Kapitel 35

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Als ich von der Shoppingtour zurück zu Hause war, beschloss ich erst einmal meine Hausaufgaben zu machen. Dank Daniel's Unterbrechung hatte ich es gestern nicht mehr geschafft sie zu beenden.
Nach etwa einer halben Stunde war alles erledigt.
Da es erst später Nachmittag war, beschloss ich mir einen Film anzusehen. Ich machte meinen Laptop an und suchte in einem Regal nach einem Film.

Ich wollte gerade die DVD in meinen Laptop schieben, als ich eine Nachricht bekam. Sie war von Daniel.

"Kannst du morgen Vormittag zu mir kommen? Ich muss etwas mit dir besprechen. Es ist wichtig."

Ich bemerkte wie mir schlecht wurde und schluckte. Mein Magen verkrampfte sich. Ich hatte ein komisches Gefühl im Hals, als müsste ich gleich brechen.
Meistens bedeuteten solche Nachrichten nichts Gutes. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, worüber Daniel mit mir reden wollte, was so wichtig war.
Außer einer Sache. Aber das wollte ich mir auf keinen Fall vorstellen.

Mit den schlimmsten Befürchtungen beschloss ich meinem Lehrer zu antworten. Ich durfte mir einfach nicht zu viele Sorgen machen.

"Ja, ich kann vorbeikommen."

Mit zittrigen Fingern drückte ich auf 'Senden'.

Ich legte mein Handy beiseite und startete den Film. Bis in die frühen Morgenstunden schaute ich einen Film nach dem andeten. Irgendwann nach Mitternacht hatte ich es nicht mehr ausgehalten und begonnen zu weinen. Den Filmen folgte ich schon lange nicht mehr.
Ich machte mir definitiv zu viele Sorgen. Aber wenn sich meine Vermutung, dass irgendwer diese Art von Beziehung zwischen Daniel und mir mitbekommen hatte, bestätigte, dann waren meine Sorgen auf jeden Fall berechtigt. Ich wollte einfach nicht, dass Daniel etwas geschah. Ich wollte nicht, dass er seinen Job möglicherweise verlor oder schlimmeres noch geschah.

Ich legte meinen Laptop beiseite, wischte die Tränen weg und verließ mein Bett. Auf meinem Stuhl lag noch eine Jacke, welche ich mir anzog. Dann verließ ich mein Zimmer. Ich lief leise die Treppen runter und öffnete vorsichtig die Tür zu unserem Garten. Von hier konnte man gut den Sonnenaufgang beobachten.
Ich setzte mich in die Mitte der Wiese und schaute in den Himmel. Meine Gedanken kreisten um alles und doch um nichts. Ich war wie in einem Trance ähnlichen Zustand. Mit keiner einzigen Stunde Schlaf und nicht aufhörenden Sorgen war es auch nicht verwunderlich, dass ich mich wie ein Zombie fühlte. Der leicht kühle Wind, das langsam deutlicher werdende Zwitschern der Vögel und die aufgehende Sonne beruhigten mich.

Ich schaute noch einmal an mir runter, überprüfte mein Outfit und fuhr mir mit meiner Hand durch meine offenen Haare. Langsam und zitternd hob ich meine kalte Hand und betätigte die Klingel, unter der in schwarzen Lettern 'Smith' stand.

Nach kurzem Warten wurde mir die Tür geöffnet. Daniel stand mir mit verschlossener Miene gegenüber. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Er hatte wohl nicht mehr geschlafen, als ich. Wir standen uns schweigend gegenüber und musterten uns stumm. Keiner sagte etwas. Wir sahen mindestens gleich mitgenommen und nervös aus. Mit dem Unterschied, dass Daniel wusste um was es ging und ich nicht.

Er trat einen Schritt zur Seite und bat mich stumm in seine Wohnung zu kommen. Ich betrat seine moderne Wohnung und zog meine Schuhe und Jacke aus. Daniel lief in das Wohnzimmer und ich folgte ihm.

"Willst du etwas trinken?" fragte er mich leise und monoton. Ich hatte seine Frage fast nicht verstanden.

"Ja, ein Glas Wasser, bitte." ich antwortete ihm mindestens genau so leise.

Anscheinend hatte er es trotzdem verstanden und lief weiter zu seiner Küche, während ich mich nervös auf sein Sofa setzte. Ich legte meine eiskalten Hände in meinen Schoß und nestelte an dem Bund meines T-Shirts herum.
Mit zwei Wassergläsern kam Daniel wieder und setzte sich mit mehr Abstand, als nötig neben mich. Diese kleine Geste ließ mich noch nervöser werden. Noch vor wenigen Tagen war er mir deutlich näher. Was war nur geschehen?
Eine nicht vorhandene, aber starke Hand legte sich fest um meinen Magen und meinen Hals. Sie drückte zu.

"Danke, dass du gekommen bist, Rose. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie ich dir das sagen soll." begann Daniel und starrte runter auf seine Hände.

"Sag es einfach." versuchte ich ihn zu bestärken und um es kurz zu machen. Wie wenn man ein Pflaster abriss: kurz und schmerzlos.

"Du weißt, dass mein Arbeitsvertrag nur befristet ist." Daniel hob endlich seinen Blick und sah mich heute zum ersten Mal richtig an.

Ich nickte und wollte, dass er weiter fuhr. Mir war klar, dass er nicht ewig mein Lehrer blieb, aber das war doch eigentlich etwas Gutes, oder? So konnten wir doch ganz normal zusammen sein.

"Ich werde nur noch nächste Woche an deiner Schule unterrichten." platzte es aus ihm heraus.

"Aber das ist doch gut, oder?" meine Hoffnung wurde immer größer.
Aber als ich sah, dass Daniel nicht glücklich aussah, wusste ich, dass noch mehr kam.
"Wieso freust du dich nicht?" Meine Stimme war fast lautlos. Langsam bildeten sich Tränen in meinen Augen.

"Ich werde danach nicht mehr hier sein." Das war das Einzige was Daniel sagte. Er sah mich dabei nicht einmal an.

Sofort flossen mir die Tränen über die Wangen und mein Herz setzte aus.
"Was meinst du damit?" meine Stimme zitterte und man hörte meine Angst heraus. Die Angst davor ihn zu verlieren.

"Ich werde verreisen. Drei Monate durch Mittel- und Südamerika."

Mein Herz blieb stehen. Ich verstand ihn nicht. Was hatte er gesagt? Was meinte er damit? Wieso verdammt tat er mir das an?
Die Tränen flossen, wie ein Wasserfall über meine Wangen und tropften auf mein T-Shirt. Ein Schluchzen entfuhr meiner Kehle. Die Hand um meinen Hals verkrampfte sich. Eine Axt zerschlug mein Herz in tausend Teile. Alles verschwamm vor meinen Augen. Die Schluchzer wurden immer schlimmer und schlimmer. Ich bekam Schluckauf und heulte wie ein Schlosshund. Meine Brust zeriss und alles in mir verkrampfte sich. Ich spürte nur noch Schmerzen. Einen einzigen riesigen Schmerz in meiner Brust.

Daniel hatte mir mein Herz gebrochen, obwohl ich es ihm gerade erst geschenkt hatte.

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Ich wünsche euch einen guten Start in's Wochenende. 🤗❤
Ich muss nurnoch eine Woche in die Schule und dann hab ich endlich Ferien. 😍🎉
Wie siehts bei euch aus, habt ihr schon Ferien? 🙈

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