Kapitel 8 - Liliana

127 14 1
                                    

Liliana

„Hey." ertönte eine tiefe, raue aber leise Stimme neben meinem Ohr und ließ mich aus meinen traumlosen Schlaf erwachen. Ein Schatten war durch meine geschlossenen Lider zu merken, weshalb sie direkt aufschlug um nachzuschauen. Ryan saß auf der Bettkante und beugte sich leicht über mich. Er wirkte müde und kraftlos. Ich tippte auf eine lange Partynacht.
„Hi." ein kaum hörbares flüstern war das einzige, was meine Lippen verließ, ehe ich mich räusperte und etwas trank.
„Wie geht's dir?"
Entgeistert starrte ich ihn an. War die Frage ernst gemeint?
„Wie soll es mir gehen? Ich liege in einem Krankenhaus. Mal wieder. Mir geht's offensichtlich nicht gut." ich hing noch ein Seufzen ran und zog mir die weiße Decke bis zum Hals. Es war es mir unangenehm, dass er mich so sah.
Sanft umfasste er mit seiner großen Hand meine kleine und brachte mich dazu, die Decke loszulassen, die ich zuvor krampfhaft festhielt. Gleichzeitig fing sie unkontrolliert an zu kribbeln. Warte, was?

„Warum bist du so dünn?" Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er diese Frage eher sich selber stellte, anstatt mir. „Ich habe dir gesagt, was ich habe."

„Nein. Ich will nicht wissen, was die Ärzte sagen, was du hast. Ich will die Geschichte dahinter hören."

„Es geht nicht, das weißt du."

Verständlich nickte er. „Irgendwann Ryan. Irgendwann." Ich schaute ihn an und sah den Hauch von Erleichterung?

„Was machst du hier? Du siehst fertig aus." fragte ich schließlich und wunderte mich über meine Gesprächigkeit, die ich schon am frühen Morgen an den Tag legte. Vor allem kannte ich Ryan nicht wirklich, empfand aber nicht die gleiche Abneigung wie zu anderen Menschen. Besser gesagt, empfand ich gar keine Abneigung ihm gegenüber. Er wirkte vielleicht nicht wie der perfekte Schwiegersohn, aber er hatte eine Art an sich, die angenehm war. Jedenfalls die, die ich kennenlernte.

„Ich hole dich ab." entgegnete er schließlich und deutete auf meine schon fertig gepackte Tasche, die in der Ecke stand.
„Ich habe dir übrigens etwas mitzuteilen." fuhr er fort. Ich forderte ihn auf, weiter zu sprechen, was er auch direkt tat.
„Gestern Morgen war ich auf deiner Station und bekam eine Diskussion zwischen Adam und deinem Dad mit. Sehr temperamentvoller Mann, dein Vater. Jedenfalls bat er um eine Art Bodyquard für dich..." er legte eine Kunstpause ein eher er weitersprach.

„Und dieser bin ab sofort ich. Ich werde von 20 - 6 Uhr durchgehend auf dich aufpassen."

Geschockt und leicht panisch riss ich die Augen auf. NEIN! schoss es mir durch den Kopf und ich musste schlucken.
Warum Dad?!

„Ich bin kein Baby." gab ich brummend von mir und setzte mich auf. „Ich weiß Lili."
„Warum?"

„Jemand macht sich Sorgen um dich. Sie wollen nur dein bestes und das wäre vielleicht der erste Schritt zur Besserung."
Trocken lachte ich auf. „Ich werde nie gesund, hörst du? Nie werde ich die sein, die ich vor drei Jahren war." abrupt stand ich auf, bereute meine Tat aber direkt und klammerte mich an das Bettgestell fest. Einer kurzer Moment verging, bis ich wieder klar denken konnte.
„Das weiß ich. Aber du kannst stärker und körperlich einigermaßen gesund werden! Du musst es nur zulassen!" knurrte er und kam auf mich zu.
„Du hast keine Ahnung davon! Ich wette, du hast in deinem Leben noch nie ein solches Mädchen wie mich gesehen! Du kennst du bloß die kurvigen und vollbusigen Weiber, die jede Highschool zu bieten hat. Du hast dich bestimmt auch noch nie mit den Problemen eines beschäftigt, stimmt's?" Aus der Wut heraus sprudelten die Worte nur so aus mir, was sich in meinem Herzen bemerkbar machte.
Weniger Zentimeter stand er vor, packte meine knochigen schultern und drängte mich leicht gegen die Wand. „Komm runter. Das tut dir nicht gut, das sehe ich."
Die Kälte die mich bis eben umgab, verschwand wie auf Knopfdruck und wechselte in Hitze, die ich trotz des leichten Stoffes meines blauen Nachtkleides zu spüren bekam.
Er stand mir so nahe, dass sein Atem auf meine Lippe prallte und seine grünen Augen mich Intensiv beobachten. „Es stimmt, dass ich zuvor noch mit keinem Mädchen wie dir in Kontakt stand, aber das ist nicht negativ gemeint. Und viele Probleme eines Mädchens bekommt man als Bruder eines mit. Natürlich nicht die, die du hast." sprach er ruhig und fixierte mich mit seinem Blick.
„Tut mir leid." piepste ich und versuche ihn an der Brust von mir wegzudrücken, was erst funktionierte, als er keinen Widerstand mehr leistete.
Ich ging zu meiner Tasche, kramte ein paar Sachen raus und verschwand im Bad, wo ich schnell mehr oder weniger frisch machte und wieder zurück ins Zimmer ging, wo Ryan auf mich wartete.
Gemeinsam gingen wir auf den Parkplatz zu seinem Auto und stiegen ein. Die Fahrt zurück in mein mittlerweile zweites Zuhause verlief still, was mir ganz recht war und ich ungestört in Gedanken versunken konnte.

Eine Sache musste ich mir vornehmen:
Gewöhne dich nicht an ihn. Er ist schneller weg, als du gucken kannst.

Help me pleaseKde žijí příběhy. Začni objevovat