6. Kapitel ☾

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Sonnengeschwister

┌── 𑁍*̥˚──     ──── 𑁍*̥˚─┐
E l i a n a
─── 𑁍*̥˚ ── ─── 𑁍*̥˚┘

Heute war der dritte Tag der Woche angebrochen — der Mittwoch. Zwei Tage. Zwei verdammte Tage waren nun schon seit dem Vorfall mit Cyrian vergangen, bei welchem er in mein Haus eingebrochen war, eine Szene geschoben hatte und dann einfach wieder verschwunden war. Seitdem fühlte ich mich miserabel. Nicht in dem gesundheitlichen Sinne, nein, eher in der physischen Art, denn meine Gedanken kreisten nur noch um ihn. Es war unheimlich und verwirrend zugleich, dass ich an einen Fremden dachte, dessen Aussehen ich nicht einmal kannte. Das Schlimmste daran war jedoch, dass ich ihn vermisste. Seine Nähe, seinen betörenden Geruch — Einfach alles vermisste ich.

Verstehen? Verstehen tat ich gar nichts. Ich konnte es mir einfach nicht erklären. Weder seine leuchtenden Augen, noch die Anziehungskraft, welche von ihm ausging. Am wenigsten verstand ich, wie er sich so plötzlich von einem Ort zum anderen Ort teleportieren konnte und das in weniger als einer Sekunde. War sowas überhaupt möglich? Eigentlich nicht. Die Betonung lag auf eigentlich.

Am Anfang hatte ich versucht mir einzureden, dass es nur ein Traum gewesen war. Aber nachdem das Licht in der Küche nach seinem Verschwinden wieder anging, hatte ich starke Zweifel daran, dass dies nur ein Traum gewesen war. Nur kurz nach diesem absurden Erlebnis kam Olivia putzmunter durch die Haustüre marschiert. Als sie mich erblickte, blieb sie wie angewurzelt stehenblieb. Verübeln konnte ich es ihr nicht, immerhin saß ich breitbeinig auf dem Esstisch und blickte wie eine Gestörte vor mich hin. Sie hatte sich bestimmt ihren eigenen Teil dabei gedacht. Seitdem verkrümelte ich mich nach der Schule in meinem Zimmer. Meistens machte ich Hausaufgaben oder lag einfach nur faul in meinem Bett rum, während ich an den mysteriösen Fremden dachte, dessen einzigartigen Augen in meinem Kopf herumspukten.

Normal? Nein, auf gar keinen Fall war das normal. Immerhin dachte ich an jemanden, der einfach in mein Zu hause eingebrochen war und mich sexuell belästigt hatte. Er hatte seine großen Hände an mich gelegt und das gegen meinen Willen! Na gut, ich konnte nicht abstreiten, dass mir dies nicht gefallen hatte, aber mein Körper war in diesem Moment wie gelähmt. Dennoch war es eine sexuelle Belästigung!

Laut seufzte ich auf. Ich verstand die Welt nicht mehr. Das konnte doch nicht einfach so weitergehen. Eigentlich sollte ich schon lange bei der Polizei gewesen sein und diesen Fall gemeldet haben, aber ich tat es nicht. Irgendwas in meinem Inneren hielt mich davon ab. Doch was war es?

Dann kamen da auch noch meine Schuldgefühle dazu, welche es nicht gerade besser machten. Mein billiges Verhalten, welches ich an den Tag gelegt hatte, beschämte mich nach wie vor ungemein. Ich hatte selbstwillig die Beine für ihn breit gemacht und wollte sehr viel mehr als nur diese einfachen Berührungen.

Himmelherrgott, was hatte denn nur nicht mit mir gestimmt? Ich hätte ihm wirklich eine Bratpfanne über den Kopf ziehen sollen, solange ich die Möglichkeit dazu gehabt hatte. Was mich jedoch verwunderte war, dass er wusste, was ich vorgehabt hatte. Daraufhin warnte er mich, dies nicht zu tun.

Woher er das schon wieder wusste? Ich hatte einfach keine Ahnung. Dieser Mann brachte mich noch um den Verstand!

So viele unbeantwortete Fragen schwirrten in meinem kleinen Köpfchen herum. Zu allem Überfluss wollte er auch noch das ich ihn fand, aber wieso sollte ich ihn suchen und vor allen Dingen, wo sollte ich meine Suche beginnen? War ich wirklich so naiv und würde ihm diesen Gefallen tun? Nein, das würde ich ganz sicher nicht tun. Mochte sein, dass ich vorgestern eventuell nicht ganz korrekt gehandelt hatte, aber trotz allem war ich dennoch nicht so leichtsinnig. Suchen würde ich ihn auf keinen Fall. Er war ein Einbrecher, wenn nicht sogar ein Mörder oder Vergewaltiger. Mir schauderte es bei diesem Gedanken, was er noch alles sein konnte, was ich nicht wusste, weshalb ich mich augenblicklich schüttelte. Unter gar keinen Umständen wollte ich mir ausmalen, wer dieser Mann in Wirklichkeit war.

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