Das Meeting

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Eine weitere Abenddämmerung tauchte Berk in ein rötliches Licht und nach und nach waren die Bewohner dabei, den Feierabend einzuläuten. Das Wikingerdörfchen leerte und die große Halle füllte sich, wo der Geruch von Gegrilltem umher waberte und das Met floss. Alles ging also seinen üblichen Gang. Alles?

Das Oberhaupt, welches für gewöhnlich erst nach allen anderen die Arbeit niederlegte, war heute einer der Ersten. Hicks konnte sich ohnehin nicht mehr konzentrieren, weil er wegen des bevorstehenden Gesprächs mit seiner Frau und seinem besten Freund viel zu nervös war. Darum beeilte er sich, nach Hause zu kommen. Als er dann schließlich eintrat, war Astrid ebenfalls schon da.

„Guten Abend, M'Lady, du bist ja früh zurück heute.", ein schiefes Hicks-Grinsen folgte.

„Na, und du erst! Soll ich das mal im Kalender anstreichen?", die Walküre lachte und wollte ihn wie üblich küssen, dabei spürte sie aber ein ungewohntes Zögern bei Hicks. Sie ließ also schneller als gewöhnlich wieder von ihm ab und sah ihn forschend an: „Alles ok?"

„Ja, es ist nur, ich bin aufgeregt und mir gehen tausend Dinge durch den Kopf."

„Und was ging dir durch den Kopf, als du mich gerade geküsst hast, als wenn ich giftig wäre?"

„Entschuldige, aber ich hatte Eret in Gedanken schon mit dabei und mich gefragt, wie es sich anfühlt, wenn er alles sieht, was wir miteinander teilen, weißt du, was ich meine?", kam die verlegene Antwort mit gesenktem Blick, geröteten Wangen und dem typischen Nacken reiben.

Astrid schluckte kurz: „Ja, ich weiß ... Aber wir reden ja erst mal nur in Ruhe darüber. Das wir das thematisieren, heißt ja nicht, dass es auch tatsächlich dazu kommt. Wenn sich einer von uns damit dann doch nicht wohlfühlt, ist es eh gegessen. Außerdem hab ich zwar jetzt ein riesen Mundwerk, aber wer weiß, wie es auch mir schlussendlich damit geht."

Hicks seufzte und nickte.

„Gut, bekomme ich dann jetzt einen richtigen Kuss?" Astrid grinste ihn schelmisch an.

„Komm her.", das Oberhaupt zog seine Frau zu sich und in einen innigen Kuss. Sie waren immer noch Hicks und Astrid ... Und das würde auch so bleiben.

Unterbrochen wurden sie schließlich von einem Klopfen an der Tür und auf das "Herein" wurde auch schon ein schwarzhaariges Haupt sichtbar, gefolgt vom restlichen Eret.

„Bin ich zu früh?"

„Nee, komm rein und setz dich. Willst du 'en Met?", da Hicks die Antwort eh schon kannte, war er bereits dabei, die Krüge zu füllen.

„Hmm, bitte." Der Hüne hockte sich an den Tisch und sah genau so verunsichert aus, wie das Oberhaupt samt Ehefrau.

„Da wären wir also ...", eigentlich war Hicks sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, wie er dieses Thema angehen sollte. Aber ihm düngte, dass er nicht der Einzige war, dem es so ging. Eigentlich hoffte er auf Astrid, aber die schien nun auch nicht mehr ganz so selbstbewusst. Wobei das so auch nicht stimmte. Selbstbewusst war sie immer, aber so auf Kommando darüber zu reden, kam ihr wahrscheinlich auch etwas befremdlich vor. Er beschloss, einfach drauf loszuplappern, bevor die Stille zu krampfig wurde.

„Ich ... ähm ... wie redet man über so was? Ich ... bin überfordert. Zum zweiten Mal für heute." Hicks blickte von einem zum anderen, vermied aber den direkten Blickkontakt.

Ein Räuspern kam vom zweiten Mann im Raum, gefolgt von einem: „Weiß auch nicht, Hic. Ich hab gehofft, Astrid führt uns da jetzt durch."

SeltsamWhere stories live. Discover now