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Jeonghan

Ich fülle meine Tasse mit Kaffee wieder auf und setzte mich wieder auf die Couch. Auf die andere Seite diesmal. Joshua lachte leise, als er es bemerkte. Er wusste genau, dass ich struggelte und es gefiel ihm. Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Zu mindest war das der Plan, doch Joshua grinste nur und ließ seinen Blick über meinen Köper gleiten. 

Jap, da checke mich jemand aus. 
Und es macht mich immer noch so nervös, wie vor 300 Jahren. 

"Lass das", zischte ich und Joshua setzte einen unschuldigen Blick auf. "Entschuldigung", sagte er leise, doch ich konnte an seinem verstecken Grinsen sehen, dass es ihm kein bisschen Leid tat. Ich kratzte mich verlegen am Kopf. Trottel. 

"Wie geht es jetzt weiter?", wollte ich wissen. "Kannst du ohne Meister überhaupt so einfach hier rumfliegen?" Joshua blies die Backen auf. "Eine Firma funktioniert nicht ohne einen Chef, irgendwann wird der Posten neu besetzt", meinte er nach ein paar Sekunden Nachdenken. "Wie viel Zeit hast du?", fragte ich weiter. Er sah mich mit einer Mischung aus Sorge und vielleicht sogar ein bisschen Angst an. "Nicht viel."

Was passierte dann wohl? Irgendwie war ich mir nicht sicher, ob ich das rausfinden wollte, denn ich hatte doch das ungute Gefühl, dass das ein Problem wäre. Ich biss mir auf die Lippe. "Wo bekommen wir denn jetzt einen Meister für dich her?", fragte ich und Joshua zog eine Augenbraue hoch und sah mich an, als hätte ich irgendwas Offensichtliches übersehen.

"Was?", fragte ich unentspannt und seine Augenbraue wanderte noch höher. Stille legte sich über uns. Ein paar Sekunden vergingen. "Was?", fragte ich noch mal. Joshua sah mich noch ein paar Sekunden unverwandt, bevor er mehr für sich selbst nickte. Schließlich schenkte er mir ein Sonnenscheinlächeln. 

"Jeonghan", sagte er, "du bist so Bottom." 

Ich zog geräuschvoll Luft ein, während Joshuas Lächeln undurchsichtig wurde und er mir wieder ein Stück näher kam und sich zu mir lehnte. "Warst du noch nie jemandes Meister, Jeonghan?", fragte er mich mit noch tieferer Stimme als sonst und das klang doch sehr zweideutig. 

Ich verpasse ihm einen Schubser und er ließ es sich mit einem kleinen Lachen gefallen. Ich räusperte mich und musterte ihn. "Okay, okay. Und wie macht man das?", wollte ich wissen, nur um selbst inne zu halten. "Das kannst du mir nicht sagen, nicht wahr?" "Es ist nicht so schwer. Jeonghan. Es ist logisch", sagte er und sah mich erwartungsvoll an. 

Ich atmete einmal tief durch und sah ihn an. "Ich ... muss mir was wünschen?", vermutete ich. Joshua legte den Kopf schief. "Calico-Katzen sind vierfarbig und zu 99% weiblich", meinte er. Ich trank einen Schluck von meinem Kaffee. Also ja. Doch was sollte ich mir schon wünschen? Ich hatte mir noch nie wirklich etwas gewünscht. Ich war genügsam. 

Ich brauchte kein Geld, keine Schönheit, keine Anerkennung oder was auch immer andere sich von einem Dschinn wünschen mochten. Ich war mit mir und meinem Leben zufrieden. Das einzige was, ich mir vielleicht wünschte, war das Joshua seine Klappe endlich auf machen konnte, um mir verdammt noch mal zu sagen, was passiert war, denn die Ungewissheit frustrierte mich. 

Wie sollte ich verstehen, was uns passiert war, wenn ich nur raus bekam, was ich mir errätselte und ich mit Joshua quasi nur in Soduko über die Sache reden konnte? So kamen wir nicht weiter. Wenn seine Sperre sich mal eben dezent verflüchtigen würde, dann wäre uns doch sehr geholfen. 

Ich wurde davon aus meinen Gedanken gezogen, dass Joshua sanft mein Kinn zwischen seine Finger nahm, meinen Kopf in seine Richtung drehte und mir wieder diesen intensiven Blick schenkte, der mir eine Gänsehaut verpasste jnd dafür sorgte, dass meine Beine wabbelig wurden. "Du hast einen", stellte er fest. "Wie ist dein Wunsch?" 

Ich blinzelte irritiert. Ich hatte einen Wunsch? "Dir ging grade was durch den Kopf. Ein Wunsch. Sprich ihn aus, Jeonghan." Ich versuchte meinen Gedanken zusammeln. Was hatte ich grade gedacht? Irgendwie konnte ich grade nur an eine Sache denken, die mich spontan beschäftigte. 

"Warum musste du mich eigentlich immer antatschen?"

Wer jetzt glaubte Herr von und zu Dschinn würde so eine Frage peinlich berühren und er würde eine Entschuldigung nuschelnd die Hand sinken lassen... der kannte einfach Joshua nicht. "Keine Ahnung", antwortete er unbekümmert und grinste leicht. "Ich kann einfach nicht die Pfoten von dir lassen, ich kann mir nicht helfen. Sorry?" Ich seufzte und umfasste seine Hand und löste sie von mir. Wer sollte sich denn so konzentrieren?

Ich ließ meine Gedanken Revue passieren. Ich hatte darüber nachgedacht, dass ich wollte das er sprach und ich ließ mir die Sache durch den Kopf gehen. Das war ein ausgezeichneter Wunsch, vorausgesetzt er konnte ihn erfüllen. 

"Ich wünsche mir das du von deiner albernen Maulsperre befreit bist." 

Joshua sah mich verblüfft an. "Ich hab keine Ahnung, ob das funktioniert", gab er zu. "Das ist aber mein Wunsch", beharrte ich. Joshua sah mich ein paar Sekunden unverwandt an. "So sei es", sagte er schließlich und hob die Hand. Er schnipste und ich wartete ab. 

"Und? Fühlst du dich anders?", wollte ich wissen. Er schüttelte den Kopf. "Aber", er hielt kurz inne und räusperte sich dann. "Ich... bin... ein.... ... Dschinn." Kaum hatte er den Satz ausgesprochen hellte sich seinen Gesicht in purer Begeisterung auf. "Es hat geklappt", sagte er enthusiastisch. Ich war mit soviel Begeisterung fast überfordert. 

"Okay?", fragte ich unsicher. "Und weiter?" Joshua atmete tief durch. "Ich habe einen Wusch abgelehnt. Das ist die einzige Sache, für die ein Dschinn betraft werden kann. Wenn wir das tun, da werden wir in das nächstbeste verschließbare Gefäß gesperrt. Darum steckte ich in einem Tintenfass." 

Er stoppte sich kurz um sich zu sammeln, wobei eher unterbewusst seine trocken Lippen befeuchtete. Ich sollte da nicht so drauf starren. Ich benahm mich bald noch wie ein Fangirl, wenn das so weiter ging und das ging gar nicht. "Das Dumme ist, dass man da erst wieder raus kommen, wenn jemand eine richtige Beschwörung durchführt und man selber der nächstbeste Dschinn ist oder wenn das Gefäß zerstört wird", erklärte er weiter. "Offensichtlich war dein Vorgänger so freundlich mich zu vergraben."

Ich schwieg ein paar Sekunden. "Wer war dein letzter Meister?", wollte ich wissen, doch Joshua schüttelte nur den Kopf. "Es lohnt sich nicht, deswegen sich noch nach 300 später aufzuregen. Wenn ich es dir sagen, dass wird aber sehr wahrscheinlich genau das passieren und das ist es gar nicht mehr Wert. Sagen wir einfach, es ist dumm gelaufen und es lässt sich nicht ändern", meinte er. 

Ich runzelte verärgert die Stirn. Ich hatte mir nicht den Maulkorb weg gewünscht, damit er jetzt von sich aus dicht machte. Ich trank den letzten Schluck von meinem Kaffee. Ich kannte seinen letzten Meister, soviel war offensichtlich, doch er wollte mir nicht sagen wer es war. Warum? Was versprach Joshua sich davon? Ich stand auf und brachte die Tasse rüber in die Spüle. 

Joshua beobachtete mich mit einer gewissen Unruhe, während ich mich an eine Truhe herantrat, die ich an der Wand stehen hatte. "Wirfst du mich jetzt raus, Han?", fragte er, doch ich beendete nur mein Vorhaben, öffnete die Truhe und zog eine Decke aus ihr heraus. Ich warf ihn damit ab und er schenkte mir einen irritierten Blick. 

"Du schläfst auf der Couch."

Falling for youWhere stories live. Discover now