Eine Tat der Verzweiflung

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Nun durfte ich keine Zeit verlieren. Ein Toter würde hier nicht auffallen. Töten taten die Yrch immer und sie stritten sich oft. Allerdings käme bald die Ablösung und dann wäre es kompliziert. Ich öffnete die Tür mit dem Schlüssel der an Glaurs Leiche hing und schloss die Tür wieder ab. Ganz nach Vorschrift. Das sah erstens unverdächtig aus und zweitens gab es mir Aufschub, falls mein Plan auffliegen würde.

Nun war ich zwischen der dritten und zweiten Tür. Eine lange Wendeltreppe war der einzige Zugang zum Kerker. Viele Stufen tiefer war die Wache der zweiten Tür. Ich schlich also so leise ich konnte die Treppe herunter. Dann hörte ich das gewohnte Schnaufen der Wache. Ich roch elbisch. Wenn er mich doch nur nicht wittern würde. Trotzdem würde er mich als einen von ihnen anerkennen, doch dann müsste ich ihn erst ablenken bevor ich...

Zu meinem großen Glück war die Wache eingedöst. Ich erstach in problemlos und öffnete die zweite Tür. Nun kam die erste. Tiefer und immer tiefer stieg ich herunter. Nun trennte mich nur noch eine Wache von den Gefangenen. Dann wäre ich in den Kerkern.

Als ich bei der letzten Tür ankam sprach die Patrolie gerade mit dem Wachposten. Sie sahen mich kommen. „Du schon wieder Groutscharg," knurrte der Offizier, „Hat man denn nicht mal hier unten von dir Ruhe?"

„Ich bin gekommen um die Gefangenen zu ärgern."

„Ach ne... Immer darfst du Spaß haben. Du kannst froh sein, dass du sein Liebling bist," brüllte er.

„Ganz genau, und dem Liebling des Großen tut man nix an. Es sei denn du willst das Fell gegerbt kriegen."

Knurrend ließ er mich passieren.

Ich bog um eine Ecke und lauschte. Die schweren Schritte der Patrolie entfernten sich langsam. Nun hatte ich exakt eine Stunde Zeit. Ich schlich mich von hinten an den Wachposten und erstach ihn. Sofort riss ich den Schlüsselbund von seinem Gürtel und hetzte zu den Zellen. Sie waren in einer Art Labyrinth angelegt in dem drei Patrolien umher gingen. Schnell öffnete ich die erste der 150 Türen. Ein Mensch schlief darin. Er war völlig ausgemergelt. Ich legte seine Hand auf seinen Mund damit er nicht aufschrie. Er streckte sofort hoch. Seine Augen wurden groß vor Entsetzen. Er wand sich und versuchte mir zu entfliehen. „Ich will dir helfen.", flüsterte ich auf elbisch. Er schien nicht zu verstehen. Aber sein Entsetzten wich Verwunderung. Ich hob den Schlüsselbund und schloss die Ketten an seinen Beinen und seinem Hals auf. Er kam zitternd auf die Beine. Ich führte ihn aus der Zelle und deutete auf die Tür. Ich versuchte ihm zu erklären, dass er hochgehen und an der dritten Tür warten müsste. Er verstand nichts, aber ging trotzdem zur Tür hing und schwankte die Treppe rauf. Dann schloss ich die Zelle ab. Nix durfte verdächtig aussehen.

In den nächsten paar Zellen fand ich noch mehr Menschen. Alle völlig ausgemergelt. Viele waren krank oder hatten keine Augen mehr. Einem der ein Bisschen elbisch sprach erklärte ich meinen Plan und er führte seine Kameraden zu Tür. Es gab auch Frauen. Offensichtlich hatten die Yrch ein Dorf überfallen. Später fand ich Elben. Erst waren sie völlig entsetzt, doch dann küssten sie mich von Herzen. Ich ging ganz darin auf. Die Liebe die sie mir entgegen brachten ließ mein Herz singen. Mut stieg in mir auf.

Als ich alle Zellen abgeklapperte hatte, hatte ich vielleicht 75 Gefangene befreit. Die meisten Insassen waren schon längst tot. Alle, die ich befreit hatte waren sehr schwach und viele mussten getragen werden. Plötzlich hörte ich die Patrolie hinter mir. Schnell huschte ich um ein paar Ecken und machte mich auf den Rückweg. Noch konnte man mir nix nachweisen es sei denn sie hätten in den Zellen nachgeschaut. Doch ihr ruhiger Gang machte mir Hoffnung. Ich lief zu der ersten Tür und schloss sie ab. Dann zur zweiten und Schloss sie ab. Zu meinem Entsetzten kauerten die Gefangenen direkt an der dritten Tür. Der Geruch von Blut war weit und breit zu riechen. Doch es kam noch schlimmer.

„Auf der anderen Seite hat jemand geschrien und ist weggerannt.", sagte mir ein Elb.

„Schnell wir müssen hier weg. Wie schnell könnt ihr laufen?"

Der Elb musterte die anderen Müde und sah dann mich an. „Frag besser ob wir überhaupt laufen können."

„Sie werden unsere Fährte überall riechen", wandte ein Mensch ein.

„Sag mir, was wir zu verlieren haben," sagte der Elb trocken und ich riss die Tür auf.

So schnell ich konnte führte ich sie in den Gang. Wir schleppten uns dahin. Ich hastete ständig vor und zurück und schloss alle Türen ab. Einer der Elben der noch relativ gesund war, half so gut er konnte. Ich ging durch so viele Türen wie möglich, damit die Yrch möglichst viele Barrieren vorfanden. Sie waren schließlich gute Läufer und hervorragende Kämpfer. Doch wir waren noch nicht weit gekommen, als ich ein wildes Johlen hinter uns hörte. Schnell schob ich meinen Trupp in die nächste Tür und schloss sie zu.

Zu meinem Entsetzen waren wir in eine Sackgasse geraten. Wir saßen in der Falle.

„Einen Versucht war's wert," stöhnte ich.

„Was heißt Versuch... Vielleicht rettet uns ein Wunder und wir kommen frei. Oder sie sperren uns bloß wieder ein," sagte der Elb.

„Wie heißt du ?"

„Luadrim."

„Doch nicht Balruns Sohn?"

„Doch der bin ich. Ich erinnere mich noch an dich Fealim. Damals war ich noch klein und hatte immer Angst vor dir, aber Vater sagte man sollte dir eine Chance geben." Er lächelte zufrieden.

„Der Name klingt wie Vearim," murmelte ein Mensch.

„Was ist das?"

„Och ein Märchenungeheuer, dass sich als Elb tarnt, aber innerlich ein Yrch ist. Und kleine Kinder holt, die nicht pünktlich im Bett sind", fügte er grinsend hinzu.

Mich durchfuhr es. „Nun du musst wissen," begann Luadrim, „Dein Freund Valdron ist tot. Sein Sohn und sein Enkel sind auch tot... Mittlerweile bist du für die Menschen nur noch eine Legende."

Der Mensch starrte mich an. „Was genau bist du?"

„Ein Mischling..." murmelte ich und wurde rot.

Im Gang ging plötzlich ein großes Getöse los. Eisen klirrte auf Eisen. Schreie gellten, Trompeten schallten... Alles klang wie ein harter Kampf.

„Was ist da draußen nur los?", fragte jemand.

„Ein Wunder hoffe ich," sagte Luadrim ruhig.

Ich musterte diesen Elben. Sein dürrer Körper trug zahllose Narben. Scheinbar hatte man ihn auf jeder Maschine einzelnd gematert. Blas und blutüberströmt lag er da und doch hatte er tiefen Frieden in sich. War dies wirklich der ängstliche kleine Junge, der sich immer hinter dem Koch versteckt hat sobald ich die Küche betrat?

Wir lauschten alle dem Lärm draußen. Langsam wurde es stiller. Das Scheppern und Klirren hörte auf. Es roch nach Blut. Hinter der Tür wurde irgendwas gesprochen. Wir lauschten angespannt. Dann kam das Geräusch vor dem wir uns am meisten gefürchtet haben: Äxte auf Holz. Die Tür begann zu knarren. Wir kauerten uns ängstlich einander doch plötzlich hörten die Elben auf zu zittern. Die Tür gab krachend nach. Sofort stürmten zahllose Krieger herein. Elben.


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⏰ Last updated: Aug 24, 2018 ⏰

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