Kapitel 56

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Die ersten Tränen flossen meine Wangen entlang. Was war bloß mit Tyler los? Wieso interessierte er sich für Daniel und was damals zwischen uns war?
Er war vorhin so brutal und wütend gewesen. Gar nicht liebevoll und fröhlich, so wie ich ihn kannte.
Die nächste Stunde hatte schon angefangen, als ich aus der Bibliothek gestürmt war. Ich bog schnell in eine der Toiletten ein und betrachtete mich im Spiegel.
Ob ich nun fünf oder zehn Minuten zu spät zum Unterricht kam, war dann auch egal.

Meine Augen waren gerötet. Ansonsten sah ich ganz normal aus. Ich trockenete schnell meine Tränen, atmete einmal tief durch und wusch mir dann noch die Hände. Mit einem letzten Blick in den Spiegel und einem gequälten und aufgesetzten Lächeln verließ ich den Waschraum. Mit schnellen und wackligen Schritten lief ich zum Englischraum.

Leise klopfte ich an der Tür und öffnete sie ohne auf eine Antort zu warten. Als ich den Raum betrat, sah mich Daniel mit einem undefinierbaren Blick an. Ich wusste nicht ganz, ob er wütend oder enttäuscht war.

"Tut mir leid, dass ich zu spät bin." nuschelte ich und ging mit gesenktem Kopf zu meinem Platz.

"Komm nach der Stunde bitte vor, Rosalyn." sagte Daniel und machte mit seinem Unterricht weiter.

Ich hörte ihm nicht zu. Mein Blick war aus dem Fenster gerichtet, auf die paar wenigen Bäume auf unserem Schulhof. Meine Gedanken waren ganz weit weg. Immer wieder stellte ich mir die selben Fragen.
Wieso war Tyler auf einmal so komisch? Wieso wollte er wissen was zwischen mir und Daniel war?
Wusste er überhaupt, dass es sich bei dem Lehrer um Mr. Smith handelte? Sicherlich konnte er es sich denken. Es war kein Geheimnis, dass Daniel eine Reise durch Südamerika gemacht hatte.

Seitdem das neue Schuljahr gestern begonnen hatte, hatte sich alles verändert. Tyler ist komisch geworden. Daniel war wieder da. Alles war aus den Fugen geraten. Ich hatte nichts mehr unter Kontrolle.

"Rose?" riss mich eine bekannte Stimme aus meinen Gedanken.

Schnell sah ich nach oben. Daniel stand vor mir und sah mich fragend an. Ich erwiderte seinen Blick verwirrt.

"Sorry, ich habe nicht aufgepasst." flüsterte ich.
Ich wandte den Blick von Daniel ab und stellte fest, dass niemand mehr außer uns im Raum war. Anscheinend war die Stunde schon vorbei.

"Ich weiß. Was ist los? Ich sehe doch, dass irgendetwas nicht stimmt." fragte Daniel mich und sah mitfühlend zu mir.
Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich mir gegenüber.

"Nichts was dich angehen würde." antwortete ich ihm zickig. 
Ich wollte gerade meine Sachen einpacken, als mir bewusst wurde, dass ich nicht einmal etwas ausgepackt hatte.

"Wenn du in meinem Unterricht nicht aufpasst, geht mich das sehr wohl etwas an. Also?"

"Ich weiß es auch nicht. Du verwirrst mich. Du bringst alles durcheinander." Mein Blick war stur auf meine Hände gerichtet, die auf dem Tisch vor mir lagen.

"Ich verstehe dich nicht ganz." Daniel klang verwirrt.

"Seit du wieder da bist, hat sich alles verändert. Tyler ist komisch und stellt mir Fragen über Dinge, die er gar nicht wissen kann." antwortete ich Daniel und hoffte er verstand mich jetzt.

"In wie weit ist er komisch und stellt Fragen?" hakte er weiter nach.

"Er benimmt sich nicht so wie sonst und hat mich gefragt, was ich früher für dich empfunden habe."
Ich sah hoch in Daniel's Augen und bemerkte, wie sich seine grün-braunen Augen weiteten.

"Okay." Er klang unsicher.
"Ich weiß nicht, ob ich es dir sagen soll oder nicht. Und ich weiß auch nicht, ob du mir es glauben wirst oder nicht. Aber ich hoffe es einfach. Ich habe Tyler gestern nach der Schule getroffen."

"Und? Was sollte ich dir daran jetzt nicht glauben?" Verwirrt sah ich zu Daniel.

"Tyler ist mit Nina in sein Auto gestiegen und weggefahren." presste er zwischen zusammen gebissenen Zähnen heraus.

Meine Augen weiteten sich und mein Herz setzte für einen Schlag aus. Dann krampfte es sich zusammen und schlug schwer und unregelmäßig weiter.
Tyler würde so etwas nicht machen. Sicherlich ist das nur ein Missverständnis. Tyler würde nie mit Nina irgendwo hinfahren.

"Du irrst dich. Tyler ist nicht so. Vielleicht ist das auch einfach nur ein Missverständnis." sagte ich und stand auf.

"Rose, bitte denk darüber nach. Ich vertraue Tyler nicht."

"Aber ich vertraue ihm. Und ich liebe Tyler."
Mit zügigen Schritten verließ ich das Zimmer.

Ich irrte durch die Gänge. Ich wollte nicht in die Mensa gehen. Dort waren meine Freunde und Tyler. Jeder würde Fragen stellen, was mit mir los war. Die Bibliothek war auch keine gute Idee. Dort waren zu viele Erinnerungen an das letzte Treffen mit Tyler vor der Stunde.
Meine einzige Chance war die Mädchentoilette. Die Pause war schon zur Hälfte vorbei, weswegen die Toiletten so gut wie leer sein sollten.

Ich stieß die Tür auf und lief in eine Kabine. Mit dem Rücken an die Tür gelehnt, atmete ich tief durch.
Ein und aus.
Ein und aus.
Alles würde gut werden.
Tyler liebte mich.

Tyler ist mit Nina in sein Auto getsiegen und weggefahren.

Tyler und Nina.

Tyler mit Nina.

In sein Auto gestiegen.

Zusammen weggefahren.

Erneut bildeten sich bei mir Tränen. Ich durfte nicht schon wieder weinen. Tyler war nicht so. Er würde mir das nicht antun.
Oder?
Aber wieso sollte Daniel mich anlügen? Er hatte keinen Grund dazu. Er hatte mich schon einmal wegen einer Lüge verloren, er würde den Fehler nicht zweimal begehen.

Wieso sollte Tyler mit Nina wegfahren? Ausgerechnet mit Nina. Es würde natürlich auch erklären wieso er gestern so komisch zu mir war und wieso er keine Zeit für mich hatte.
Ich konnte nur hoffen, dass das alles nur ein Missverständnis war. Es musste so sein.

Es klingelte erneut. Die Pause war zu Ende. 
Ich verließ die Toilette und machte mich auf den Weg zum nächsten Raum. Ich wollte weder Tyler, noch Abby oder Liv und schon gar nicht Nina sehen.
Vielleicht sollte ich einfach schwänzen. Aber dafür würde mich meine Mutter einen Kopf kürzer machen. Also lieber nicht.

Ich setzte mich auf meinen Platz und wartete, dass der Unterricht begann. Es waren für mich die letzten beiden Stunden. Der restliche Unterricht fiel für mich aus. Ich beschloss Tyler nachher eine Nachricht zu schreiben. Ich musste einfach mit ihm reden und fragen was das mit Nina war.

Als endlich der Unterricht vorbei war, verließ ich das Schulgebäude und holte mein Handy aus der Tasche. Schnell tippte ich eine Nachricht an Tyler in mein Handy.

"Wann kann ich dich sehen? Ich muss mit dir reden. Es ist dringend."

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Hättet ihr damit gerechnet? Denkt ihr Daniel sagt die Wahrheit? 🙈
Lasst doch mal ein Sternchen 🌟 da. Das würde mich sehr freuen. 💫❤

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