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Die Tage bis zum Wochenende flogen dahin. Die meiste Zeit verbrachte ich mit lernen. Das Treffen mit Lauren war unglaublich gewesen. Wir hatten uns nicht nur super verstanden, ich hatte mich auch noch nie zu einem Menschen so hingezogen gefühlt und mich auch noch nie einem Menschen so schnell geöffnet.

Sie hatte sich meine Geschichte von Anfang bis Ende angehört und anschließend noch lange mit mir darüber gesprochen. Sie fand es gut, dass ich mich mit Emelie nochmal traf. Ich sollte ihr "unbedingt schreiben, wie es gelaufen ist". Insgesamt waren wir ganze fünf Stunden zusammen weg gewesen. Es fühlte sich mit ihr einfach so natürlich und unbeschwert an. Seit dem Treffen schrieben wir jeden Tag und wir hatten auch schon das nächste Treffen festgelegt. Lena war auf ihrer ersten Kursfahrt, weshalb ich die Wohnung alleine hatte.

So beschloss ich Lauren am Montagabend zu mir einzuladen und zusammen Pizza zu backen. Sie war begeistert von der Idee gewesen, aber trotzdem konnte ich mich nicht zu 100 Prozent freuen, denn es gab diese eine Sache in meinem Kopf, die mich mehr als alles andere beschäftigte... Das Treffen mit Emelie und Jonas. Ich meine, rein theoretisch hatte ich gegen ihre Beziehung an sich nichts, was ich Lena auch 1000 mal versichert hatte. Es war einfach die Vergangenheit die an mir nagte. Sie würde wohl für immer meine größte Schwachstelle bleiben, aber konnte man's mir verübeln ?

Irgendwann beschloss ich, dass es reichte. Probleme muss man angehen und beseitigen, genau wie den Abwasch, der friedlich in der Küche auf mich wartete, als ich herein geschlurft kam. "Na toll, warum verschwinden Dinge immer dann, wenn man sie am meisten braucht und bleiben, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann ?" Und damit stürzte ich mich ins Vergnügen und den heutigen Tag.

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Das Lokal in dem ich mich mit dem Paar traf war edel und wäre ich alleine, würde ich definitiv weiter gehen, egal wie groß mein Hunger war.

Ich war nichtmal eine Stunde hier und hasste es schon, aber ich war mir nicht so sicher ob es nicht doch eher an den Beide vor mir lag. Seitdem wir uns an einen Tisch mit in die Mitte des Lokales gesetzt hatten (bitte wer setzte sich denn auch mitten in die Mitte ?!) war nicht einmal Stille eingetreten, was aber nur an Jonas lag. Er brabbelte wie ein Wasserfall und informierte mich was er alles erlebt hatte. Er wollte Bankkaufmann werden und (Also echt, langweiliger gehts auch nicht) würde gerne zurück in das Kaff ziehen, wo er herkam. Er schaffte es doch tatsächlich über sein neues Auto 15 Minute lang zu reden...

Emelie war still und außer ein kleines „Hallo." hatte sie noch nichts weiteres gesagt.

Ich nickte nur immer wieder und wenn Jonas eine kleine Pause machte, fühlte ich mich verpflichtet ihm zu zustimmen. Ich fing an zu überlegen ob dieses Drama um das Treffen nicht völlig überflüssig gewesen war, ich meine ich hätte mir genauso gut ein Bild von Emelie gegenüber stellen können. Wäre aufs gleiche hinausgelaufen.

„Aber sag mal, was bist du damals eigentlich so schnell auf und davon ? Du hast die beste Abschlussparty des ganzen Jahrhundert verpasst. Sie war wirklich legender und es ist viel passiert.", sagte er und küsste Emelie's Haaransatz. Das war die erste richtige Frage über mein Leben, die er mir stellte.

„Ja also ich... Ich wollte reisen", lachte ich verlegen, fuhr aber fort als ich merkte das der Mann sich nicht mit der Antwort zufrieden geben würde, „Ich wollte unbedingt weg. Mehr sehen und auf eigenen Beinen stehen. Einfach etwas neues Anfangen, so schnell wie möglich."

„Das hört sich an als hättest du schlechte Erfahrungen in deiner Stadt gemacht. Hättest mal öfter zu uns aufs Dorf kommen sollen oder hattest du vergessen wo deine beste Freundin wohnte ?", lachte er. Es war als Scherz gemeint. Als wirklich schlechter. Emelie fuhr sich durch die Haare, vermied es strickt mir in die Augen zu sehen.

„Ich wollte einfach was neues. Aber ich bin ja an einem guten Platz gelandet.", ignorierte ich seine Frage.

„Kann ich verstehen.", meldet sich nun auch mal Emelie zu wort, „Ich habe fast das selbe wie du gemacht. Reisen meine ich. Ich war für ein halbes Jahr in Australien und habe dort in einem Zoo gearbeitet. Die Auszeit tat gut."

„Außer unserer Beziehung", warf Jonas grinsend ein.

Ich musste mich stark zurückhalten um nicht einen Spruch zu bringen, stattdessen wand ich mich an Emelie : „Hört sich cool an. Du wolltest ja schon früher immer nach Australien. Freut mich., dass du's wirklich machen konntest"

Sie lächelte und blickte mir direkt in die Augen als sie „Danke" flüsterte.

„Ich war für etwas mehr als ein Jahr in Amerika. Mal dort mal dort. Das war definitiv eine Reise, die mich sehr geprägt hat. Ohne einen festen Job habe ich es irgendwie durch geschafft und bin dann hier gelandet.", erzählte ich.

„Du studierst Journalismus oder ?"

Woher wusste sie das ? Ich beschloss nicht nachzufragen. 

Stattdessen antwortete ich : „Richtig, aber erst erstes Semester."

„Du wolltest schon damals immer schreiben. Du hast die besten Gedichte geschrieben. Schreibst du immer noch.", den letzten Teil flüsterte sie fast.

"Woher kennst du meine Gedichte ?"

„Das Internet verrät viel.", murmelte sie und guckte aus dem Fenster.

Ich konnte nichts erwidern, den Jonas klingte sich wieder ins Gespräch ein und so unterhielten wir uns mehr oder weniger, während wie aßen. Also eigentlich erzählte Jonas... Emelie und ich hörten nur schweigend zu. Meine Nudeln verdrückte ich in einer Rekordzeit, nur um schneller weg zu kommen. Tatsächlich hatte ich es 45 Minuten später geschafft :

Wir drei standen auf der Straße und verabschiedeten uns. Unsicher was ich tun sollte stand ich da und wartete auf eine Geste der Beiden. Jonas schlug seine Hand in meine, während Emelie nur da stand.

„Jaaa... Ciao Emelie.", gab ich verunsichert wieder.

Das löste sie aus ihrer Trance. Sie kam auf mich zu und umarmte mich. Ihr Duft stieg mir in die Nase, als sie ihre Arme um mich schlang. Wir hielten uns etwas länger als nötig.

„Ich habe dich vermisst.", damit löste sie sich und folgte Jonas, der schon etwas vorgegangen war.

❥ You will always be with me I Kurzgeschichte IWhere stories live. Discover now