Schwarz/Weiß-Doppelleben

Kapitel 25

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schlage seine Hand weg! Empört richte ich mich auf und verschränke meine Arme. "Ich habe mich allerdings im Stroh vergnügt! Bei deinem Hengst in der Box wenn du es wissen willst!" zische ich und gehe zur Tür. "Ich will den Namen!" knurrt der Corporal und ich drehe mich um. Mein Gesicht ist kalt und ich drücke die Klinke runter. "Den Namen? Mein Spielgefährte der letzten Stunden hieß 'Nervenzusammenbruch' und es waren die intensivsten und Gefühlsreichsten Stunden meines gesamten Lebens!" Ohne auf eine weitere Antwort zu warten gehe ich in das Hauptzimmer, knalle seine Zimmertüre und dann auch seine Bürotüre zu und stampfe stinksauer in mein eigenes Zimmer. Was bildet der sich eigentlich ein?! Meint der, ich hüpfe mit jedem in die Kiste? Bin ich bescheuert oder was?! Wütend ziehe ich kreise in meinem kleinen Zimmer und würde am liebsten irgendjemanden verprügeln! Beruhige dich Sera! Komm runter! Aber es hilft nichts. Ich stürme wieder aus meinem Zimmer raus! Stinksauer wie ich bin, laufe ich den Gang entlang und als Erwin mir entgegenkommt, schnappe ich mir nur die Wasserflasche und laufe weiter! Das wasser trinke ich in einem Zug aus und stelle die Flasche einfach auf ein Fensterbrett. Im moment habe ich weder Zeit, noch nerven, mich um es zu kümmern und mit einer Höllenwut im Bauch verlasse ich das Gebäude!

Mein Weg führt mich zu dem komischen ausgetretenem Platz, auf dem die Soldaten immer Trainieren. Doch leider ist niemand mehr da und so muss ich mich mit Laufen begnügen! Ich fange an mit leichten Dehnübungen und laufe dann los! Die eigentlich zu enge und kurze Kleidung macht mir nichts und mein Blickfeld verengt sich. Das passiert immer, wenn ich für längere Zeit gelaufen bin! Ich bekomme einen Tunnelblick und blende alles andere aus, was störend sein könnte. Deshalb bemerke ich auch nicht, wie drei Personen plötzlich neben mir herlaufen und versuchen, mit mir zu reden! Erst ein gebrülltes: "SERA!" und das rütteln an meiner Schulter lassen mich aus meiner Trance erwachen und verwirrt sehe ich mich um! Als ich die drei neben mir laufen sehe, zucke ich zusammen! "AH! Wie lange seid IHR denn bitte schon hier?!" Ich verlangsame mein Tempo und sehe zu Armin, Eren und Mikasa. "Schon ungefähr zehn Minuten! Aber du hast ja nicht wirklich zugehört!" meint Armin und wir bleiben stehen. Von ihm bekomme ich einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf und ich fange an, verlegen zu grinsen. "Tut mir leid! Ich war wohl woanders!" erwiedere ich und alle drei nicken. Doch dann sehe ich sie ernst an. "Und ihr redet immer noch mit mir? Obwohl das mit der Gerichtsverhandlung passiert ist...?" Armin sieht sich kurz zu Eren und Mikasa um und wieder nicken alle drei. "Natürlich! Klar waren wir etwas geschockt, als plötzlich rausgekommen ist, dass du eine Mörderinn bist! Aber..." Armin fängt an zu lächeln und legt eine Hand auf meine Schulter. "Du hast mich gerettet UND du hast weitere unschuldige davor bewahrt, getötet zu werden! Wenn das nicht gut war, was dann? Natürlich kann man deine verbrechen nicht ungeschehen machen.... Aber du hast es nur für deine Familie getan oder? Und du warst jung und naiv!" Ich seufze und sehe auf die Seite. "Trotzdem entschuldigt das nichts..." brumme ich und stille herrscht. Die drei tauschen bedeutungsvolle blicke aus und Eren tritt vor. "Ich habe auch ein Geheimniss, das am anfang geheim bleiben musste. Und als es rauskam, waren alle geschockt!" Meine Augen richten sich auf den braunhaarigen. "Ist es so schlimm wie meins?" frage ich und er zuckt mit den Schultern. "Ich glaube nicht, dass man das vergleichen kann!" Neugierig geworden betrachte ich ihn. Was für ein geheimniss könnte theoretisch schlimmer sein als meines? Menschen getötet zu haben! Eren druckst ein wenig herum und stößt die Luft in einem großen seufzer wieder aus. "Ich bin ein Titanenwandler. Und BEVOR du jetzt ausflippst!" meint er und hebt sofort die Hände! "Es wissen hier alle davon! Und ich kann den Titanen steuern, in den ich mich verwandle!" Bin ich groß geschockt? Nicht wirklich. Habe ich Angst? Wieso auch immer: Nein. Bin ich neugierig, wie das funktioniert? Aber sowas von! "Na ich hoffe doch, dass du den Titanen steuern kannst...!" murmle ich und die drei sehen mich verdutzt an. "Wieso bist du denn nicht... Du weißt schon... am ausflippen und Angst haben?" fragt Armin und ich sehe zu ihm. "Ich hatte heute einen Nervenzusammenbruch in der Box von Cap's Hengst, musste stundenlang alles gefühlstechnisch auf die reihe bringen, was gestern so alles passiert ist und wurde von dem Kampfzwerg gefragt, mit wem ich mich denn im Stall vergnügt hatte, als er Stroh aus meinen Haaren gezogen hat. Was irgendwelche Gefühle oder Emotionen angeht, bin ich im moment wohl ausgebrannt!" Stille. Dann tritt Mikasa vor und legt mir eine Hand auf die Schulter. "Irgendwann bring ich ihn um." Es ist emotionslos gesagt und birgt doch gleichzeitig wieder beschützerische Gefühle! Ich muss anfangen zu lächeln. "Erzähl uns doch mal, was eigentlich alles passiert ist! Also von anfang an!" schlägt Armin vor und die beiden anderen nicken. Ich setze mich auf den ausgetretenen harten Boden. Während sich die drei hinsetzen, beginne ich schon zu erzählen.

Meine Geschichte braucht länger als gedacht und als es dunkel wird, gehen wir in das Gebäude rein. Dort setzen wir uns in eine Art gemeinschaftsraum, in dem eine große Lampe brennt. Dort führe ich die Geschichte zu ende und es dauert einen augenblick, bis irgendjemand etwas sagt. "Na toll... Und ich dachte, es gäbe endlich jemanden, den ich im Nahkampf besiegen kann! Aber nein!" Armin scheint über die sache mit dem töten ganz schnell hinweg gekommen zu sein. Eren hingegen starrt mich weiterhin an und Mikasa fragt: "Wie viele sind es inoffiziell?" "Tja... Inoffiziell sind wir bei 56..." Die schwarzhaarige zuckt kurz zusammen, nickt dann aber nur und dreht sich zu Eren. "Sie ist nicht so schlimm wie du." Einen kurzen moment blicke ich verwirrt auf Eren und dieser wird leicht wütend. "He! Ich habe versucht die Menschheit zu retten!" verteidigt er sich und verschränkt beleidigt die Arme. Etwas erleichtert fange ich an zu lächeln. "Na wenigstens etwas..." flüstere ich und Armin sieht zu mir. "Kopf hoch! Niemand wird dir hier etwas antun! Und mit uns als Freunde ganz sicherlich nicht!" Mein lächeln wird breiter. "Freunde hm...? Schon lange her, dass ich dieses wort benutzt habe!" Armin nickt aufmunternd lächelnd. "Freunde halten in guten und in schlechten Zeiten zusammen! Ich hoffe zwar, dass bei uns nur gute Zeiten kommen werden, aber wenn nicht, sind wir füreinander da!" Innerlich rührt sich etwas und ich musd zugeben, dass ich emotional wohl DOCH noch nicht ausgebrannt bin! Denn ich freue mich extrem über den Fakt, dass ich wieder in eine Art gemeinschaft aufgenommen wurde! Da steht Eren auf und streckt sich gähnend. "Ich glaube... Wir sollten alle langsam in's Bett gehn! Morgen wird uns Heichou wieder bluten lassen, was er heute verpasst hat! Zum glück musste er so viel Papierkram machen!" Papierkram?! ER? Ja genau! Ich muss mir ein lachen verkneifen, da ich ja den eigentlichen Grund kenne, wieso er nicht trainieren konnte! Stockbesoffen war der Kerl! Aber nun erheben sich auch Armin und Mikasa und gehen zur Tür. "Gute nacht Sera! Und komm morgen ja nicht zu spät! Wenn's ist, wird dich einer von uns aufwecken!" Dankbar nicke ich und bleibe noch sitzen. "Gute Nacht Leute!" sage ich zum Abschied und lächle! Doch als Eren rausgeht und ein überraschtes: "Heichou?!" von sich gibt, erstarre ich in der Bewegung! Soweit ich es kombinieren kann, ist Heichou der Cap! Und was zur Hölle macht ER hier?! "Tch! Ich hoffe es ist ein guter Grund, wieso ihr nach der sperrstunde noch herumlauft!" "W-Wir sind schon weg Heichou!" ruft Eren und ich kann das getrampel von den dreien hören, wie sie schnell weglaufen! Ich muss zugeben, dass ich gerade mehr Lust auf einen Titanen hätte, als auf Levi und ich drehe mich mit dem Rücken zur Tür. "Müssen die Bälger immer die Türen offen lassen...?!" brummt er und ich kann hören, wie er eintritt! Sofort verspannt sich mein Körper und ich balle meine Hände zu Fäuste. Kurze Stille. Doch dann fängt er an: "Was machst du hier. Es ist Sperrstunde."