Kapitel 10

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Ich schlief fast ein vor Langeweile in Geschichte. Den anderen Schülern in meiner Klasse schien es nicht anders zu gehen. Anscheinend fiel es der Lehrerin nicht auf oder sie störte es nicht, dass fast die gesamte Klasse am Einschlafen war.

"Nächste Woche schauen wir noch einen Film und in zwei Wochen schreiben wir einen Test darüber. Stellt euch schon mal auf eine Quellenanalyse ein." beendete sie ihren Unterricht.

"Das war mal wieder so unfassbar langweilig." begann Abby nachdem wir aus dem Zimmer waren.

Wir saßen gerade in einer Lernecke und als nächstes hatten wir Sport. An der Velvedy Highschool war es üblich, dass alle Klassen der Oberstufe gemeinsam Sportunterricht hatten. Zum Leid einiger Schüler. Uns eingeschlossen.

Nach zwanzig Minuten Pause wurden wir endlich in die Sporthalle gelassen. Umgezogen und mit meiner Wasserflasche in der Hand, betrat ich unser Drittel der Halle. Wie erwartet, spielten wir Basketball und nach 90 Minuten konnten wir endlich verschwitzt gehen.
Ich zog mich um und machte mich noch etwas frisch und richtete auch meine Frisur noch einmal. Gleich musste ich zu Mr. Smith, um ihn nach einem Elterngespräch mit meiner Mutter zu fragen.

"Leute ich geh schonmal, ich muss noch etwas erledigen." sagte ich schnell und bevor Liv und Abby etwas darauf erwidern konnten, war ich schon durch die Tür verschwunden.

Es hatte mittlerweile schon zur Pause geklingelt, weswegen ich etwas schneller als üblich durch das Schulhaus in die zweite Etage ging. Ich spürte, wie sich mein Puls mit jedem weiteren Schritt in Richtung meines Lehrers verschnellerte. Meine Hände wurden mit jeder Sekunde kälter und feuchter. Mein Mund trocknete mit jedem Atemzug mehr aus. Meine Beine wurden mit jeder Bewegung wackliger und sie fühlten sich wie Wackelpudding an.
Vor dem Vorbereitungszimmer A205 angekommen, atmete ich einmal kurz durch und klopfte mit zittrigen Händen an der Tür. Schon nach kurzer Zeit wurde diese geöffnet.

Ein sehr gut aussehender Mr. Smith stand vor mir und lächelte mich warm an.

"Hallo." sagte ich einfach nur und erwiderte sein Lächeln. Zu mehr war ich auch garnicht fähig, weil er heute wieder verboten gut aussah.

"Hallo, schön, dass du da bist Rose." sagte er nun auch und ich spürte wie sein Blick einmal an mir herabund wieder rauf glitt. "Geht es dir gut? Du siehst etwas gestresst aus." fragte er besorgt.

"Ja, wir hatten gerade Sport." antwortete ich ihm. Abwartend sah ich ihn an. Was interessierte ihn das überhaupt? Es sollte ihm egal sein wie ich aussehe oder wie ich mich fühle. Es ging ihn einfach nichts an. Er war mein Lehrer. Genau das sollte ich nie aus den Augen verlieren.

"Ähm ja." Er wirkte kurz als wüsste er nicht mehr warum ich hier war. Dann hellte sich seine Miene auf.
"Genau. Also ich würde gerne einmal mit deinen Eltern und dir über den Unterricht reden. Du sagtest, dass du Englisch als Leistungskurs machen möchtest. Ich denke es wäre gut, wenn du noch etwas mehr Übung bekommst. Auch hinsichtlich der Zwischenprüfungen kann das sicherlich nicht schaden."

"Das war alles?" ein bisschen ungläubig sah ich ihn an. Ich hatte sonst etwas erwartet, aber nicht, dass er der Meinung war, ich bräuchte noch mehr Übung, um die Zwischenprüfungen zu bestehen. Wenigstens musste ich ihn dann nicht mehr nach einem Gespräch mit meiner Mutter fragen, wenn er auch mit ihr reden wollte.

"Ähm ja. Oder willst du noch etwas anderes?" fragte er jetzt auch etwas verdutzt.

"Äh nein. Aber ähm, müssten wir da nicht noch einen Termin ausmachen? Tag und Uhrzeit und so?"

"Oh stimmt." etwas verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "Warte kurz, ich hole mal schnell meinen Planer." und schon war Mr. Smith wieder im Vorbereitungsraum verschwunden.
Er wirkte etwas durch den Wind, was mich verwirrte, weil er doch mich zu sich gebeten hatte.
"Also wir könnten das gleich diese Woche machen, wenn du möchtest." Er sah kurz von seinem Planer auf in meine Augen. Dann fixierte sein Blick wieder seinen Planer.

"Ja gerne. Wann haben Sie Zeit?" fragte ich ihn und nahm meine Sporttasche in die andere Hand.

"Also ich könnte heute um 18 Uhr?" fragend sah er wieder hoch zu mir. Das grün stach mehr hervor als das braun und ich war völlig gefangen in seinen Augen. Sie strahlten so eine Intensität aus, dass ich gar nicht mehr wegsehen konnte.

Deswegen nickte ich nur.

Mr. Smith senkte seinen Blick wieder und schrieb etwas in den Planer.
"Gut das war's dann meinerseits. Willst du noch irgendetwas wissen?" seine Augen sahen mich zwar an, aber nicht in meine Augen. Sie huschten über mein ganzes Gesicht und ich fühlte mich verdammt beobachtet.

"Eine Sache gibt es noch." fing ich an, bevor mich mein Mut verlassen konnte. Mein Puls schoss wieder in die Höhe. Seine Augen sahen von meinen Lippen hoch in meine.
"Wieso können Sie mir das nicht im Unterricht oder so sagen? Wieso haben Sie mir geschrieben?" meine Stimme war leise und zitterte leicht, so wie meine Hände auch. Ich sah ihm fragend in die Augen.

Sein forscher und neugieriger Blick verwandelte sich in ungläubiges, ängstliches Entsetzen.
"Ich- also- Ich, ich weiß nicht." stotterte er vor sich hin.

Meine Augen waren immer noch auf seine gerichtet. Er versuchte überall hinzuschauen nur nicht zu mir. Mit jeder Sekunde, die verstrich, in der er nichts sagte, wurde ich immer nervöser. Es dauerte kurz bis Mr. Smith weiter sprach.

"Es ging einfach am schnellsten. Ich hätte sonst noch ein paar Tage warten oder dich suchen müssen. So ging es einfach leichter und jetzt haben wir ja schon eine gute Lösung gefunden." sprach er schnell. Es klang irgendwie nicht wie eine Erklärung. Mehr als wöllte er sich selbst davon überzeugen. Als wäre es nicht ganz die Wahrheit. Außerdem hatten wir gleich Unterricht zusammen. Er hätte mich also auch da fragen können.

"Eine Lösung für was?" hakte ich nach. Mein Blick fesselte weiterhin seinen und ich versuchte äußerlich so professionell und klar zu wirken wie ich nur konnte. Innerlich jedoch starb ich tausende Tode. Ich wollte wissen was er mir verbarg, was die Wahrheit war und zitterte am ganzen Körper.

"Na das- das Elterngespräch." antwortete er verwirrt.

"Stimmt." flüsterte ich nurnoch und sah ihn noch kurz intensiv an, bevor ich mich umdrehte und den Gang entlang lief. Ich war komplett verwirrt. Er hatte mich verwirrt. Dieses Gespräch verwirrte mich. Wieso machte er mich immer so nervös mit seiner bloßen Anwesenheit?

Zum Glück klingelte es in diesem Moment, so dass ich Abby und Liv nicht mehr sagen konnte weswegen ich schon eher und ohne sie aus der Sportumkleide gegangen war. Dann begann der Englischunterricht, in dem mich Mr. Smith keines einzigen Blickes würdigte.

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Irgendwie finde ich das Kapitel nicht so gut, aber ich hoffe ihr freut euch trotzdem es zu lesen. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende 🤗❤

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