2. Kapitel ☾

66.1K 1.9K 825
                                    

Geheimnisse

┌── 𑁍*̥˚──     ──── 𑁍*̥˚─┐
E l i a n a
─── 𑁍*̥˚ ── ─── 𑁍*̥˚┘

Elle!", schrie eine hohe, schrille Stimme. Nur kurz darauf spürte ich etwas Schweres auf mir drauf liegen, was mir die Luft zum Atmen nahm. Ich versuchte mich zu bewegen — Erfolglos.

„G-Geh runter von mir!", brachte ich ringend nach Luft aus mir heraus.

Das Gefühl erdrückt zu werden verschwand und ich konnte endlich wieder aufatmen. Total neben der Spur setzte ich mich auf und blickte schweratmend in das besorgte Gesicht meiner Cousine.

„Wolltest du mich umbringen?", fragte ich krächzend und umschloss aus Reflex mit der rechten Hand meinen Hals.

„Verdammt! Das war nicht meine Absicht gewesen, entschuldige." Reuevoll schaute Olivia zu Boden und spielte nervös an ihren Fingern herum.

War das gerade ihr Ernst? Sie hatte sich noch nie bei mir entschuldigt. Selbst als sie mich einmal in einen Rosenbusch voller Dornen geschubst hatte. Das war viel schmerzhafter und hatte sogar die ein oder andere Narbe an meinem Körper hinterlassen.

Grinsend schüttelte ich den Kopf und zog sie anschließend eine feste Umarmung. Das letzte Mal als wir uns gesehen haben war schon sehr lange her. Seit unserer Kindheit hatten wir keinen richtigen Kontakt mehr zueinander gehabt, außer ab und an mal über die sozialen Medien oder über das Telefon.

Immer noch grinsend schüttelte ich den Kopf, da dieses wilde Huhn schon seit klein auf so aufgedreht war. Anstatt mich wie ein normaler Mensch zu wecken, musste sie sich direkt auf mich rauf schmeißen.

„Weck' mich das nächste Mal doch einfach bitte mit Frühstück am Bett, danke", schmunzelnd wartete ich auf ihre Reaktion.

Sie löste sich aus unserer engen Umklammerung und schaute mir mit ihren saphirblauen Augen reumütig entgegen.

„Es wird kein nächstes Mal mehr geben...", gab sie flüsternd von sich und senkte betrübt ihren Blick.

Innerlich klatschte ich mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. Anscheinend war das wohl doch ihr Ernst gewesen.

„Olivia, es ist nichts passiert. Ich lebe noch." Ich verdrehte seufzend die Augen. Sie reagierte meiner Meinung nach einfach über. Ihre Aktion war überhaupt nicht dramatisch gewesen. Ich fragte mich wirklich, wieso ihr Verhalten so bizarr ausfiel.

„Ich wollte das wirklich nicht...", murmelte sie nun und stand aufgebracht auf.

Wieso war sie denn plötzlich so aufgewühlt? Ihre Stimmung schwankte aber auch von der rechten bis zur linken Seite, was?

Anstatt auf Olivias kleine, unnötige Eskapade einzugehen, nahm ich sie mir lieber gründlich unter die Lupe.

Sie hatte sich in den Jahren sehr verändert. Ihr Äußeres wirkte nicht mehr so kindlich und unschuldig, ganz im Gegenteil. Es wirkte eher so, als würde dieses niedliche 18-jährige Mädchen viele unschöne Geheimnisse verbergen. Wieso ich so dachte? Ich wusste es nicht. Es war mein Bauchgefühl, welches mir dies verriet.

Nachdenklich betrachtete ich weiterhin meine Cousine, welche ihren Blick gen Boden gerichtet hatte.

Olivias rundliches Gesicht, wurde von glänzenden weiß-blonden Locken umrahmt, während eine kleine, süße Stupsnase die Mitte ihres blassen Gesichtes kennzeichnete. Die vollen, rosa Lippen waren zu einem kleinen Spalt geöffnet und die schönen dazugehörigen saphirblauen Augen sahen nach wie vor betroffen auf den Laminatboden.

Flourishing Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt