Eight ~ "Deal"

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Bevor ich meinen Mund öffnete, versicherte ich mir, dass es auch wirklich der Dieb war

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Bevor ich meinen Mund öffnete, versicherte ich mir, dass es auch wirklich der Dieb war.

Meinen Lippenbalsam ließ ich in meine Jackentasche plumpsen und mit leisen Schritten näherte ich mich seiner Statur. "Was auch immer du vorhast. Lass es." Ich hatte es in der Schule zugelassen, jedoch würde das jetzt nicht nochmal passieren.

Der Dieb machte einfach weiter und ich hörte, wie er einen Seufzer aus seinem Mund pustete. "Und du denkst, ich verfolge dich?"

Seine Stimme war kratzig und ein wenig heiser. Er riss einmal fest an dem Kabel und neigte sich ein wenig nach vorne. "Was machst du überhaupt?" Mit gewagteren Schritten gesellte ich mich neben ihn und sah hoch in den Stromkasten. "Ich knipse den Strom ab..." Er ließ sich von mir nicht beirren und drehte an einer kleinen Schraube. "Warum?"

"Warum nicht?" Ich verdrehte meine Augen und verschränkte meine Arme. Ich sah ihn tadelnd an und erschrak leicht, als sich seine Augen auf mich legten. "Ich kappe den Strom ab, damit die Kameras nicht funktionieren. Wie sonst soll ich denn unbemerkt in den Lagerraum kommen?"

"Warum musst du in den Lagerraum?" Er ließ sich mit seiner Antwort Zeit und holte etwas aus seiner schwarzen Jeans. Dies befestigte er an einem Kabel und drehte erneut an einer Schraube. Diese löste sich und konzentriert nahm er sie zwischen die Lippen, während er den Kasten weiterhin musterte. "Um etwas zu Klauen, duh", kam es locker über seine Lippen, als er es wieder festschraubte und kurz zur Straße schielte. "Du solltest damit aufhören..."

Ich lehnte mich an der Steinmauer an und sah ihn vielsagend an. "Weißt du, Zwerg. Manche Leute haben gar keine andere Wahl."

Er drehte sich in meine Richtung und sah mich eindringlich an. "Und wenn ich bitten darf. Verschwinde. Ich kann es mir nicht nochmal leisten, erwischt zu werden."

"Nochmal?" Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. "Ja, manchmal erwischen mich Leute, die anstatt mir auf die Nerven zu gehen, so wie du es übrigens machst, mir die Polizei oder Schläge hinterherhetzten."

Dass ich ihm anscheinend auf die Eier ging, war mir ziemlich schnuppe, denn ich würde nicht noch einmal zulassen, dass er stiehlt. Schlussendlich würde ich dann noch im Knast landen. Das Glück war ja bekanntlich wirklich auf meiner Seite.

Der Dieb umgriff das Kabel und war drauf und dran es abzureisen, als ich ihm gegen den Oberarm boxte. Er zuckte zusammen und sah mich perplex und verständnislos an. Sein Mund war leicht geöffnet und er hatte seine Augen zu Schlitzen zusammengepresst. "Lass das."

Er ignorierte meine Bitte und legte seine Finger erneut um das Kabel. "Ich sagte," Ich umgriff sein Handgelenk und fuhr fort, "Lass das!" Ich hatte wohl die Grenze überschritten, denn mit einem Ruck hatte er meine Handgelenke mit seinem Griff umschlungen und zog mich näher an sich ran. Er blickte mir finster entgegen und schob mich weg. "Verschwinde!"

"Du sollst nicht stehlen!" Ich war kurz davor, ihn zu verpfeifen, als er mich grob an den Stromkasten drängte. "Du sollst dich nicht in Dinge einmischen, die dich nichts angehen." Sein Finger zeigte auf mich und seine große Statur überragte mich bei mindestens zwei Köpfen. Das Grün in seinen Augen ließ ihn böser wirken, als er wahrscheinlich war und seine Lippen hatten mehrere Risse. "Und du sollst gefälligst aufhören kriminelle Dinge zu tun! Du kannst froh sein, dass ich dich noch nicht verraten habe!" Ich hatte meinen Kopf in den Nacken gelegt und sah ihn mit bösfunkelnden Augen an. Mein Kiefer war angespannt und ich wartete auf eine Reaktion seinerseits.

Seine Hand, die zuvor noch dafür gesorgt hatte, dass ich am Stromkasten lehnte, führte er unter seine Kapuze und strich sich sein Haar von der Stirn. "Dir ist klar, dass dich das eigentlich null zu interessieren hat, oder?"

"Du interessierst mich ja auch nicht. Was mich interessiert, ist, dass du stiehlst und ich habe es beim ersten Mal durchgehen lassen. Schau, wo mich das hingebracht hat. Jetzt will ich es einfach verhindern."

Der Gauner ging ein, zwei Schritte zurück und verstaute seine Hände in seinen Hosentaschen. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und sah nachdenklich auf seine Turnschuhe, die er sicherlich auch gestohlen hatte. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen, da ich an das, was auch immer er dachte, nicht unterbrechen wollte. Nach einer viel zu langen Minute stellte er sich vor mich. "Du willst, dass ich nicht mehr klaue?"

Ich nickte langsam und zog den Ärmel meiner Jacke über meine Finger. "Dann kauf mir das, was ich brauche." Empört klappte mir der Mund auf.

Was?

"Du meinst ja, dass ich nicht Stehlen soll, aber ich muss ja trotzdem irgendwie an das Zeug rankommen." Er zuckte mit den Schultern und ein spielerisches Schmunzeln schimmerte auf seinen Lippen durch. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und dachte über seinen Vorschlag nach. Das Geld hatte ich. Meine Eltern waren nicht gerade die Ärmsten und warfen gerne mit ihrem erarbeiteten Geld umher. Daher hatte ich auch viel auf der Seite, da ich ein kleiner Sparfuchs war.

Aber so simpel würde ich das nicht zulassen. "Was bekomme ich dafür?" Seine Augenbrauen hoben sich an und er setzte an etwas zu sagen. Jedoch unterbrach ich ihn, da mir das Glitzern in seinen Augen schon genug verraten hatte. "Nein, danke."

Meine rechte Hand umgriff meinen Plastiksack noch ein wenig fester und ich zuckte sogar ein wenig zurück, als der Dieb sich rasch in meine Richtung drehte. "Ich helfe dir beim Klavier spielen."

Verdutzt sah ich auf in sein kantiges Gesicht und erwischte mich dabei, ihn mir an einem Klavier vorzustellen. "Du spielst Klavier?"

Er nickte und klappte den Kasten hinter mir zu. "Du urteilst nach dem Äußeren einer Person. Das wird dich in deinem Leben nicht weit bringen."

Er lehnte sich an die Wand neben mir und kratzte sich einmal kurz am Kinn. "Du siehst zum Beispiel auch so aus, als würdest du es noch nicht einmal wagen eine Kussszene in einem Barbie-Film zu schauen, da es dir zu peinlich und pervers ist."

"Willst du mir damit sagen, dass ich wie ein Kleinkind aussehe?!" Der Dieb lächelte mir entgegen und zu meiner Überraschung zeigten sich blitzblanke, weiße Zähne, die perfekt symmetrisch geordnet waren. "So ziemlich, ja..."

"Also ist das ein Deal?" Seine Augen ruhten auf mir und ich zögerte mit meiner Antwort. War das nicht verdammt gefährlich? Er hatte einen kriminellen Hintergrund und ich wollte gar nicht erst wissen, was er noch so am Stecken hatte. Im Gegensatz würde ich aber etwas Gutes tun. Er würde nicht mehr Stehlen und vielleicht konnte ich ihm so das Leben erleichtern. Wir hatten also beide etwas von diesem Deal.

Mit diesem Gedanken schlug ich seiner Hand ein, die er fast zeitgleich anhob, da man meiner Miene wohl ansehen konnte, dass ich zustimmen würde.

"Deal."

"Verbandszeugs, Cornflakes, Nudeln und ein Mars."

"Mars?"

"Auch ein Krimineller mag Süßigkeiten." Er hob seine Arme an und sah mich entschuldigend an.

"Jeden Tag, außer Freitag und Dienstag um 19Uhr bei der Musikhalle", gab ich von mir, als ich mich von ihm entfernte und zum Haupteingang von Target lief.

"Deal", hallte seine Stimme in meinem Ohr. Meine Mom würde mich umbringen, da ich jetzt noch später nach Hause kommen würde, aber meinen Bus hatte ich sowieso verpasst und der nächste kam erst wieder in 15 Minuten.

Ich kaufte ihm, was er benötigte und schmiedete in meinem Kopf einen Plan, wie ich es hinbekommen würde, den Musikraum jeden Tag zur Verfügung zu haben.

Hätte ich doch bloß gewusst, dass dieser Klavierunterricht viel mehr mit sich brachte...

Hätte ich doch bloß gewusst, dass dieser Klavierunterricht viel mehr mit sich brachte

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KayWhere stories live. Discover now