Glücksbringer

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Nach unserem Streit versuchte ich meiner Mutter erstmal aus dem Weg zu gehen, dies gestaltete sich aber natürlich um einiges schwieriger als gedacht. Immerhin wohnten wir unter dem selben Dach. Also fasste ich kurzerhand einen Entschluss, nahm all meinen Mut zusammen und erklärte ihr die Dinge genau so wie sie waren. Genau wie ich es Hoseok an dem einen Abend erklärt hatte.

Meine Mutter nahm es erstaunlich gut auf, naja zumindest äußerlich. An ihrem Blick konnte ich genau sehen, dass ihr die Dinge, so wie ich sie schilderte, überhaupt nicht gefielen. Doch meine Standhaftigkeit und mein neu erworbenes Durchsetzungsvermögen schien sie etwas zu überrumpeln.

Nach diesem Gespräch war zwar alles gesagt, zumindest meinerseits, jedoch war unser Verhältnis immer noch angespannt. Sagen wir einfach wir tolerierten einander, aber immerhin gingen wir uns nicht mehr aus dem Weg.

Meine Freundinnen hingegen schienen sich regelrecht für mich zu freuen, als ich ihnen von der ganzen Sache berichtete. Soojin konnte sich natürlich mal wieder einen spitzen Kommentar nicht verkneifen, doch immerhin unterstützte auch sie mich voll und ganz, so wie Hoseok es tat.

Apropos Hoseok für ihn hatte ich endlich wieder mehr Zeit, naja zumindest bis die Schule uns wieder voll beanspruche. Klausuren und Tests standen an und während ich die Choreografie für das nächste große Vortanzen einstudierte, erzählte mir Hoseok er wolle sich für ein Auslandsstipendium bewerben. Also steckten wir Beide mal wieder kopfüber im Training und hatten eh kaum Zeit uns zu sehen. Ich nahm mir diesmal vor mich besonders gut vorzubereiten und verbrachte jede freie Minute beim Training, das gefiel meiner Mutter natürlich besonders, doch das hieß nicht das ich ihr bereits verziehen hatte.

***

Inzwischen waren einige Wochen vergangen und mein Tagesablauf hatte sich, mehr oder weniger, wieder normalisiert. Es war Dienstagvormittag und ich saß im Geschichtsunterricht, doch anstatt aufzupassen waren meine Gedanken mal wieder ganz woanders. Heute nach dem Unterricht war es endlich soweit und das lang erwartete Vortanzen stand an. Fast unsere gesamte Jahrgangsstufe war dafür vom Nachmittagsunterricht bzw. vom normalen Training freigestellt worden. Es war eines der größten Castings die es seitlangem gegeben hatte, somit war es nicht verwunderlich, dass fast den ganzen Tag schon eine allgemeine Unruhe in der Luft lag. Alle waren unfassbar aufgeregt, so auch ich. Das könnte meine Chance sein mir endlich meinen großen Traum zu erfüllen. Ich hatte wochenlang- nein, monatelang auf diesen Tag hingearbeitet und nun da es endlich soweit war, konnte ich an fast nichts anderes mehr denken.

„Mina? Mina, hast du nicht gehört? Es hat geklingelt, der Unterricht ist vorbei." Soojin stand vor mir und fuchtelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. „Los lass uns gehen."

Ich blinzelte ein paar Mal und sah meine Freundin an, bevor ich meine Sachen schnell in meine Tasche packte und ihr folgte.

„Du bist heute so abwesend, ist alles okay?", fragte Soojin schließlich, als wir über den Hof zum anderen Schulgebäude liefen.

„Nur etwas nervös.", gab ich zu.

„Wow, das ich sowas mal erleben darf. Die berühmte Hwang Mina ist mal nervös." Soojin begann zu lachen.

„Haha, lass das." Ich stieß ihr in die Seite.

„Nein, aber jetzt mal wirklich. Was ist los? Sonst bis du doch immer die Ruhigste von uns allen." Meine Freundin sah mich besorgt an. „Ist es wegen deiner Mutter?"

„Nein, nein." Abwehrend hob ich die Hände. „Ich weiß nicht, ich hab irgendwie das Gefühl diesmal steht viel mehr für mich auf dem Spiel."

„Mach dir nicht immer so viele Gedanken." Soojin ergriff meine Hand und sah mich an. „Du schaffst das, so wie immer. Für dich ist das doch ein Kinderspiel." Sie grinste und zog mich dann mit in den nächsten Klassenraum. Ich hoffte das sie damit recht behielt.

Ballerina Girl | OCxJung Hoseok ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt