Kampfhund

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|• CALEB•|

Jeder Schritt war eine Qual, jeder Atemzug, jeder Herzschlag hat geschmerzt.

Riley hat mich in unser früheres Haus gebracht.
Seine Villa ist noch immer wunderschön, aber hiermit sind keine guten Erinnerungen verbunden.

Ich habe mir lange überlegt, wie ich fliehen könnte, wie ich Riley entkommen könnte, ohne, dass Jordan oder jemand anders, den ich liebe, dann dafür leiden muss, aber es ist mir nichts eingefallen.

Trotzdem habe ich mich Riley gegenüber verhalten wie das größte Arschloch, damit er mich frei lässt, doch er hat nicht nachgegeben.

Er hält mich im Haus gefangen, nur mit ihm zusammen darf ich raus gehen.

Die ersten Wochen habe ich noch nach Lösungen gesucht, aber dann habe ich mich meinem Schicksal hingegeben.
Riley wurde dann auch wieder netter, weil ich es wurde und hat mir das Leben nicht ganz so schwer gemacht.

Als er mir nach einem Monat wieder vertraut hat, wollte er mich mit zu Aufträgen nehmen, aber als er mein Tattoo gesehen hat, das das andere überdeckt, ist er richtig sauer geworden.

Tja und dann gab es eine Bestrafung.
Riley wusste, dass ich noch immer trainiert bin und einiges drauf habe. Und er hat mich für seinen Kampfhund erklärt.

Zu den ersten Kämpfen musste er mich zwingen, aber mittlerweile mache ich es freiwillig.
Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, ich genieße es meine Gegner quasi in der Luft zu zerreißen. Im Käfig ist der einzige Ort, wo ich noch die Macht über mein Leben habe und nicht Riley.
Er veranstaltet diese Kämpfe schon ewig. Ein paar zum Spaß, ein paar, um Geld zu verdienen und ein paar, um Streitigkeiten aus dem Weg zu schaffen.

Der heutige Kampf ist einer der letzteren. Eine andere Gang hat Riley bedroht und er und der Führer der anderen Gang haben ausgemacht, dass Vertreter für ihre jeweiligen Anführer kämpfen.
Derjenige, der verliert, verantwortet damit, dass seine gesamte Gang drei Staaten weiter ziehen muss.
Riley ist klar, dass ich gewinnen werde, immerhin bin ich sein bester Kämpfer, also schickt er natürlich mich in den Ring, weil er sich selbst zu fein dafür ist.
Aber ehrlich gesagt freue ich mich darauf, endlich wieder ein Paar Schläge austeilen zu dürfen.

Ich bereite mich in meiner Umkleide vor, mache mich warm, ziehe mir die Shorts an mit dem Wappen unserer Gang. Anfangs war es ein großes Problem, dass ich das Symbol nicht auch auf der Brust trage, weil wir immer Oberkörperfrei kämpfen, aber Riley hat ein Machtwort gesprochen, und wie zu erwarten hören natürlich alle auf ihn.
„Bist du soweit?“ Da steht er auch schon in der Umkleide. Ich höre auf, auf die Luft einzuschlagen und drehe mich zu ihm.
„Klar, immer“, antworte ich.
Wie gesagt, ich habe mich mit der Situation abgefunden und versuche das Beste daraus zu machen.

Ohne weitere Worte zu wechseln laufe ich hinter ihm her zur Halle, wo schon lautes Gegröle ertönt.
Der Käfig wird geöffnet, ich trete hinter Riley ein. Von der anderen Seite kommt mein Gegner hinter seinem Gangführer. Die Menge tobt, bis Riley eine Hand hebt und alle verstummen.
Dann übereicht er das Wort an den gegnerischen Leader. „Um die Streitigkeiten aus dem Weg zu räumen, lassen wir heute unsere besten Kämpfer gegeneinander antreten. Der Kampf entscheidet, welche Orga hier bleiben darf. Die andere muss mindestens drei Staaten weiterziehen. Für mich tritt Tysan Campell an.“
Er zeigt auf meinen Gegner, der mich abfällig mustert, während tosender Applaus und laute Rufe ertönen. Riley hebt wieder eine Hand, alle verstummen.
„Die Regeln im Kampf sind klar“ Er legt eine bedeutungsvolle Pause ein. „Es gibt keine Regeln“
Wieder freuen sich die Leute, ich starre nur auf meinen Gegner, suche an seiner Körpersprache irgendetwas, das mich auf eine Schwachstelle schließen lässt.
„Für mich tritt Caleb Blake an“ Ja, er nennt seinen Nachnamen, damit bloß alle wissen, dass ich zu ihm gehöre.
Die Menge tobt wieder.

Jetzt haben wir eine Minute Zeit uns zu besprechen, ehe er Kampf losgeht.
Riley dreht sich zu mir, legt seine Hände in meinen Nacken. „Ich weiß, dass du mich nicht enttäuschen wirst. Pass auf seinen rechten Haken auf, halte die Deckung oben. Er hatte vor ein paar Monaten einen verstauchten Knöchel, links. Schau mal, ob der schon ganz verheilt ist“
Ich nicke verstehend und dankend für die Informationen. „Sonst noch was?“, frage ich in Zeitnot.
„Mach ihn fertig.“ Riley zieht meinen Kopf zu sich runter, presst seine Lippen auf meine, küsst mich leidenschaftlich.
Wenn ich die Augen schließe und mich sehr stark anstrenge, kann ich versuchen so zu tun, als würde ich Jordan küssen, doch leider funktioniert das nicht.
Rileys Küsse sind grob und fordernd und ich erwidere sie nicht wirklich.

Im nächsten Moment lässt er mich wieder los, klatscht mir nochmal auf den Hintern und verschwindet dann aus dem Käfig, wo ich nun mit meinem Gegner alleine stehe.
Ein schriller Ton hallt durch den großen Raum, meine Hände wandern nach oben zu einer Deckung, dann beginnt der Kampf.

Anfangs hält sich mein Gegner noch ganz gut, doch das selbstgefällige Grinsen habe ich ihm schnell rausgeprügelt. Als ich gegen seinen linken Fuß kicke, knickt er um, landet auf dem Boden.
Ich ziehe seinen Kopf an den Haaren zu mir, nur um meine Faust gegen ein Gesicht donnern zu lassen. Alles um mich herum ist vergessen, ich will einfach nur meine Wut loswerden und das tue ich auch.
Das Gesicht von dem Typen ist mittlerweile nicht mehr zu erkennen, der Kampf wurde längst für beendet erklärt, aber ich schlage trotzdem weiterhin auf ihn ein, bis mich zwei Arme vom ihm runter und direkt in meine Umkleide zerren.

Im nächsten Moment stehe ich Riley alleine gegenüber und erwarte schon, dass er mich deswegen zur Sau macht, aber Riley wäre nicht Riley, wenn er die Schmerzen von anderen nicht genießen würde. „Gut gemacht“, lächelt er und umarmt meinen schwitzenden Körper.
„Geh weg, Riley, ich stinke voll“, beschwere ich mich, er lacht. „Mir egal. Ich mag deinen Gestank“
Trotzdem lässt er mich los.
Die Bandagen an meinen Händen sind während dem Kampf wohl zerfetzt worden, denn sie hängen nur noch halb da. Auch waren sie früher mal weiß und sind jetzt rot.

„Was denkst du ist mit dem Kerl?“, frage ich Riley, während ich meine Bandagen weg schmeiße.
„Noch ein Fall fürs Krankenhaus ist er bestimmt. Aber eher wegen seinem Knöchel. Er wird schon überleben“, meint Riley desinteressiert und kommt auf mich zu.
„Und jetzt zu dir“ Uh Stimmungsumschwung. „Wenn ich dich küsse, dann hast du gefälligst zurück zu küssen, ist das klar?“
Eigentlich will ich wiedersprchen, aber ich habe keine Lust auf Stress, weswegen ich nicke.
Riley lächelt dann wieder weniger bedrohlich, aber sichtlich zufrieden und geht aus der Umkleide, damit ich in Ruhe duschen und mich umziehen kann.
Dabei gehe ich wie immer die letzten Stunden durch, doch plötzlich fällt mir etwas auf, dass ich unter dem Kampf gar nicht realisiert habe.
Er war hier.

(Keine) Liebe auf den ersten Blick  (BxB)Where stories live. Discover now