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„Und du hast WAS getan ?!", meine beste Freundin sah mich entsetzt an.

Es war Mittagspause und wir saßen unter einer großen Eiche, unser Stammplatz auf dem Campus. Gestern Abend war ich wieder sehr spät nach Hause gekommen und als ich aufstand, war Lena schon los. Also war die Mittagspause, die erste Möglichkeit ihr von dem Fiasko zu erzählen.

„Ich habe -ja- gesagt...", murmelte ich und rupfte Gras aus der Wise, auf der unsere ganzen Sachen um uns herum lagen, inklusive mein Salat, den ich nicht einmal auch nur angeguckt hatte.

„Johanna, das ist einfach nicht dein Ernst. Ich meine... Es war doch alles gut. Du hast sie doch vergessen und so... Wir sind hier, neue Stadt, neues Glück. Ich verstehe nicht, wie dumm du sein konntest, ja zu einem Treffen mit Jonas und Emelie fucking Giesing zu zustimmen. Hast du vergessen was dieses Mädchen dir alles angetan hat ? Sie hat -"

„Ja Lena ! Ich habe es nicht vergessen ! Wie konnte ich auch ! Nie, habe ich sie vergessen. Nichts hat geholfen, keine anderen Mädchen, keine neue Stadt !", ich sprang auf, "Ich kriege sie nicht aus meinem Kopf, weglaufen hat nichts gebracht, dann hilft es vielleicht dem Problem entgegenzutreten um Antworten zu bekommen und endlich abzuschließen !"

Und damit ließ ich Lena im Gras sitzen. Ich hetzte durch die Gänge der Uni. Ich brauchte Ruhe. Ich musste runterkommen und kein Platz eignete sich besser dafür als die riesige Bibliothek. Ich ließ mich an einen Tisch neben einem der großen Fenster fallen. Mein Kopf raste. Wie oft hatte ich mir gewünschte Emelie wieder zu sehen. Und da stand sie. In einer Beziehung. Mit Jonas... Während ich alleine in meinem Bett geweint hatte, mich gefragt hatte, was ich falsch gemacht hatte, lag sie im Bett von Jonas und verschwendete keinen einzigen Gedanken an mich. Ich blickte aus dem Fenster. Hier war ich wieder, fühlte mich wieder so verloren und verarscht, vielleicht hatte Lena ja recht und es war die dümmste Idee gewesen einem Treffen zuzusagen.

„Mieser Tag ?"

Ich riss meinen Kopf rum, schon halb in Erwartung Lena zu sehen. Aber es war nicht Lena, die den freien Platz eingenommen hatte, sondern ein fremdes Mädchen mit langen, schwarzen Haaren. Sie musste älter sein als ich, denn ich hatte sie nie in einem meiner Kurse gesehen. Ihre Augen musterten mich so eindringlich, dass ich das Gefühl hatte, sie blickte mir geradewegs in die Seele. Ich hielt die Luft an. Sie war diese Art von Mädchen, die man ohne groß nachzudenken als typische Schönheit bezeichnet.

„Hey...", ich atmete hörbar aus.

„Hi", lachte sie.

„Ich... ähm ja, ziemlich schlechter Tag.", so ganz wusste ich nicht, was sie von mir wollte.

„Ich bin Lauren by the way, ich wollte dich auch echt nicht stören und kann auch sofort wieder gehen, aber du sahst so traurig aus... Und außerdem habe ich dich schon öfter hier gesehen, mich aber nie getraut dich anzusprechen. Es heute zu tun war womöglich die dümmste Entscheidung, oder ?", lachte sie nervös.

„Johanna. Also ich heiße Johanna...", stammelte ich, „Tut mir leid, heute ist wirklich nicht mein bester Tag..."

„Naja, nicht schlimm. Ich mache mich dann mal wieder auf den Weg...", lachte Lauren nervös, stand auf und war im Begriff zu gehen.

„Halt ! So meinte ich das nicht !Ich- ich meine hast du vielleicht heute Zeit ? Ablenkung könnte gut tun...  Nur gleich habe ich noch Unterricht. Wenns dir nichts ausmacht natürlich!", rief ich ihr hinterher.

Lauren drehte sich lächelnd um.

„Ja klar. Warte, ich gebe dir meine Nummer, dann kannst du mir schreiben wo und wann."

Sie holte einen Stift raus. Ich hielt ihr irgendeinen Zettel hin. Eben der, der mir gerade in die Hand kam und lächelnd schrieb sie ihre Nummer auf.

„Bis heute Mittag Johanna. ich freue mich !"

Und damit war Lauren verschwunden. Genauso schnell, wie sie gekommen war.

Ich entschied mich nach meinen Kursen etwas für Lena und mich zu essen zu kaufen und mich mit ihr zu vertragen. Sie wollte mir ja nichts böses, sondern nur das Beste. Und verübeln konnte ich es ihr nicht. Nachdem was Emelie in allen Jahren abgezogen hatte, hätte ich, wenn es um Lena gegangen wäre, genauso gehandelt.

Mit Essen vom Chinesen beladen, öffnete ich die Wohnungstür. In der Küche angekommen erwartet mich Lena schon. Mit Pizza und Wein.

„Es tut mir leid.", sagten wir beide gleichzeitig, dann lachten wir los.

Ich stellte das Essen ab und drehte mich wieder zu ihr.

„Hör mir erst zu : Es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe, dass hätte ich nicht tun dürfen. Du hast nichts falsch gemacht, es ist nur so...-"

„Alles gut Joko ! Ich meine, ich weiß wie dich das alles fertiggemacht hat... besser als jeder andere ! Sie jetzt wieder zu sehen, muss einfach verwirrend und komisch sein. Mit Jonas und allem... Du hast Recht, reden mit ihr kann nicht Schaden. Du verdienst Antworten."

Wir vielen uns in die Arme.

„Was machen wir jetzt mit dem vielen Essen Dulli ?", lachte Lena.

„Die Pizza können wir heute Abend essen."

„Finde ich gut, ich habe schon genascht... bei Lucia...", grinste sie und holte den Korkenzieher.

„Ich treffe mich überings heute Mittag mit einem ziemlich gut aussehenden Mädchen... Das war echt mega spontan", nuschelte ich, den Mund schon voller Nudeln. 

"Erzähl !"

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„Habt ihr nicht getan !", lachte ich die ältere an.

Lauren und ich saßen in einem kleinen aber sehr gemütlichen Café mitten in der Stadt. Wir redeten nun schon eineinhalb Stunden. Ich erfuhr das sie halb aus Kuba kam und zwei jüngere Geschwister hatte. Das sie im vierten Semester war und genau wie ich Journalismus studierte und das sie für jeden Spaß zu haben war, eben auch wenn es darum ging ihren Dozenten einen Streich zu spielen.

„Doch, doch haha. Er ist dann sofort rausgestürmt und aufs Klo", grinste sie.

„Habt ihr Ärger bekommen ?", fragte ich neugierig.

„Nein, Herr Bach ist einer der gelassensten Lehrer. Wenn du ihn bekommst hast du echt Glück.", sie nippte an ihrem Kaffee bevor sie fortfuhr, „Aber ähm...Willst du mir vielleicht erzählen was heute mit dir los war ? Ich meine du musst nicht, wir kennen uns ja nichtmal einen Tag und..."

Ich unterbrach sie : „Nein alles gut. Ich weiß nicht ob das hier so passend ist... Es ist nur eine Person aus meiner Vergangenheit wieder aufgetaucht, die mein Leben damals ziemlich verdreht hat. Sie wiederzusehen war irgendwie... Mies."

Lauren nickte leicht : „Deine Ex ?"

Ich lachte kurz auf : „Viel komplizierter als das."

„Hau raus. Dich bedrückt es und ich bin gut im Zuhören. Außerdem will ich dich kennenlernen... Also so richtig."

Ich lächelte sie an. Sie hatte etwas, wovon ich mich nicht losreißen konnte. Sie strahlte Wärme und Energie aus. Ich weiß nicht genau wieso, aber ich fing an, ihr die ganze Geschichte von Emelie und mir zu erzählen. Oder doch... Ich wusste wieso. Ich wollte das sie mich kennenlernte, denn langsam aber sicher breitete sich das erste Mal seit langem Wärme in meinem Herzen aus.Und so fing ich ohne Bedenken an, ihr die Geschichte zu erzählen.

❥ You will always be with me I Kurzgeschichte IWhere stories live. Discover now