// Kapitel 6 //

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Rana's POV

Ich war früher aufgewacht, als Low, weshalb ich den verzweifelten Versuch unternahm, mich lautlos davonzuschleichen. Natürlich vergebens. Was ich mir dabei gedacht hatte, war weder infantil noch verwerflich. Ja gar pragmatisch. Wo es kein Problem gab, musste auch keine Lösung her. Doch nun gab es ein Problem und ich wusste keine Lösung.

„Danke", flüsterte jemand zaghaft hinter mir.

Das wäre mal ein gelungener Anfang. Ich drehte mich zu ihr um. „Was höre ich denn da aus Ihrem Munde? Ist das etwa geformte Dankbarkeit?"

„Dass du die ganze Nacht über geblieben bist, wäre natürlich nicht vonnöten gewesen", ihr zerzaustes Haar hing ihr ins Gesicht. Die blassen, vollen Lippen angespannt. Beinahe farbloses Eisblau, studierte mich eingehend. Und doch sah sie noch immer so unfassbar schön aus.

„Bloß nicht bescheiden werden", neckte ich „Ruhen Sie sich aus Ms Low. Kommen Sie vor allem von der Überlegung weg, Ihren Kater mit noch mehr Alkohol besänftigen zu wollen!"

„Ich bin erwachsen. Ich weiß durchaus mit einem Kater umzugehen."

„Ihr gestriges Verhalten spiegelt da ganz andere Kompetenzen", verneinte ich augenzwinkernd.

Low sah mir mustern entgegen. Kein Spott, wie er sonst ihre Augen füllte. „Ich bin mir nicht sicher, wie du das meinst?"

„Ich glaube doch", nach einer Weile voller Schweigen fügte ich hinzu: „Wie glauben Sie, dass es mit uns weiter geht? Wollen wir uns weiterhin mit absurden Diskussionen abhalten oder wird es auch irgendwann im zivilisierten Tone vonstattengehen?"

„Wie auch immer ... zwar habe ich dich davon abgehalten, meinen Aston Martin zu zerkratzen, doch halte ich es für ratsam, keine Nachsicht zu entwickeln. Was angesichts der Tatsachen nicht abwegig ist oder nicht?", gab sie im zuckersüßen Ton zutage, bevor ich mich durch den Türspalt davonzumachen plante.

„Wie Sie es für adäquat halten Miss", gerade wollte ich mich durch den Spalt zwängen, als sie noch einen Nachsatz zu äußern pflegen schien.

„Im privaten Kreise, so meine ich, sind die Wörter wie „Ihr/Sie" durchaus durch ein respektvolles „Du" zu ersetzten."

„Haben Sie mir gerade das Du angeboten?"

„Offenkundig", ein schmales Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Wunderschön. Einfach nur wunderschön. Wie sie dalag, mich ansah, als wäre es etwas mehr als nur ... eine Lehrer Schüler Disketionsgesteuerte Beziehung? Ich verwarf den Gedanken sofort.

„Da vermag ich nicht nein zu sagen. Da sich ‚Du Ms Low' etwas unpassend anhört... wäre es möglich, den Vornamen zu erfahren?", ich merkte, wie mir die Röte langsam vom Halse, bis zur Stirn kroch. Kontrolle äußerlicher Anzeichen war mir nie ferner denn je.

„Adriana. Gerne als Ada abgekürzt."

Wow. Natürlich. A...d...a. Ich ließ es mir vor der geistigen Zunge zergehen, bevor ich meinen Plan in die Tat umsetzte, nicht ohne mich angemessen zu verabschieden. 

Perfect 1 (txs) *Überarbeitung*Where stories live. Discover now