die wahrscheinlich dümmste Versuchung, seit es Diäten gibt...

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War es falsch von ihr gewesen zu gehen?

Elli tastete sich durch ihre dunkle Wohnung, an der Couch vorbei und suchte sich aus dem Schrank in der Küche ein Glas.

Na ja, zumindest hätte sie nicht einfach so die Grillfeier verlassen sollen. Es war immerhin ein super Abend gewesen... Bis zu dieser Auseinandersetzung.

Marie hatte gesehen, dass Christopher versucht hatte Zungentango mit Elli zu tanzen. Nicht genug, dass er ihr danach etwas von zu viel Alkohol erzählt hatte, Marie musste auch ihr Revier markieren...

Nun ja, zu Recht, wie Elli fand, wenn sie weiter darüber nachdachte...

Christophers Kuss war vermutlich nur ein Zeichen von Reue gewesen. Eine Tat im Überschwang, als er an diese Paula zurückerinnert wurde. Vermutlich kümmerte er sich tatsächlich nur deshalb so aufopfernd um Elli, damit er das Gefühl hatte durch sie bei seinem früheren Opfer etwas gutmachen zu können.

Marie und er jedenfalls waren seit der vergangenen Nacht, in der Elli sie gesehen hatte, wieder ein Paar. Das hatte seine Freundin ihr bestätigt. Natürlich war es da ihr gutes Recht gewesen die unliebsame Nachbarin aus dem Haus zu schmeißen, nachdem ihr Lebensgefährte sie zumindest mündlich betrogen hatte.

Elli hatte alles stehen und liegen lassen – sie hatte ja auch nur ihre Schüssel mit dem Salat mit hinüber genommen – und war, ohne ein Wort des Abschieds, gegangen.

Sie hielt dieses Ende für das einzig Passende. Was hätte sie denn auch den anderen Gästen sagen sollen, warum sie auf einmal so überstürzt aufbrechen wollte?

Sicher hätten sie sie mit ihren Fragen aufgehalten bis Christopher aus dem Keller zurück war und genau das hatte sie vermeiden wollen.

Sie schniefte lautstark und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht.

„Du fette Bitch, was fällt dir ein?!", so hatte Marie ihr kleines Gespräch eröffnet und im Anschluss hatte sie sich wüste Beschimpfungen über Ästhetik anhören dürfen und worauf Christopher offensichtlich stand – helle Augen, helle Haare, dürre, lange Beine und eine flache Brust – und worauf er ganz sicher nicht stand – dunkle Haare, dunkle Augen und den fettigen Körper eines Mastschweins.

So hart hatte sie schon lange keiner mehr behandelt.

Sie hatte versucht die Ruhe zu bewahren, sich bei ihr entschuldigt, da sie nicht gewusst hatte, dass Christopher inzwischen wieder vergeben war – das hatte er ihr ja nicht erzählt – und war lieber schnell gegangen, ehe sie in Tränen ausgebrochen war.

Fett.

Mastschwein.

Das erste Wort kannte sie, das zweite hatte sie noch nie gehört. War es wirklich so schlimm?

Natürlich.

Wie hatte sie auch glauben können, dass sich ein junger Fitness- und Muskelgott wie Christopher für ein beinahe einhundertdreißig Kilo schweres Rindvieh wie sie interessieren würde?

Sie war ja so dämlich und naiv gewesen. Besonders nach dem Kuss aufgrund von zu viel Alkohol...

Sie musste sich eingestehen, dass eine wie Marie geformte Frau das vollkommene, weibliche Bildnis für ihn war.

Und nun?

Elli zupfte ein Taschentuch aus ihrer Packung und heulte jämmerlich hinein. Es war schon so lange her gewesen, dass sie Liebeskummer hatte, doch auch nach so vielen Jahren der Abstinenz konnte sie ihn mit Leichtigkeit wiederkennen, als er sie einholte.

Genauso wie du bist...Where stories live. Discover now