Innerer Zweikampf

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Eines Tages wurde alles anders. Mir wurde befohlen einen Gefangenen auf die Streckbank zu spannen bis es ihm fast die Glieder aus dem Leib riss. Ich sah gewohnt zu wie die Yrch eine geschundene und abgemagerte Kreatur auf das Foltergerät spannten. Er war fast nackt und zahllose Wunden bedeckten ihn. Langsam begann ich das Rad zu drehen. Auf einmal begann er zu wimmern. Langsam wuchs es zu einem Schmerzensschrei an. Die anderen johlten.

"Hier nimm.", einer reichte mir eine Zange mit einer glühenden Kohle, "Damit brennst du ihm die Augen aus."

Pflichtbewusst trat ich an das Kopfende der Streckbank. Für einen Moment starrte er mich an. Angst, Entsetzten und Schmerz schrien aus seinem Blick. Dann wich alle Hoffnung aus seinen Augen und er begann zu singen.

" Ich denke noch was früher war,

im Königreich im fernen,

damals zog unsre frohe Schar

den Weg unter den Sternen

Den Weg werd' ich nicht weiter geh'n

Für mich ist hier das ende

Doch eine Sache soll geschehn

Damit ich's leichter fände

Denk an mich, als euren Freund

Der gehen musst vor Zeiten

An die wunder schöne Zeit

Die wir beisammen waren.

Das Meer frisst manche Küste auf,

Die Reich der Menschen schwinden

Doch auf immer soll Erinnerung

Uns innerlich verbinden."

Ich fuhr zusammen. Meine Kindheit kam innerlich hoch. Mit starkem Schmerz kam das Heimweh hoch, dass ich solange verdrängt hatte. Auf einmal spürte ich den Schmerz des Gefangen, als wäre es mein eigener. Die Zange fiel mir aus den Händen. Meine Knie wurden weich und ich viel auf die Knie.

"Bruder wie heißt du?", schrie ich unter Tränen und klammerte mich an seinen Arm.

Er drehte den Kopf zu mir und sah mich in die Augen.

"Iltiram Machuras Sohn."

"Doch nicht der Machura der im königlichen Garten arbeitet?"

"Er ist's und ich war bis zum Krieg sein Assistent."

Ich erinnerte mich sofort daran wie wir zusammen in der Schule saßen. Nun blickte ich ihn genauer an. Er hatte sich furchtbar verändert. Sein Gesicht war abgemagert und von zahllosen Matern gezeichnet. Auf der Folter hatte er scheinbar angefangen zu altern. Doch in seinen Augen war etwas wie Hoffnung.

Ich spürte wie die Yrch sich von hinten näherten. Verzweiflung stieg in mir auf. die Schuld schnitt mein Herz wie ein Dolch. Ich brach zusammen und grub mein Gesicht in seinen Arm.

"Verzeih mir! Verzeih mir!", schrie ich noch unter Tränen als ich einen Schlag ins Genick spürte und alles verschwand.

Später erfuhr ich, dass man ihn in heißem Öl gekocht hatte. Für jeden Versuch der Trauer wurde ich halb todgeprügelt. Und doch verfolgte er mich durch meine Träume und Vorwürfe zerfraßen mich innerlich.

Für die Elben war ich zu grausam, für die Yrch war ich zu sanft. Die Hoffnung endlich komplett dazuzugehören löste sich in Luft auf. Die Yrch lachten mich von Herzen aus und ich hasste sie.

Ich quälte die Yrch von Herzen, machte mich aber niemals an ihre Gefangenen ran. Zwar versuchte ich mich zu vertrösten, doch diese Folter hatte keinerlei guten Zweck und ich konnte mir keinen ausdenken. Deshalb blieb ich auf Distanz und zog mich immer weiter zurück. So gewöhnte ich mich an Blut und an Schreie. Ich gewöhnte mich an die Leichen, doch in meinem Herzen wusste ich, dass es durch und durch schlecht war.

Das schönste waren meine Träume. Nachts war ich wieder ein kleines Kind. Ich rannte auf meinen Vater zu er hob mich auf, drehte sich ein paar mal und drückte mich an sich. Tief im Herzen spürte ich seine warme Liebe. Das war alles was ich wollte. Klein und unschuldig sein und im Arm meines Vaters liegen. Von Herzen wünschte ich mir als Kind gestorben zu sein oder wenigstens im Schlaf zu sterben. Dann würden diese süßen Illusionen meine letzte Wahrnehmung sein und ich würde glücklich sterben. 

DämonologieWhere stories live. Discover now