Keine wahre Liebe

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„Chris!"

Der junge Mann sah auf, als er Patricia rufen hörte. Ellis Freundin umrundete gerade die Krankenpflegerin, die sie zu dem Untersuchungsraum geführt hatte und überwand die letzten Meter zu ihm joggend.

Gleich darauf drückte sie ihn fest, doch er konnte es nicht erwidern, klopfte ihr nur die Schultern.

„Ist sie da drin?"

„Ja... Ich sollte erstmal draußen warten...", murmelte er und sah zu der noch immer geschlossenen Tür.

„Weißt du inzwischen was Neues? Ist sie wieder wach?"

Er schüttelte den Kopf, dann zuckte er mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht. Als wir hier ankamen war sie immer noch bewusstlos. Und seit dem kümmert sich ein Arzt um sie... Ich weiß wirklich gar nichts..."

Er strich sich durch die Haare.

„Verdammt, Patri, wie ist das passiert? Ich habe ihr Training doch ganz genau an ihre persönliche Kondition angepasst. Ich finde einfach nicht den Fehler, den ich gemacht habe.", jammerte er verzweifelt, doch sie schüttelte den Kopf und legte ihm eine Hand auf den Unterarm.

„Ich glaube nicht, dass du was dafür kannst. Vielleicht hat sie sich einfach nur überschätzt... Zwei Stunden Training nach über acht Stunden Arbeit, wer hält das schon aus?"

Abgesehen davon hatte sie seit mehr als 48 Stunden nichts mehr gegessen, aber Patricia konnte sich nicht vorstellen, dass es daran lag. Immerhin wurde diese Diät damit angepriesen, dass sie alle wichtigen Nährstoffe für den Tag lieferte, die der Körper brauchte.

Nicht mehr und nicht weniger.

Es konnte einfach nicht daran liegen...

„Wenn ich sie nun getötet habe...", murmelte er und raufte sich die Haare.

„Was? Du spinnst doch! Elli ist hart im Nehmen, die wird uns alle überleben! Glaub mir das! Die ist nie krank, auch wenn jeder um sie herum auf dem Zahnfleisch daher kommt."

„Warum ist sie dann vom Crosstrainer gekippt?", fragte er nur noch einmal und strich sich durch das Gesicht. Patricia schwieg. Das war tatsächlich eine sehr gute Frage.

„Hast du ihre Eltern schon angerufen?", wollte sie schließlich wissen, doch er schüttelte den Kopf. „Elli hat mir erzählt, dass die beiden heute einen Elternabend in Bens Schule haben. Und ihr Bruder ist bei einem Freund über Nacht..."

„Na ich hätte auch nicht geglaubt, dass du ihm sagst, dass seine Schwester im Krankenhaus liegt.", verkündete sie und wollte gerade wieder hinaus gehen um Ellis Mutter anzurufen, als sich die Tür zum Behandlungsraum öffnete.

Sofort sahen die beiden auf und machten einen Schritt auf den Arzt zu, der heraus trat.

„Wie geht es ihr?", fragte Patricia. Christopher wagte sich nicht etwas zu sagen, immerhin glaubte er noch immer, dass es seine Schuld war, dass Elli zusammengebrochen war.

„Sie ist noch etwas benommen, kommt aber wieder zu sich. Soweit kein Grund zur Beunruhigung, sie wird heute Abend wieder in ihrem eigenen Bett schlafen können."

Christopher stieß erleichtert die Luft aus.

„Das heißt sie tatsächlich einfach „nur" etwas überarbeitet?", fragte er hoffnungsvoll nach, doch der Arzt schüttelte den Kopf.

„Ganz so einfach ist es nicht.", gestand er und zückte sein Tablet. „Frau Schneider ist stark unterzuckert."

Patricia riss die Augen auf. Die Kinnlade fiel ihr fast zu Boden. Unterzuckert hieß doch, dass sie nichts gegessen hatte... War der Auslöser des ganzen etwa doch die Diät?

Genauso wie du bist...Where stories live. Discover now