abendliche Beobachtungen

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„Verdammt, was tu ich hier eigentlich?", überlegte Elli, als sie Sonntagnachmittag in die Tiefgarage des Gebäudes fuhr, in dem sich unter anderem auch das Fitnesscenter von Christopher befand.

Bis vor wenigen Minuten war sie sich noch ihrer Sache sicher gewesen.

Verflucht sei dieser fürchterliche Anblick vom Vorabend!

Dieser fürchterlich HEISSE Anblick...

Während sie am Abend über ihre Unterlagen gebeugt im Wohnzimmer saß, bemerkte sie, wie das Licht im Haus von Christopher an ging. Zum Vorschein waren viele Kisten gekommen, beinahe wie Gerümpel, doch das lag wohl daran, dass er sich für den Umbau des Hauses vorerst nur auf zwei Zimmer in der oberen Etage beschränkte: Ein Schlafzimmer mit angrenzendem Bad.

Chrisopher war herein gekommen, hatte die Türen geschlossen und war schnurstracks ins Badezimmer spaziert, wo er seine Klamotten und den großen, dunklen Fleck darauf in einem Spiegel zu betrachtete.

Sie war sich so schäbig vorgekommen ihn zu beobachten.

Elli hatte sich wirklich gewünscht, er hätte Gardinen oder zumindest Vorhänge vor seinen Fenstern, doch das war nicht der Fall. Bereits kurz nach dem Tod seiner Großmutter waren die Verwandten durch das Haus geströmt und hatten alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Nur wenige Möbel waren zurückgeblieben, die Christopher bereits für den Sperrmüll aussortiert hatte.

Was er brauchte, hatte er sich selbst mitgebracht: Eine Matratze, die Vorrübergehend nur auf einem Lattenrost auf dem Boden lag, einen Minikühlschrank und ein kleiner Campingherd.

Welcher Mann dachte denn auch schon an Gardienen? Elli fiel keiner ein, der sich freiwillig welche in die Wohnung hängen würde, doch selbst an einen Vorhang oder ein Rollo schien Christopher nicht interessiert.

Wieso auch? Wer ahnte denn schon, dass so eine kranke Frau wie Elli sabbernd an ihrer eigenen Fensterscheibe kleben würde, während er sich fluchend auszog und all seine Klamotten in eine Ecke in einen Wäschekorb warf. Selbst die Unterhose war gefallen und obwohl Elli gespürt hatte, wie ihr das Blut beim Anblick seiner blanken Männlichkeit ins Gesicht schoss, hatte sie nicht eine Sekunde daran gedacht, dieses demütigende Schauspiel zu beenden, in dem sie sich einfach vom Fenster fern hielt.

Er hatte dort gestanden, verschwitzt und dreckig, und hatte versucht sich die schwarze Schmiere, die an seinem Hals und den Armen gelandet war, am Waschbecken zu entfernen. Vom Spiel seiner Muskeln wäre sie beinahe wahnsinnig geworden.

Eines stand fest: Christopher sah nicht nur ohne Hemd unwahrscheinlich gut aus, auch vollkommen nackt konnte ihm mit Sicherheit kein Mann das Wasser reichen. Ihre Mutter würde sich von George Clooney abwenden, Patricia von Brad Pitt und Elli selbst hatte beschlossen von jetzt an nicht mehr von Channing Tatum zu träumen, wenn sie einsam ins Bett ging.

Als er aus ihrer Sicht verschwand und unter die Dusche ging, hatte sie sich endlich wieder ihren Akten zuwenden können. An Konzentration war jedoch nicht mehr zu denken. Sie las nur ein Wort und sofort krochen ihre Gedanken zurück zu seinen unbeschreiblichen Bauchmuskeln, der breiten Brust und dem, wovon andere Männer nur träumen konnten.

Er war perfekt.

Vielleicht zu perfekt...

Er konnte einfach nicht real sein, so vollkommen war er!

Immer wieder hatte sie hinüber geschielt, bis er plötzlich da stand. Nass und noch immer nackt. Beinahe wäre sie in Ohnmacht gefallen. Wie er sich ihr präsentiert hatte, hätte er es auch mit Absicht drauf ankommen lassen können.

Genauso wie du bist...Where stories live. Discover now