24. „Was bin ich für dich, Elena?"

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- Elenas POV -

Vermutlich hätte es mich mehr erschrecken sollen, dass es mitten in der Nacht an der Hoteltür klopfte, doch schockierenderweise war ich nahezu erleichtert über diesen Besuch.
Nachdem ich von Jeffs Plänen gehört hatte und er auch die Jungs davon unterrichtet hatte, hatten Liam, Louis, Niall und auch Harry sich zurückgezogen, sind jedem aus dem Weg gegangen und sind letztendlich ohne ein weiteres Wort zurück ins Hotel gefahren.

Ich ahnte, wie traurig und aufgewühlt Harry darüber sein musste, dass Modest ihn schon wieder aufhielt und nicht zu seiner Familie lassen wollte, obwohl er diese ruhige Zeit so sehr gebraucht hätte.
Zu gerne wäre ich für ihn da gewesen und hätte ihm zur Seite gestanden, auch wenn ich selbst noch mit meiner Wut auf Jeff zu kämpfen hatte.
Entsprechend glücklich war ich schließlich auch, als das zaghafte Klopfen an der Türe durch das leere Hotelzimmer ging.

Ich hatte mir die Nacht ohnehin um die Ohren geschlagen und war mir sicher, dass es Harry sein musste, der nun doch den Weg zu mir gefunden hatte.
„Hey", öffnete ich schwungvoll die Türe und sofort stand mir unwillkürlich ein Lächeln im Gesicht, als ich tatsächlich Harry, komplett in schwarz gekleidet, auf dem Flur stehen sah. „Komm rein."

Dankbar nickte er und lief wortlos an mir vorbei, hinein in mein Hotelzimmer.
Er sah nicht gut aus. Sicher, er war nach wie vor gutaussehend, doch zum ersten Mal standen tiefe Schatten unter seinen Augen und auch sein Blick war müde und trüb.
„Du weißt, was Jeff getan hat, nicht wahr?", platzte es auch sofort aus Harry heraus, als er sich direkt auf das Sofa neben der Fensterfront des Zimmer niederließ.

In seiner Stimme lag kein Vorwurf, doch trotzdem sah er mich so eindringlich an, dass ich mich schuldig fühlte.
Jeffs Taten waren nicht meine, ebenso wie seine Entscheidungen, doch trotzdem war ich Teil von Modest - von dem Management, das Harry und die Jungs so schrecklich ausbeuten wollte.

„Ja", räumte ich kleinlaut ein und kam langsam auf ihn zu, um mich auf den Sessel ihm gegenüber sinken zu lassen.„Ich hab versucht mit Jeff zu reden, aber er -"
„Er lässt sich nichts sagen, ich weiß", fiel mir Harry ins Wort. Ich wusste, dass er nicht unhöflich sein wollte - ganz im Gegenteil. Er versuchte vermutlich mir zu zeigen, dass er mir keine Schuld an Modests Plänen gab und Verständnis dafür hatte, dass ich nichts daran ändern konnte, doch trotzdem musterte ich Harry in diesem Moment skeptisch.

Er klang so resigniert und hoffnungslos, dass ich - wie ich erschrocken feststellen musste - plötzlich einen leichten Anflug von Wut in mir aufkommen spürte. Dieses Mal allerdings nichts auf Jeff, sondern auf Harry.
Natürlich tat er mir leid und es war auch keineswegs fair, was das Management mit den Jungs machte, doch er war ein erwachsener Mann, der selbst nicht wenig Einfluss hatte. Modest war ebenso abhängig von ihm und den Jungs.
Er konnte nicht immer Ja und Amen sagen, wenn er nicht in wenigen Jahren oder vielleicht nur wenigen Monaten am Ende sein wollte.

„Klar, von mir lässt er sich nichts sagen", lenkte ich daher ein. „Aber von dir, wenn du ihm bloß mal die Pistole auf die Brust setzen würdest. Er würde niemals riskieren, dass sich noch jemand aus der Band verabschiedet, du schon gar nicht."
Ich war selbst überrascht von meinen plötzlichen und ehrlichen Worten, doch diese niedergeschlagene Haltung, die Harry an den Tag legte, ging mir direkt ans Herz und ich wünschte mir nicht sehnlicher, als dass er einfach wieder glücklich sein würde.

Erstaunt schien auch Harry zu sein und sah mich durch seine grünen Augen an.
„Willst du mir hier gerade raten, einen Kleinkrieg mit Modest vom Zaun zu brechen?"
Ich hörte selbst, wie verrückt das klang, immerhin sollte ich eigentlich auf der anderen Seite stehen, doch in diesem Fall stand Harrys Wohl über allem. Und dazu musste er endlich einmal seinen Standpunkt klarmachen.

Open up to me || h.s.  ✓Where stories live. Discover now