Talente

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|•Jordan•|

Caleb hat mal wieder irgendeinen Fantasyfilm rein gemacht.
Kein Wunder, dass er sich so gut mit Denise versteht, sie sind beide totale Freaks.

Ich mustere ihn und seinen Bart immer wieder unauffällig von der Seite, er scheint es zum Glück nicht mitzubekommen.

Caleb ist wirklich sehr attraktiv. Es ist ja kein Verbrechen als Mann einen anderen gutaussehend zu finden, wenn es die Wahrheit ist.
Was ich aber anziehender finde als sein Äußeres, ist seine Persönlichkeit. Er ist extrem vielschichtig, aber versucht meistens auf Badboy zu machen. Wenigstens kenne ich jetzt den Grund dafür.
Die ganze Sache mit Riley und der komischen Organisation ist schon ziemlich verstörend. Ich bin froh, dass Caleb es da raus geschafft hat.

Nachdem er mir davon erzählt hat, habe ich mich lange gewundert, wie er nach alle dem, was er schon durchgemacht hat, so eine Persönlichkeit haben kann. Ja, ich bewundere ihn, das darf ich ja wohl.

Die ganze Woche, als er in seinem Zimmer gelegen hat, habe ich die meiste Zeit vor seiner Tür verbracht, damit ich es ja nicht verpasse, wenn er rauskommt oder falls er etwas braucht.
Ich wollte mich um ihn kümmern, aber trotzdem auf Abstand bleiben.

Tja, das mit dem Abstand ist spätestens gestern schiefgelaufen, als ich mich zu ihm gelegt habe.
Er hat mich gebeten zu bleiben und das, ohne Sex mit mir zu wollen. Ich habe mich richtig gefreut, aber als er dann angefangen hat etwas von Riley so faseln, musste ich mich echt zusammen reißen.
Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie war das verletzend.
Vielleicht liegt es einfach daran, dass Riley Caleb nicht guttut und der ihn immernoch zu lieben scheint.
Kein Wunder, dass ich so schlecht gelaunt bin. Wenn Caleb so an seinem Ex hängt, kann ich die Wette niemals gewinnen.

„Denkst du ich bemerke nicht, dass du mich anstarrst?", fragt Caleb, ohne seinen Blick von Bildschrim zu nehmen.
„Ich will was wissen", antworte ich ohne auf seine Frage einzugehen.
Er dreht mir das Gesicht zu. „Was denn?"
Soll ich wirklich?
Nicht, dass er sich wieder einsperrt.
Aber ich muss es wissen.

„Liebst du Riley noch?", stelle ich meine Frage.
Er zieht scharf die Luft ein, wirkt zunächst etwas überrumpelt, dann wütend, doch dann ergeben. „Ich denke ein Teil von mir wird Riley immer lieben, ich meine er hat mich entjungfert also..." Bei diesem Satz lacht er, dann wird er wieder ernst. „...Aber mir ist natürlich schon bewusst, dass es den Riley, den ich geliebt habe, nicht mehr gibt und ich habe das vor langer Zeit akzeptiert. Ich will ehrlich zu dir sein, lange hab ich gedacht, wenn der alte Riley vor meiner Tür steht, dann wird alles wieder gut, aber jetzt... Er hat so viele Dinge getan, die es mir einfach unmöglich machen weiter an unserer Liebe festzuhalten und ehrlichgesagt glaube ich sowieso nicht, dass er mich noch liebt. Er will mich zwar zurück, aber das nur, weil er nicht akzeptiert, dass ich ihn verlassen habe und nicht er mich. Er ist nicht der Typ, der sowas auf sich sitzen lässt." Caleb hat mir bei den Worten fest in die Augen gesehen, sodass ich ihm jedes davon glaube.

„Was ist mit deinem Tattoo? Willst du es loswerden?", will ich wissen.
Am See kam es so rüber, als wäre er nicht gerade stolz es zu tragen und ich verstehe auch wieso.
„Natürlich will ich es loswerden. Es bindet mich an Riley, seine Leute, meine Vergangenheit. Ich habe in der Orga auch schlimme Dinge gemacht, die ich am liebsten einfach vergessen würde, aber solange ich dieses Tattoo trage, was wohl mein Leben lang der Fall sein wird, werde ich immer wieder an den Scheiß erinnert" Caleb seufzt. „Für dich klingt das alles bestimmt als hätte ich es mir ausgedacht..." ER sieht zu Boden und schluckt.
Ist das sein ernst? Daran habe ich keine Sekunde lang gedacht.

„Caleb...", er sieht mich nicht an, also lege ich meine Hand an seine Wange und drehe sein Gesicht zu mir. „Ich glaube dir. Ich habe keinen Moment daran gezweifelt, dass du mir die Wahrheit sagt." Ich sehe ihn eindringlich an, er beginnt zu lächeln. „Ich weißt echt nicht was ich von dir halten soll. Im einen Moment hasse ich dich und würde dich am liebsten erschießen und im nächsten..."
„Im nächsten?", frage ich mir hochgezogener Augenbraue.

Er schüttelt den Kopf.
„Wieso willst du all das über Riley wissen? Wenn er wieder vor der Tür steht, haben wir eh keine Chance gegen ihn", wechselt er dann das Thema.
Ich muss grinsen und greife nach seiner unverletzten Hand. „Komm mit"
Ohne eine Reaktion abzuwarten ziehe ich ihn die Treppen hoch durch den Flur in mein zweites Zimmer.
Als ich es aufmache und Caleb mit reinziehe, klappt ihm die Kinnlade runter. Mein sogenanntes zweites Zimmer ist eigentlich mein Atelier, das ich zum Malen nutze. Meine Mum hatte ihr Aterlier auf dem Dachboden, aber ich habe mich noch nicht überwinden können hineinzugehen und Dad hat es mir verboten.

„Wow", haucht Caleb und sieht sich um.
Ich habe die Wände des Raumes mit bunten Farben bemalt, keine Ahnung wieso. Ich habe das meiste der Farbe mit meinen Händen einfach draufgeschmiert, weil es so Spaß gemacht hat.
Einmal habe ich mich auch mit Farbe übergossen und bin gegen die Wand gerannt. Nicht sehr empfehlenswert, kann ich dazu nur sagen.
Jetzt sieht man von der Wand aber nur noch wenig, weil sich dutzende Bilder bis zur Decke hochstapeln.
An einer Wand die fertigen, an der anderen die unfertigen, an der weiteren die Skizzen.

Caleb läuft ein paar Runden durch den Raum und sieht sich die Bilder staunend an.
Mein Dad hat bis nie dafür interessiert, was ich male, daher hat diese Bilder noch nie jemand gesehen, aber Caleb scheint sie gut zu finden.
„Hast du die alle gemalt?", fragt er nach einer gefühlten Ewigkeit.
Ich nicke, er sieht mich aus großen Augen an.
„Ich wusste gar nicht, dass du so ein Talent hast", meint er.
Ich lächele. „Du schaffst es echt, jedes Kompliment irgendwie beleidigend klingen zu lassen"
Er grinst stolz. „Irgendwas muss ich ja auch können" Wir Lachen beide.
„Aber wieso zeigst du mir das?", fragt er dann noch immer überwältigt.
Ich gehe zu dem Pult und krame ein paar Skizzen heraus, um sie ihm hinhalten. „Weil ich das für dich gemalt habe."
Er nimmt die Blätter in die Hand und sieht sich die Zeichnungen an.

Weil ich die letzte Woche nichts Besseres zu tun hatte, als vor seinem Zimmer zu sitzen wie ein Wachhund, habe ich ihn gemalt. Diese Bilder hat er nicht bekommen, dafür andere. Ich habe auch sein Tatto gemalt und mir Gedanken gemacht, wie man daraus etwas anderes machen könnte, damit es nicht mehr das Symbol von dieser komischen Organisation darstellt.
Meine Ideen dazu hält er gerade in der Hand.
„Du hast dir echt solche Mühe für mich gegeben?", haucht er dann und sieht mich wieder an.
Ehrlich gesagt werde ich jetzt etwas verlegen, also vergrabe ich die Hände in den Hosentaschen und ziehe die Schultern leicht an.
„Ja also dir ging es ja nicht so gut und ich wusste nicht wie ich dir helfen kann, also dachte ich mir, wenn du wenigstens das Tattoo loswirst, hast du eine Sorge weniger.", erkläre ich mich.
Er lächelt und kommt auf mich zu, um mich in eine innige Umarmung zu ziehen.
Zunächst überrascht tue ich nichts, bis ich meine Hände wieder aus den Hosentaschen ziehe und sie auf seinen Rücken lege.

„Danke, Jordan. Ich weiß das wirklich zu schätzen.", murmelt er in meinen Nacken.
Ja, Caleb, ich bin eben ein toller Typ.
„Hat dir was davon gefallen?", frage ich, noch immer in der Umarmung.
Er löst sich langsam wieder von mir und sieht sich die Blätter an. „Die sind alle unglaublich cool. Ich hab noch nicht ganz gerafft, dass echt du das gemalt hast. Aber sag mal, welches denkst du, passt am besten zu mir?" ER gibt mir die Blätter zurück, ich sehe mir die Skizzen an.
Ich sehe immer wieder von seiner Brust zu den Blättern, um mir vorstellen zu können, was am besten aussieht, wobei ich denke, dass ihm sowieso alles steht.

„Ist eine ziemlich schwere Entscheidung, aber ich denke das hier" Ich zeige ihm eines von den ersten, die ich gemalt habe, er nickt.
„Das hab ich mir auch gedacht"
Dann lächeln wir uns dümmlich an wie ein paar Deppen.

„Wo ist der nächste Tätowierer?", will er dann wissen, was mich zum Lachen bringt.
„Willst du dir echt eine Zeichnung von mir auf die Brust tätowieren lassen?", dass es so weit kommt, hätte ich nicht gedacht.
Er nickt. „Klar, alles ist besser als dieser Kack", er zeigt auf die Stelle, wo sich unter seinem leicht durchsichtigen Top das Tattoo abzeichnet.
„Okay, ich frage mal Sammy, ob er uns fahren kann. Aber er ist glaube ich sauer auf mich.", meine ich, während ich mein Handy raushole und Sam anrufe. Nachdem ich ihm klargemacht habe, dass Caleb ihn als Taxi braucht und nicht ich, stimmt er zu vorbeizukommen.
„Also er kommt gleich. Ich rufe mal schnell Denise an und frag sie, wo sie sich ihr Arschgeweih hat stechen lassen", murmele ich vor mich hin, werde aber durch Calebs Lachen unterbrochen.
„Denise hat ein Arschgeweih?"
Ich nicke ebenfalls lachend. „Aber es steht ihr."
Caleb schüttelt lachend den Kopf.
Er sollte öfter lachen.
Viel öfter.
Am besten gar nicht damit aufhören.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang