Kapitel 47

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Während wir reiten, fällt die anspannung von mir ab. Ich atme erleichtert durch und lasse die Zügel locker. Das gerede der Zeugen hinter mir ist mir relativ egal und ich schließe kurz die Augen. Wie ein Film läuft die Titanen-tötungs-und-Rettungsmission-von-Henriette Szene ab. Ich durchlebe die Sekunden, die sich wie Stunden angefühlt haben noch einmal. Die entschlossenheit nach dem Schrei, die die glücksgefühle sofort elimiert. Die Panick als ich glaube, dass ich nicht mehr rechtzeitig komme und die erleichterung, als ich sie doch noch packen konnte! Ich schrecke auf, als mein Hengst plötzlich anhält und ich mich umsehe. Wir stehen vor dem Hauptquartier und ich steige ab. Dem Tier klopfe ich auf den Hals und flüstere ein kurzes: "Danke!", denn ich wäre einfach weitergeritten! Dann gehe ich um das Pferd herum und salutiere vor den Zeugen, Erwin und Levi, die in einer Reihe dastehen. "Wir sind sicher angekommen und niemand wurde getötet! Meine Aufgabe ist erfolgreich abgeschlossen und ich bitte um das rühren meiner Person!" Innerlich verziehe ich das Gesicht, ermutige mich aber, dass es nicht mehr all zu lange dauern kann, bis ich wieder normal reden kann! "Erlaubniss erteilt Rekrutin Torn!" sagt Erwin und ich stelle mich schulterbreit hin, beide Hände auf dem Rücken. "Ich fürchte jedoch", meint nun der älteste der beiden Männer und sieht mich an. "dass du keine Rekrutin mehr bist und Kommandant Smith einen Fehler gemacht hat!" Ich sehe ihn fragend an. "Sir?" Dann fängt er an zu lächeln! "Ich habe die Kraft bekommen, dich nach erfolgreicher beendigung dieser Prüfung vom Richter persönlich zum ausgebildeten und vollwertigen Soldaten zu ernennen! Herzlichen Glückwunsch Soldatin Sera Torn!"

Etwas ungläubig stehe ich noch da. Die Augen, sowie den Mund weit offen stehend und starr. Die Zeugen sehen sich gegenseitig an, bis sie anfangen zu lachen und Erwin von seinem Schimmel heruntersteigt. Er stellt sich vor mich und legt mir beide Hände auf die Schulter. "Du hast es geschafft Sera... Du bist jetzt offiziell eine Soldatin des Aufklärungstrupp!" Ich drehe immer noch ungläubig meinen Kopf zu ihm. Erst jetzt kommt der Satz in meinem Hirn an und meine Mundwinkel ziehen sich nach oben! Ich springe hoch und falle den blondhaarigen um den Hals! Erwin legt seine Hände auf meinen Rücken und klopft mir leicht darauf. "Herzlichen Glückwunsch auch von mir Sera!" flüstert er und ich grinse breit. "Danke Erwin!" flüstere ich genau so leise zurück und lasse ihn freudestrahlend los! Sein Gesicht ist wieder ernst. "Also Soldatin Torn! Auf dich warten jetzt die gleichen Pflichten wie die anderen! Aber auch die gleichen Rechte!" Ich nicke. "Wir werden zurückkehren und bescheid geben, dass wir eine neue Soldatin haben!" meint Henriette und die drei drehen ihre Pferde. Wir sehen ihnen ernst hinterher, bis sie um eine biegung verschwinden.

Die gesamte erleichterung trifft mich wie ein schlag und ich lege mich mit dem Rücken auf das Gras. "Sera?" Erwin beugt sich besorgt über mich, aber ich schüttle den Kopf. "Alles gut! Ich will jetzt bloss in nächster Zeit nichts von Prüfungen, Zeugen oder Richtern etwas sehen, hören oder auch nur lesen!" sage ich und sehe in den Himmel. Er ist strahlend blau und kein einziges Wölkchen zieht vorbei! Hunger! Ist das einzige Wort, dass mein zweites ich mir an den Kopf schmeißt und ich richte mich grinsend auf. "Aber ich fürchte, dass wir etwas von meinem Magen zu hören bekommen, wenn ich nicht was zwischen die Zähne krieg!" Schnaube ich amüsiert und Erwin nickt. "Dann geht ihr zwei etwas essen! Ich kümmere mich um die Pferde!" Ich gehe noch schnell zu meinem Hengst und kraule ihm am Kopf. "Du bist der beste, großer!" flüstere ich ihm zu und er stampft kurz mit den Hufen auf. "Das original Zubehör habe ich nicht verwendet, weil es sonst zu auffällig wäre!" meint Erwin und ich nicke ihm Dankbar zu. "Und jetzt geht essen, bevor wir hier noch eine verhungerte Soldatin haben!" Er scheucht Levi und mich in richtung Gebäude und wir gehen hinein. "Wie könnte der Tag denn noch besser werden?" frage ich grinsend und der schwarzhaarige schnaubt. "So gut war er jetzt auch nicht..." Ich drehe meinen Kopf zu ihm und lege einen Arm um seine Schultern. "Und wie! Ich habe eine Prüfung auf's Auge gedrückt bekommen, die ich bestanden habe, ansonsten wäre ich jetzt Tot. Dann hätten wir noch den Fakt, dass ich jemanden gerettet habe UND das ich jetzt Soldatin bin!" Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er anfängt zu lächeln und ich grinse noch breiter. "Siehst du? So schlimm kann das gar nicht sein!" Sofort verschwindet das lächeln und er bekommt einen genervten Ausdruck. "Wie war das mit 'Corporal Ackermann' und mit 'Sie' ansprechen?" brummt er und ich lehne mich noch etwas auf ihn. "Nicht mehr, Cap!" sage ich und sehe ihn an. Er verdreht die Augen und piekst mir in die Seite! Quietschend springe ich auf die Seite und sehe ihn wütend, ungläubig und genervt an. "Wofür war das denn jetzt?!" Er sieht sich kurz um und streckt mir dann die Zunge raus!

Perplex starre ich noch kurz, bis ich in schallendes Gelächter ausbreche! Sofort wechselt sein Gesicht wieder zu genervt und ich halte mich an der nächstgelegenen Wand fest, um nicht vor lachen umzukippen! "Was lachst du so?" grummelt er und ich wische mir eine lachträne aus dem Gesicht. Langsam beruhige ich mich wieder und atme tief ein. "Das sah... gleichzeitig amüsant UND süß aus!" erwiedere ich und er sieht mich leicht verwirrt an, bevor er einen rötlichen Schleier auf das Gesicht bekommt und mit verschränkten Armen auf die Seite sieht. "Das sollte es nicht!" brummt er und ich gehe zu ihm. Wieder lege ich einen Arm um ihn und bringe ihn dazu, weiterzugehen. "So war's aber! Und jetzt lass uns endlich was essen!" Levi dreht seinen Kopf zu mir und muss schmunzeln. "Dich kann man nur mit essen noch glücklicher machen oder?" Grinsend nicke ich und sehe gerade aus. "Solange es gutes essen ist, kann man mich sogar damit ablenken!" grinse ich und ein kurzes kichern ist von ihm zu hören! Ich piekse ihm von der anderen seite in die Backe. "Das solltest du öfters machen! Das klingt nicht schlecht!" Sein Gesicht verzieht sich diesmal nicht, sondern er sieht mich direkt an. "Ich fürchte, dass ich das nicht mehr machen werde! Ansonsten wäre mein Ruf von einem herzlosen Corporal dahin!" Etwas enttäuscht plustere ich meine Wangen auf. "Ach komm schon...! Mach's wenigstens bei mir!" Er verdreht die Augen, aber sein lächeln bleibt. "Wenn's sein muss!" Zufrieden nicke ich und sein Gesicht wird wieder kalt, als wir die Kantine erreichen. Aber ich habe mich an seine plötzlichen Wechsel gewöhnt und öffne fröhlich und halb am verhungernd die Tür!

Schwarz/Weiß-DoppellebenWhere stories live. Discover now