// Kapitel 7 //

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🎵 Evanescence - Bring Me To Life 🎵

Low's POV

Nach meinem absolut dramatischen Auftritt hatte ich einen etwas weniger imposanten geplant. Ich hatte in Ranas Klasse die DV Stunden zu vertreten, welches sich als mehr Übel herausstellte, als je Vorsehbar. Ich beging den Fehler, Yennefer und Jenny in eine Gruppe zu stecken. Da mir als Ausgleich Rana einfiel, gab es als gegenteiliges Ergebnis ein fetziges Trio. Teile der Diskussion kamen mir zu Ohren, die ich ohne Bereitwilligkeit zu ‚lauschen' begann.

Jenny tippte mit ihren lackierten Nägel auf den Bildschirm. „Aber das steht da."

„Wenn da stehen würde, dass du aus dem Fenster springen sollst, würdest du bestimmt auch sofort fragen: ‚aus welchem Stock?'. Verdammt noch mal, wir sollen nicht die Summe ausrechnen, sondern den Mittelwert.", Yennefer hielt sich schwer zurück, Jenny nicht eine zu braten.

Sollte ich mich vielleicht einmischen? Oder würde mir da ein amüse entgehen? Ich entschied mich letztendlich für scheinheilige Diskretion.

„Da steht aber -", Jenny tippte weiterhin auf den Bildschirm und das nervtötende klackern brachte nicht nur Yennefer in Rage, „- wir sollen die Summe berechnen."

„Ja natürlich sollen wir das nur nicht in diesem Feld. Da steht nämlich - ", jetzt tippte Yennefer mit ihren langen Nägeln auf den Desktop, um ihren guten Vorbild alle Ehre zu erweisen. „ - in Zelle B4 und da wo den Cursor hast, ist nicht Zelle B4. Du bist offensichtlich nicht nur Intellektuell unbegabt - Du bist auch noch ein Analphabet."

Oder blind, fiel mir derweil als Ergänzung ein.

„Sagt die Blondine", gurrte Jenny, als hätte sie irgendeine vielsagende Lebensweisheit ausgesprochen. Die Objektivität dieser Aussagen war tatsächlich amüsant. Rana schien es ebenfalls als unangemessen, sich mit einem Vorredner zu verbünden oder Kontra zu geben. Sie saß mit verschränkten Armen zwischen den beiden Parteien und folgte dem Gefecht, als handelte es sich hierbei um eine Bridge Partie. Dabei hätte eine Bridge Partie doch etwas mehr Interesse abgewonnen.

„Und zum Augenarzt solltest du auch gehen", riet Yenenfer und formte meinen Gedankengang aus. Immerhin eine wusste, sich mit Tatsachen abzugeben „- könntest Du bitte auch was zu unserer dynamischen Gruppenarbeit beitragen, Rana?"

Rana lehnte sich weiter zurück, als fürchtete sie einen Übergriff. „Ich finde wir geben ein tolles Team ab."

„Ach tatsächlich?", Jeny lächelte giftig. Sie meinte vermutlich, man müsste ihr besondere Worte schenken.

„Dich hatte ich gar nicht mit einbezogen.", entgegnete Rana, ihr Lächeln von selbiger Giftigkeit.

Liz, einer der möchte-gern-Streberinnen, beugte sich von hinten zu dem Trio herüber. „Hey, habt ihr vielleicht eine Ahnung, wie man die verschachtelte Wenn-Funktion macht?"

Und so ging es die ganze Stunde. Yennefer und Jenny beschossen sich gegenseitig mit absurden Kommentaren und Beleidigungen während Liz ständig nach Tipps fragte. Am Ende der Stunde war ich, obwohl ich keine Komponente des Diskurs war, so ausgelaugt, als hätte ich 30 Tage in einem Bergwerk gearbeitet. Jenny stand auf, hatte damit das Wirken einer Gottesanbeterin.

„Bis nächste Woche.", verabschiedete sich Yennefer und gab Rana einen Kuss auf die Wange.

„Bis nächste Woche.", entgegnete Rana. Im selbigen Moment trafen sich unsere Blicke und ich fragte mich zumal, warum ich den Drang hatte wegzuschauen. Warum gefiel es mir zudem die Vorstellung nicht, dass Rana etwas inniger mit Yennefer befreundet war, als es der Anschein wett machte. Warum keimte Eifersucht auf?

„Alles ok bei Ihnen Ms Low?", urplötzlich stand Rana vor mir, ihre Tasche gesattelt, doch ruhigen Atem auf mich achtend. Tiefes meerblau, beinahe besänftigend. Verständnisvoll.

„Gibt es etwa einen Anlass zu denken, dass nicht alles in Ordnung wäre?", fragte ich tonlos und begann meinerseits meine Utensilien einzupacken.

„Naja .. mal ehrlich, Sie sahen so aus, als würden Sie Yennefer dafür verabscheuen, dass sie mir einen .. Kuss aufgedrückt hat. Ist das etwa ein Problem für Sie?", ihre Stimme hatte etwas Rauchiges, die sie gedämpft hatte, damit nur ich sie verstand, obwohl wir alleine waren, dass es mir eine Gänsehaut bereitete. Es hatte was Anschmiegsames, ja gar verführerisches.

„Hör auf, dich lächerlich zu machen Rana. Das ganze hier ist rein platonisch, wenn überhaupt und dabei bleibt es auch. Tut mir ehrlich leid aber ich muss nun los", ich zog die Riemen der Aktentasche fest, bereit zu gehen.

Ehe ich mich versah, hatte ich durch meinen Vorwärtsschritt den Abstand verringert, da Rana nicht den Anstand machte, ihre Position zu wechseln. Kein Anstand, mir Platz zu machen. Orangenduft drängte sich in meine Nase, fast sanft umgarnend und nahm mich voll ein. Ein anderer Duft als jener, der mir zu Anfang aufgefallen war. Sie blinzelte mit den vollen Wimpern, schien sich im Geiste etwas auszumahlen.

Bevor ich sie um Abstand bitten konnte, tat sie etwas, wovor ich mich bisher fürchtete, da ich nicht wusste, wie ich Kontrolle ausüben konnte. ... Rana hatte sich das letzte Stückchen vorgebeugt, presste ihre seidenweichen Lippen auf die meine. Es schien so, als würde die Welt für wenige Sekunden still stehen. Gerade als ich fürchtete, Rana würde sich zurückziehen, da ich ihren Kuss sekundenlang nicht zu erwidern wagte, intensivierte ich den Kuss als Antwort. Sie schmunzelte in unseren Kuss hinein, löste sich kurz, um mich anzusehen, verwickelte mich in den nächsten Kuss. Verdammt. Ein Kribbeln stieg in meinem Magen empor, kroch über Hals und Nacken. In meine Fingerspitzen, die sich danach sehnten, die ihre zu finden und zu verhaken. Ich vergaß mich total und alles was mein Amt verbindete, verblendet von diesem großartigen Gefühl, welches eigentlich mit dem Denken „es ist falsch" ersetzt werden sollte. Meine Tasche glitt zu Boden. Rana schnurrte aus der Sicherheit und dem Wissen heraus, was nun folgen würde. Sanfte Züge, gefüllt mit Herzaugen. Meine Hände glitten über ihre Taille und hätten sie in eine innig, romantische Szene gewickelt, wäre da nicht das alarmierende Schrittpaar gewesen. Ich fasste mich sofort, wandte mich von Rana ab. Rana hingegen schien wie eingefroren. Das Haar schütter. Ich hatte wohl unterbewusst meine freie Hand dazu missbraucht, zwischen diese weichen Haare zu gleiten. Ihr Ausdruck war der, einer zurückgewiesenen.

Ms Prescott stand an der Schwelle, sah mich mit einer Mischung aus Wut und .. ebenfalls mit abgewiesener Mine da. „Ada ...?"

Ich konnte nur hoffen und vermuten, dass sie mich und Rana nicht gesehen hatte und sie aus dem Gespräch letztens die Züge angenommen und beibehielt. Rana schlich sich an Prescott aus dem Raum hinaus. Natürlich kam Prescott zum ungelegensten Zeiten.

„Ich .. äh .. was ist denn?", fragte ich, sowohl genervt als auch enttäuscht. Ich hoffte, Rana nahm sich die Unterbrechung nicht zu sehr zu Herzen.

Perfect 1 (txs) *Überarbeitung*Where stories live. Discover now