// Kapitel 2 //

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Rana's POV

Aufgrund des offengelassenen Fensters hatte ich eine recht beschwerliche Nacht zu beklagen. Zudem hatte das brennende Licht des Vorabends einige ungebetene Gäste angelockt, während ich eine Lektüre von den Brontë Schwestern gelesen hatte. Dabei musste ich ständig an Ms Lows Aston Martin denken, der voller Prunk dagestanden, als wäre sie Queen Mary persönlich. Ihre halbherzige Begründung, es wäre ein Geschenk gewesen, änderte auch nichts daran. Während sie auf ihre Vernunft zur Umwelt appellierte hatte sie vergessen, dass allein die Produktion nichts Umwelt- oder Menschenfreundliches verbarg. Viny hatte auf Drängen unserer Großmutter den alten Opel gewartet und verwendete ihn des öfteren als Taxi. Da Viny in die Zeit geraten, in der meine Mutter es für ratsam hielt, sich langsam an jemanden zu binden. Ich persönlich hatte nie wirklich Interesse für jemanden entwickelt, entweder weil es an der ausreichenden Auswahl geeigneter Gesellschaften mangelte oder weil ich viel zu anspruchsvoll war. Vermutlich zweiteres. Viny griff dieses Gespräch gleich am frühen Morgen auf.

„Guten Morgen Süße"

„Morgen Viny", ich schlenderte geradewegs zum Müsliabteil. Viny tappte geräuschvoll hinter mit her, legte ihr Kinn auf meiner Schultern ab und wartete, dass ich auf ihr sonderbares Verhalten einginge. Da ich das nicht vorhatte, bereitete ich mir mein Müsli vor, ohne weiter auf das Gewicht meiner rechten Schulter zu achten. Es fiel mir etwas schwer, da mich das zusätzliche Gewicht durchaus behinderte. Wie ich schätze würde Viny ohnehin mit ihrer Ansprache losplatzen.

Wie recht ich hatte würde mir bestätigt, als Viny mir nur ein Wort zuflüsterte : Schlingel. Natürlich war sie eine mitteilungsbedürftige Dame, etwa vergleichbar mit den Dorftratschtanten, die man von über all her kannte. Das machte zwar nur einen Teil ihres unbeirrbaren Charakters aus, ließ sie dennoch immer wieder aufdringlich wirken.

„Die junge Frau gestern ... wer war das?", platze es ihr nun heraus. Sie stütze sich an der Wand ab und besah mich mit einen durchaus interessierten Blick.

„Meine neue Klassenlehrerin. Nicht deine Aufmerksam wert"

Viny machte große Augen. „Wooow. Hat sie etwa den Aston Martin gefahren?"

„Die Rhetorik in der Frage versteht du durchaus auch selbst"

„Die muss aber Knete haben..."

„Als wäre dies ein ausschlaggebendes Kriterium um den finanziellen Wohlstand zu messen"

„Naja ..", Viny verstand natürlich den Inhalt, wusste dennoch etwas daran auszusetzen. Während wir uns über Gott und die Welt unterhielten, verloren wir beide die Uhr aus dem Auge. Erst als der Zeiger kurz vor acht Schlug, wurden uns bewusst, dass wir uns ab nun ganz schön zu beeilen hatten. Viny fuhr bereits den Wagen vor, sodass ich nur noch hineinzuspringen brauchte. Schnell schmierte ich mein Toastbrot mit Körnigen Käse, bevor wir uns gemeinsam auf den Weg zur Schule machten und Viny mit behutsam vor dem Tor absetzte.

„Mach keine Dummheiten", rief mir Viny durchs offene Fenster des Autos zu.

Ich lachte. „Für wie töricht musst du mich den halten?"

Ich nahm gleich zwei Stufen auf einmal, um Zeit einzusparen. Bevor ich zum Klassenzimmer 11B hinzielte, machte ich noch einen kleinen Halt vor meinem Spind. Ich lud einige Utensilien ab, die ich erst für die späteren Stunden in Verwendung nahm. Als ich den Spind schließen wollte, sah ich im Spiegel, dem meinen Spind anhaftete, wie sich Ms Low angeregt mit Ms Prescott unterhielt.

„Ich habe keine Zeit mich neben meinen Problemen auch noch für deine ein Ohr zu haben", zischte Low der hochroten Prescott entgegen. Ihre pechschwarzen Locken schienen wie die Schlagen Medusas eine Warnung zu sein.

Prescott bleib stehen, ihre Hand umklammerte Ms Lows Handgelenk. „Aber Ada!"

„Ich muss zum Unterricht", schub sie vor, bevor sie die wie versteinerte Ms Prescott auf dem Flure zurückließ.

Als Ms Lows Schritte verhallten, machte ich mich ebenfalls auf den Weg zum Raum 11B. Schließlich verzieh Ms Low keine Verspätungen.

Perfect 1 (txs) *Überarbeitung*Where stories live. Discover now