bloß mehr bergauf gehen konnte.

_________

Tatsächlich hatte ich es geschafft, den Jungs bestmöglich auszuweichen und mir von Jeff Arbeiten aufbrummen zu lassen, die denkbar weit vom Kontakt mit der Band weglagen.
Und diese Arbeiten erledigte ich gewissenhafter und schneller denn je.
Allerdings schien Jeff das kaum aufzufallen, denn der zerbrach sich nach wie vor den Kopf über das Image der Boyband.

Das Jonathan Ross Interview lag erst einen Tag zurück und war noch nicht einmal ausgestrahlt worden, doch für Jeff stand bereits fest, dass es an der Zeit war, andere Saiten aufzuziehen.

Open up to me || h.s.  ✓Where stories live. Discover now