Hwang Mina

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„5, 6, 7, 8. Schön die Spannung halten. Ja sehr gut Mina! Und ins Plié." Mrs. Choi unsere Tanzlehrerin schritt die Reihe auf und ab und beäugte uns alle kritisch während wir unsere Aufwärmübungen an der Ballettstange machten. Im Hintergrund lief leise Klaviermusik und ich schloss entspannt die Augen. Die Übungen beherrschte mein Körper wie von fast ganz allein, es war reine Routine.

Ballett hatte für mich irgendwie schon immer zu meinem Leben dazugehört, meine Mutter hatte selbst in jungen Jahren getanzt. Lange hielt ihr Traum jedoch nicht an, da sie sich durch einen Sturz eine ziemlich schwere Beinverletzung zuzog und von dem Augenblick an tanzen für sie unmöglich wurde.

Mit drei Jahren meldete sie also mich zu meinem ersten Ballettkurs an. In so jungen Jahren kann man das zwar kaum Ballett nennen, mehr ein unkontrolliertes Rumgehüpfe und Gedrehe, aber es hatte mir so sehr gefallen das ich meine Mutter bat weitere Stunden nehmen zu dürfen. Mit sechs Jahren schrieb sie mich für meine ersten offiziellen Ballettstunden ein und ich belegte entsprechende Kurse in der Schule. Ich merkte schnell das es meine Passion war. So wurde es zur Gewohnheit dass ich nach der Schule noch mehrere Stunden beim Training verbrachte und oftmals erst spät abends nach Hause kam. Doch das machte mir nichts aus, ich traf alle meine Freundinnen dort und war glücklich. Mit siebzehn schrieb ich mich für die School of Performing Arts in Seoul ein und begann mein Tanzstudium mit Schwerpunkt Ballett. Jetzt war ich bereits im letzten Jahr.

***

„Oh Mina, du bekommst das nächste Solo bestimmt.", schwärmte meine Freundin Jeon Soojin als wir nach dem Training zurück in die Umkleide kamen.

„Sowas von, du bist einfach zu gut!", stimmte meine andere Freundin Lee Eunsang ihr zu.

„Danke." Verlegen schenkte ich den Beiden ein Lächeln. Ich wusste dass ich gut war, doch offen zugeben würde ich das nie. Ich wollte einfach nicht als eingebildet oder hochnäsig abgestempelt werden, außerdem war ich von Natur aus eher ein zurückhaltender Mensch.

„Wie machst du das nur?", fragte Soojin. „Ich meine wir trainieren schon ewig zusammen, aber ich hab das Gefühl das du allen immer einen Schritt voraus bist."

„Ach ich trainiere einfach viel." Ich zuckte mit den Schultern und zog meine Jacke über.

„Schon okay wenn du uns dein Geheimnis nicht verraten willst.", lachte Eunsang und Soojin stimmte mit ein.

Als wir die Umkleide und das Tanzgebäude verließen waren wir mal wieder die Letzten. Auf dem Weg zur Busstation merkte ich, dass ich mein Handy im Tanzsaal vergessen hatte.

„Oh, Mist. Ich hab mein Handy auf dem Fensterbrett liegen lassen." Ich schlug mir mit einer Hand vor die Stirn.

„Oh nein." Soojin sah mich bestürzt an. „Sollen wir nochmal zurücklaufen?"

„Ach was, ich laufe schnell allein zurück.", dankte ich ihr. „Fahrt nach Hause und ruht euch aus, wir sehen uns ja morgen wieder."

„Sei vorsichtig, es wird bald dunkel.", sagte Eunsang. Sie war schon immer die von uns gewesen, die sich am meisten um die Anderen sorgte.

„Ich finde den Weg schon.", lachte ich. „Bis morgen!" Ich winkte den Beiden noch zum Abschied während ich zurück zum Campus lief.

Die Räume im Tanzgebäude waren alle leer und nur im Flur brannte noch Licht. Etwas gruselig war es schon, doch ich kannte die Räumlichkeiten zu gut um mich zu fürchten. Ich betrat unseren Tanzsaal und da lag es, auf der Fensterbank, genau wo ich es zurückgelassen hatte. – Mein Handy. Schnell verstaute ich es in meiner Tasche und eilte zurück in Richtung Ausgang, als mich ein plötzliches lautes Geräusch erstarren lies. Es war nicht irgendein Geräusch, es war Musik. Laute Musik. Es klang ganz und gar nicht nach ruhiger Ballettmusik, wie man sie sonst hier im Ballettgebäude nur zu hören bekam.

Neugierig drehte ich den Kopf in alle Richtungen und folgte schließlich der Musik. Als ich um die nächste Ecke bog erblickte ich vor mir einen kleineren, jedoch hell erleuchteten, Tanzsaal. Eigentlich sollten um diese Uhrzeit niemand mehr im Gebäude sein, doch trotzdem befand sich eine Person in dem Saal. Es war ein Junge, vielleicht in meinem Alter, und er tanzte.

Ganz offensichtlich war es kein Ballett, auch kein Jazz oder Contemporary. Es war etwas mit viel mehr Pepp und Tempo, trotzdem waren seine Bewegungen unglaublich kraftvoll und geschmeidig. Fasziniert betrachtete ich ihn eine Weile. Er trug ein weißes, weites T-Shirt, dass sich bei jeder Bewegung geschmeidig an seinen Körper legte, und eine schwarze Sporthose, die kurz über dem Knie endete. Dazu leuchtend rote Sneakers. Sein dunkelbraunes Haar fiel ihm immer wieder in die Stirn, doch das schien ihn nicht zu stören, seine Augen waren fest auf den Spiegel gerichtet. Hoffentlich entdeckte er mich nicht, schnell trat ich etwas zur Seite, so dass ich von einem Vorhang verdeckt wurde und nur noch mit dem Kopf um eine Ecke spähen konnte.

Ich stand weiterhin einfach nur da und folge mit meinen Augen gespannt jedem seiner Schritte. Ich konnte den Tanzstil einfach nicht zuordnen. War es Hip Hop, RnB, Streetdance oder doch was ganz anderes? So genau kannte ich mich auf dem Gebiet echt nicht aus. Die poppige, laute Musik irritierte mich und der aufgedrehte Bass ließ den Boden beben.

Ich schüttelte den Kopf und warf einen raschen Blick auf die Uhr. Ich riss panisch die Augen auf, ich hatte bereits eine halbe Stunde hier gestanden. Das würde Zuhause Ärger geben.

***

„Du bist spät.", war die Begrüßung meiner Mutter als ich die Wohnung betrat. Ich stellte meine Tasche im Flur ab und setzte mich an den Küchentisch.

„Tut mir leid. Ich hatte etwas vergessen und musste nochmal zurück, dadurch hab ich den Bus verpasst.", entgegnete ich. Das ich fast eine halbe Stunde vor dem Tanzsaal gestanden und den Jungen beobachtet hatte verschwieg ich lieber. Meine Gedanken schweiften wieder ab und vor meinem inneren Auge sah ich wieder wie er sich geschmeidig zur Musik bewegte.

„Wie war das Training?", holte meine Mutter mich jedoch aus meinen Gedanken und stellte mir mein Abendessen hin, was aus nicht mehr als ein bisschen Reis, Fleisch und hauptsächlich Gemüse bestand.

„Super.", strahlte ich. Damit war unsere Unterhaltung auch schon beendet, da das Telefon plötzlich klingelte und meine Mutter davoneilte um das Gespräch entgegenzunehmen. Also begann ich allein zu essen.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen nach dem Essen bereits mit meinem Aufsatz anzufangen der Ende der Woche fällig war, doch irgendwie konnte ich mich nicht richtig konzentrieren da meine Gedanken noch immer um den Jungen kreisten. Irgendetwas an der Art wie er getanzt hatte, hatte mich so fasziniert, dass es mir einfach keine Ruhe lies.

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1064 Wörter

//EDIT 2019 - Spätere Chapter werden um einiges länger, I promise c: //

Hallö~ Ich bin mal wieder mit einer neuen Story am Start. Ich hoffe sie wird euch gefallen. Ich weiß bis jetzt passiert nicht wirklich viel aber das kommt alles :D Ich will die Chapter nur etwas kürzer halten as bei Someday.

Achtung! Das hier ist eine FanFiction, also nichts davon ist real oder hat in irgendeiner Art und Weise damit zu tun wie sich genannte Personen im realen Leben benehmen oder handeln! Danke~

Außerdem möchte ich anmerken dass ich auf dem Gebiet Ballett keine Expertin bin, ich hab zwar selbst mal einige Jahre getanzt, aber meine Mutter hat es mir dann leider aus gesundheitlichen Gründen verboten :(

Cover by @Schelosch ❤

Eure Nina ✿

Ballerina Girl | OCxJung Hoseok ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt