Licht ins Dunkle

323 11 0
                                    

Ein ziemlich konfus wirkender Hicks wanderte zwischen zwei Tannen hin und her, sich den Nacken reibend und in Gedanken verloren. Eret hingegen wollte einfach fliehen, aber er fühlte sich wie gelähmt. So saß er da und beobachtete seinen besten Freund, eine riesige Angst vor dem, was nun kommen mochte.

Als er es schließlich nicht mehr aushielt, nahm er all seinen Mut zusammen und sprach den umhertigernden Mann an: „Äh, bitte sag irgendwas, egal was, ok? Verbann' mich von Berk oder so, aber diese Stille ertrage ich grad echt nicht." Eret war kurz davor zu zerspringen.

Hicks fuhr herum, jetzt erst realisierend, dass er seit geraumer Weile seine Umgebung nicht mehr wahr genommen hatte, und wandte sich, beschämt aus der Wäsche blickend, schließlich wieder Eret zu.

„Entschuldige, ich ... äh ... mir fehlen nur die Worte ... Aber könntest du aufhören, mir zu unterstellen, ich würde dich verbannen wollen?"

Einen flüchtigen Moment blickte Eret auf und sah das ihm so vertraute, schiefe Lächeln. Er war zwar alles andere als beruhigt, aber die Last lag nicht mehr ganz so schwer auf ihm.

„Du, du ... Also, ich muss nicht fort?"

„Bei den Göttern, Eret ... Ernsthaft! HÖR AUF!", Hicks' Stimme war laut geworden, beinahe ungeduldig, doch als er weitersprach, klang er wieder ganz sanft, „ich will nicht, dass du gehst, und meinen besten Freund will ich auch nicht verlieren. Nur hast du wohl recht, die Sache mit dem Sortieren ist echt nicht ganz so einfach."

Ein Schmunzeln huschte flüchtig über das Gesicht des Schwarzhaarigen, gefolgt von einem zaghaften Nicken. Hicks war unterdessen wieder auf Eret zugegangen und setzte sich neben ihn: „Aber dennoch bekommen wir das auf die Reihe, oder?"

Das Oberhaupt neigte den Kopf und sah seinen besten Freund hoffnungsvoll an, der schließlich seine Sprache wiederfand, wenn auch etwas holprig: „Ich hoffe ... Ich meine, wenn du damit klarkommst. Ach, was red ich hier eigentlich?"

„Ich komm bestimmt damit klar, auch wenn es mich grad noch etwas verwirrt. Aber wem sag ich das ...?" Der rotbraune Wuschelkopf zog seine Schultern hoch und ließ sie dann ruckartig wieder sinken. Ein gewisser Hüne schob zwar nach wie vor ein wenig Panik, hätte Hicks aber trotzdem am liebsten über den Haufen geknuddelt. Er hatte solche Angst gehabt und dabei wusste er doch, wie Hicks war, eben anders als alle; offen, frei, unkompliziert, hochintelligent, unkonventionell und so unglaublich warmherzig. Hatte er allen Ernstes befürchtet, von der Insel getreten zu werden?

Nach einer Weile des einvernehmlichen Schweigens, schien Hicks sich tatsächlich schneller sortiert zu haben, als Eret es je für möglich gehalten hätte.

„Ok, ich ... Also erstens: Wikinger hin oder her, weißt du auch, dass es gesellschaftlich akzeptiert wird, solange du eben deinem Volk nutzt, dich in der Schlacht behauptest und einen auf ganzen Kerl machst. Mal abgesehen von dummen Sprüchen hast du also gar nichts zu befürchten. Das weißt du so gut wie ich. Also vermute ich, deine Verbannungsangst kommt daher, dass du glaubst, ich könnte nicht damit umgehen?"

Eret schaute betreten zu Boden: „Ich glaube, ich dachte, ich weiß auch nicht. Ich hab mich wohl einfach selbst nicht verstanden und mein Hirn ist auf irrationale Wanderschaft gegangen. Du hast mir ja sogar 'nen Mord angedichtet oder das ich auf Rotzbakke abfahre, Herr von und zu."

Hicks sah zu Eret, traf dessen nun doch belustigen Blick, und beide Wikinger hielten sich plötzlich die Bäuche vor Lachen. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, war genug Spannung entwichen, sodass Eret endlich alles in Worte fassen konnte, was er fühlte: „Hicks, ich will meinen besten Freund nicht verlieren und ich will dich endlich wieder um mich haben können, ohne dass es mich um meinen verdammten Verstand bringt. Also, wenn du irgend 'ne Idee hast, wie ich das hinbekomme, dann raus damit!"

SeltsamWhere stories live. Discover now