|14| Fragt nicht, Jesus sitzt jetzt am Steuer

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,,Hey, Junge. Wie viel für das Fahrrad?", fragte ich hektisch den Teenager. Ich war vollkommen außer Puste.
Er hob eine Augenbraue.
,,Wieso?"
'WEIL ICH DIESEN VERDAMMTEN DROGENDEALER EINHOLEN MUSS!' wollte ich ihm zuschreien, doch ich schüttelte nur den Kopf und drückte ihm einen Schein in die Hand.
,,Ich geb' dir hundert Mäuse."
Er grinste und übergab mir das rote Fahrrad. Ich seufzte gequält.
,,Kann hier nicht ein Skateboard Fahrer sein? Oder noch besser, ein Roller Fahrer?"
Leider war das ein unbelebter Stadtteil, ich denke manche nannten es Suburb, weswegen ich von den normalen Erwachsenen merkwürdig angestarrt wurde.
Ich steig auf blickte den Jungen fragend an.
,,Los! Her mit dem Helm!"
Er schüttelte grinsend den Kopf und streckte fordernd seine Hand aus.
,,Extra 50."
Ich blickte ihn ungläubig an.
,,Willst du mir sagen, dass dein Helm die Hälfte von deinem Fahrrad kostet?!"
Er zuckte mit den Schultern.
,,Sicherheit geht vor."
Thalia, wo bist du? Hast du den Dealer?, hörte ich Natashas Stimme durch das Kommunikationsgerät sprechen.
Ich seufzte und blickte zu dem Dealer, welcher schon weit vorne war.
Rennend konnte ich ihn nicht aufholen.
Aber Fahrrad fahrend.
Schnell holte ich einen Fünfziger raus und gab es dem Jungen.
Er grinste und überreichte mir seinen Helm.
,,Ich hoffe du verreckst.", zischte ich ihm zu und schnallte mir den Helm um den Kopf.
Er nickte nur, das Geld zählend und lief davon.
Ich atmete tief durch und legte meinen Fuß auf das Pedal.
Thalia? Bist du noch da?, fragte nun Steve.
,,Ja, ich bin hier.", meine Stimme verrutschte ein wenig.
,,Hab' mir gerade ein Fahrrad geschnappt."
Dann fahr los!, meinte Natasha.
,,Das ist einfacher gesagt als getan.", murmelte ich und trat los. Mein Herz klopfte wie verrückt, ich hatte den Lenker kaum unter Kontrolle, aber kam voran. Es verlief wakelig, aber gut für den Anfang.
Sag mir jetzt nicht, du kannst kein Fahrrad fahren, hörte ich Sam kichern.
,,Ich kann auch kein Schlittschuh fahren, ok? Wo hätte ich das den lernen sollen? Ach du scheiße!"
Ich wurde schneller und hätte fast eine Mülltonne umgefahren. Das forderte wirklich eine Menge Konzentration.
,,Wie lange dauert es, bis ihr hier seid? Ist es gut, dass ich in der ersten Minute immernoch fahre? Ich war noch nie auf so einem Ding, ich benutze das Wissen aus dem Fernsehen."
Halte durch, wir sind gleich da, ertönte Wandas Stimme.
Ich atmete tief durch.
Langsam hatte ich den Dreh raus. Solange ich vorwärts fuhr, verständlicher Weise.
,,Ok, lasst euch Zeit. Ich bin ein Naturtalent.", murmelte ich und kam dem Typen etwas näher, auch wenn noch viel Abstand zwischen uns war.
,,Wenn er nicht abbiegt ist alles in Ordnung. Aber er soll auch nicht anhalten. Leute, wie halte ich an?"
Direkt vor deinen Händen sind links und rechts zwei Hebel, die du drücken musst, hörte ich Steve.
,,Und welchen drücke ich?", meinte ich voller Panik, denn es ging langsam bergab.
Ich bekam keine Antwort, wahrscheinlich stiegen sie gerade in den Quinjet.
Es wurde steiler. Häuser und Menschen schossen an mir vorbei.
,,Leute, ich hyperventiliere gleich! Welcher Hebel?!"
Es ist egal, welchen du drückst, aber drück nicht zu fest. Damit verursachst du eine Vollbremse, half mir Sam.
,,Ok.", ahmte ich dem Typen aus dem Vine nach.
Vor mir sah ich wieder den Dealer und holte siegessicher auf.
Es war nur noch ein Meter, ich hatte mich schon getraut, einen Arm nach ihm auszustrecken, als er plötzlich nach rechts in eine Gasse sprang.
Ich fluchte und schrie auf, denn ich Glückspilz konnte mit Fahrrädern ja nicht umgehen!
Ich rollte weiter bergab und ich würde nicht lügen, wenn ich sage, dass ich schon knappe 40 Kilometer die Stunde erreicht hatte.
Ich versuchte zu bremsen, doch die Hebel gingen kaputt und fielen zu Boden.
,,Gott verfluche dich, du billiger Teenager mit deinem billigen Fahrrad!", schrie ich, Wind peitschte in mein Gesicht.
Thalia, geht es dir gut?, fragte Wanda, während ich zur Gläubigen wurde.
,,Die Bremsen funktionieren nicht! Es geht bergab!"
Ich hörte die anderen fluchen.
Vor mir nahm der Berg eine Ende. Ich sah einen Park, mit vielen Büschen. Einige hatten Dornen.
,,Sagt Gwen ich liebe sie!", schrie ich.
Ich entschied mich dazu, dass meine letzten Worte Brooklyn 99 gewidmet sein sollten.
,,Jesus, take the wheel!", schrie ich ein letztes Mal und ließ den Lenker los.
Es waren die letzten Meter, das Rad pralle gegen den Asphalt und schmiss mich im hohen Bogen nach vorne.
Und in diesem Bruchteil der Sekunde - als ich mitten durch die Luft flog - da fragte ich mich, wieso ich nicht auch die Gelenkschoner vom Typen abgekauft hatte.

2 || My daughter [Avengers FF]Where stories live. Discover now