VIII

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„Fuck, nein ich kann das nicht !", ich löste mich und trat zurück, „Was soll das ? Hast du sie noch alle ? Was zum Fuck denkst du dir ?"

„Ich, ic-...", stammelte sie, doch ich ließ sie nicht ausreden.

„Was ? Das wir wieder 16 sind, für eine Nacht Lover sind und am Morgen wieder alles runterspielen können? Das wir so tun können als würden dazwischen nicht Jahre liegen und den Fakt ignorieren, dass du einen Freund hast ?", nun schrie ich, " So funktioniert das Prinzip nicht ! Wo lebst du eigentlich ? Heute mal so und morgen mal wo anders ?! Hast du eigentlich eine Idee, wie du mich damals zerstört hast ?! Du bist gegangen ohne mich auch nur einmal anzurufen, zu besuchen oder mich anzuschreiben. Du hast einfach weitergemacht, ohne auch nur einmal zurück zu blicken. Ich habe mich schlecht gefühlt. Ach was laber ich da, ich habe mich ekelhaft gefühlt. Betrogen, benutzt, unwichtig. Und jetzt ? Jetzt fickst du Jonas. Jonas ! Ernsthaft Emelie ?! Kennst du das Gefühl, wen dir jemand so sehr weh tut, dass es schwer fällt zu atmen ? Das bei jedem fucking Atemzug das Herz sticht, ja sogar brennt ?!", ich schrie und weinte gleichzeitig.

Ich ließ mich auf das nasse Gras fallen und weinte. Ich weinte den ganzen Schmerz von damals aus. Diesen Schmerz mit dem die junge Johanna nicht umzugehen wusste. Den sie runterschluckte und in Kisten unter ihrem Bett versteckte. Ich merkte nicht, wie Emelie sich neben mich setzte und mich in den Arm nahm. Nach einiger Zeit beruhigte ich mich einigermaßen. Sie strich über meine Haare.

„Das du dich fragst, wenn dein Herz nicht in Wirklichkeit bricht wieso es sich dann so real anfühlt ? Wenn alles in dir Schreit ? Ja, diese Gefühle kenne ich.", flüsterte sie leise.


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Die Erinnerung wie ich nach Hause kam, fehlte mir. Dafür fühlte ich mich, als hätte ich gegen Wladimir Klitschko gekämpft. Als wäre ich von einer Walze überfahren worden. Okay, das ist fast das selbe...

Mein Kopf hämmerte und fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren. An meinen Beinen hingen locker zehn Kilo und hätte ich nicht nachgeguckt, hätte ich es selber nicht geglaubt. Ich hatte keine blauen Flecke, keine gebrochen Knochen und auch keine zehn Kilo irgendwo an meinem Körper.

„Hey, du bist wach ...", Lena betrat meinen Raum mit einem Tablett beladen mit Pfannkuchen.

Ich nickte nur stumm, alleine der Gedanke den Mund öffnen zu müssen brachte mich an meine Grenzen.

„Wie geht es dir ? Du hast gestern Abend viel durchgemacht den Erzählungen nach von... Emelie."

Das wars. Ich sprang vom Bett und raste ins Badezimmer. Keine Sekunde später hing ich über der Kloschüssel.

„Pscht, alles gut. Alles wird gut.", Lena hockte sich neben mich, hielt meine Haare und strich mir sanft über den Rücken.

Ich übergab meinen ganzen Mageninhalt. Als ich mich dann etwas besser fühlte lehnte ich mich gegen die Badezimmerwand und vergub mein Gesicht in meinen Händen.

„Willst du... Willst du drüber reden ? Ich meine Emelie hat schon was erzählt, aber um ehrlich zu sein habe ich nicht viel verstanden. Sie hat geweint und war auch nicht mehr die Nüchternste..."

Und ich erzählte Lena alles. Von dem Moment wo sie mich rausgezogen hatte bis wir uns küssten. Wie ich sie angeschrien hatte und alles zusammengefallen war. Und sie hörte aufmerksam zu, wie sie es schon immer getan hatte.

Als ich fertig war sagte erstmal niemand etwas. Es war Stille, abgesehen meines "Nasehochziehens" und des Tropfen des Wasserhahnes. Den wollte Jack doch schon lange reparieren.

„Ich bin froh..." Ich richtete mich auf und sah sie erschrocken an. "Ja ehrlich", fuhr sie fort, "Ich meine irgendwie war es in einer gewissen Weise positiv, dass sie wieder aufgekreuzt ist. Ja, so musst du es mal sehen Jojo : Du hast über drei Jahre nur anderen Leuten von deinen Schmerzen erzählt. Du hattest nie die Chance ihr alles an den Kopf zu werfen, nun hattest du sie und hast es endlich getan. Dieses Mädel musste mal nh Brett vor den Kopf geschlagen bekommen um aufzuwachen." Ich kicherte. "Nein ehrlich. Du hast nichts falsch gemacht. Nicht damals und ganz sicher nicht heute."

„Ich.. ich weiß. Aber trotzdem, es wird mit ihr nicht einfacher. Sie wieder zu sehen hat all diese Gefühle hervorgebracht. All diese Erinnerungen, die Schmerzhaften aber auch die Schönen. Als sie mich küsste... Für einen Moment dachte ich, es wäre richtig... Sie war meine beste Freundin und meine erste Liebe.", ich schüttelte meine Kopf und vergrub meinen Kopf wieder.

„Und das wird sie auch immer bleiben ! Ja, ihr hattet etwas besonders. Und das hat definitiv auf Gegenseitigkeit beruht. Ich meine ohne sie, wärst du nicht die Person die du heute bist. Du musst nur lernen, im hier und jetzt zu leben. Guck nicht andauernd über deine Schulter. Deine Vergangenheit kannst du nicht ändern, aber deine Zukunft ist offen. Du entscheidest was du machst und nicht irgendein Mädchen, dass immer noch nicht ehrlich zu sich selber sein kann. Sie ist deine Vergangenheit, aber bitte lass sie nicht auch deine Zukunft bestimmen.", sprach Lena ehrlich zu mir.

Meine Zukunft. "Lass sie nicht auch deine Zukunft bestimmen." Lenas Worte hallten in meinem Kopf. Ja, es war an der Zeit endlich abzuschließen und definitiv nach vorne zu gucken. Da saß ich. Verkatert, müde, irgendwie befreit und endlich entschlossen meine Vergangenheit ruhen zu lassen. Ich wollte Ruhe, Sicherheit, Glück und erwiderte Liebe. Und ich wusste wer mir das geben konnte.

Ich stand mühsam auf.

„Ich muss Lauren anrufen."

Und damit schwankte ich zurück in mein Zimmer und rief die einzige Person an, mit der ich mir meine Zukunft vorstellte.

„Hey baby !", meldete sich Lauren am anderen Ende der Leitung. Bei dem Namen den sie mir gab, schlug mein Bauch wieder Purzelbäume, aber diese Purzelbäume waren gut. Diese wollte ich öfter spüren.

„Hey Lo. Ich habe deine Stimme vermisst.", seufzte ich und ließ mich auf mein Bett fallen.

„Nur meine Stimme ?", antwortete die Ältere spielerisch. Ich verdrehte die Augen und grinste. "Nein, natürlich nicht nur das."

„Gut. Aber ist alles in Ordnung ? Du klingst... Bedrückt ? Traurig ?", fragte Lauren.

„Ich... ich muss mit dir reden. Kannst du zu mir kommen ? So ungefähr... Jetzt ?", druckste ich rum. Ich wollte ihr die Wahrheit sagen, dass ich mehr für sie empfand und dass ich sie in meine Zukunft einplante. Ich wollte ihr ebenfalls von letzter Nacht erzählen.

„Johanna, du machst mir Angst. Was ist los ?", sie klang ernsthaft besorgt. Wahrscheinlich dachte sie, ich wollte dieses Ding zwischen uns beenden. Gott, wenn sie wüsste, dass ich genau das Gegenteil wollte.

„Kannst du bitte einfach kommen ?"

„Ich bin schon auf dem Weg.", und damit legte sie auf.

❥ You will always be with me I Kurzgeschichte IWhere stories live. Discover now