17. Überraschender Besuch

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- Elenas POV -

Was hier passierte, ließ mir den Atem stocken. Ich hatte bereits zuvor Fanmengen erlebt und wusste, wie verrückt sie nach den Jungs waren, doch die Situation an diesem Flughafen war vollkommen irreal.
Bloß mehr verschwommen und dumpf nahm ich die Schreie wahr, ebenso wie die ständigen lautstarken Aufforderungen der Bodyguards und auch das Blitzlichtgewitter, das vor uns lag.

Das hier hatte nichts mehr mit ordentlicher Arbeit der Reporter oder herzlicher Fanliebe zu tun.
Es war schlicht respektlos, wie sie alle versuchten, die Sicherheitskräfte zu überrennen, um an Harry und Niall zu gelangen oder das beste Foto zu schießen.

Mein Herz klopfte so unfassbar schnell, meine Beine trugen mich wie von selbst, doch trotzdem stand ich neben mir. Es war ein Moment, in dem die Welt kurz stillzustehen schien und ich all die hysterischen, rücksichtslosen Gesichter um mich herum wahrnahm.
Es waren nicht bloß die Fans, die über das Ziel hinausschossen. Es waren die Paparazzi, die Reporter - und auch meine Kollegen, die achtlos auf direktem Wege auf den rettenden Wagen zusteuerten.

Es war ihnen vollkommen gleichgültig, immerhin hatten sie ihre Arbeit erledigt.
Genau das war es, was wir verkauften - das Leben dieser jungen Männer, ihre Freiheit und ihre Selbstbestimmung.
Ich hatte es immer gewusst und mir war auch klar, dass sich die Jungs damals, als sie diesen Weg gewählt haben, bewusst dazu entschieden hatten, doch trotzdem fühlte ich mich in diesem Moment so schrecklich schwer.
Schwer in meinen Bewegungen, in meinem Herzen und auch in meinem Gewissen.

Aber anscheinend war ich die Einzige des Managements, die noch bewusst wahrnahm, wie Niall und Harry mit sich zu kämpfen hatten.
Letzterer wandte bloß noch müde seinen Kopf um, als wahllos fremde Hände an seinem T-shirt zogen und sah mir direkt in die Augen, als hätte er gewusst, dass ich ihn in diesem Moment fixiert hatte.
Er sah mir in die Augen und gleichzeitig spürte ich wieder das, was sich wie ein leichter Schlag in den Magen anfühlte.

Sein Blick war so erschreckend leer, tief und beinahe flehend. Er sah mich an, wie er mich bei unseren ersten Begegnungen immer angesehen hatte und damit mein Interesse geweckt hatte.
Ich wusste noch nicht einmal, ob er diesen Blick jemals wirklich abgelegt hatte, nachdem ich ihm seit unserer gemeinsamen Nacht so konsequent aus dem Weg gegangen war.

Zweifelnd sah ich ihn an und wäre um ein Haar Stehen geblieben, als ich von der schützenden Menschentraube um Harry und Niall bereits weitergeschoben wurde und wir uns endlich dem Ziel - den sicheren, schwarzen Wägen mit abgedunkelten Scheiben - näherten.

Sofort hatte diese Hektik wieder Besitz von mir ergriffen und auch der Blickkontakt zu Harry riss ruckartig wieder ab.
Während ich zu dem einen Wagen gewunken wurde, wurde Harry zu dem Hinteren geschoben und rettete sich mit Niall unsanft in dessen Innenraum.

Wir waren gerade erst in Südamerika, genauer gesagt Chile, angekommen und doch hatte es mich jetzt schon wieder ordentlich durcheinandergeworfen.
Louis' kürzliche Standpauke, wenn man sie denn so nennen wollte, was meinen Umgang mit Harry betraf, hatte ich gekonnt verdrängt und seinen Worten keine weitere Bedeutung beigemessen.
Er war ein Freund von Harry, der sich in Angelegenheit einmischte, die ihn beim besten Willen nichts angingen.
Doch nun hallten seine Worte doch in mir wieder.

Du weißt dank Harry vermutlich sogar mehr über uns und unsere Leben als Jeff. Dass du trotzdem noch hier stehst und anfängst, dich genauso wenig um Harry zu scheren, wie alle anderen hier, ist echt traurig.
Seine Vorwürfe hätten mich sicherlich tief erschüttert, wenn ich es nur zugelassen hätte. Doch ich hatte mich so in mein Weltbild und den Gedanken, dass Harry dieser egoistische Frauenheld sei, verrannt, dass ich Louis' Worte kaum an mich herankommen lassen hatte.

Open up to me || h.s.  ✓Where stories live. Discover now