.:Kapitel 2:.

3.7K 294 74
                                    






"Ganz gleich, wie hart Ihr daran reibt. Es wird nicht verschwinden", sagt Nyan monoton und folgt seinem kleinen Herrn. Seufzend lässt der aufgebrachte Junge von dem weißen Mal auf seiner Stirn, das einem fiederspaltigen Blatt ähnelt und die Kennzeichnung für den Vidae ist, ab.

Das ist eine Angewohnheit seit seinen Kindertagen, wenn er wieder einmal wütend war die Reinkarnation des weißen Hirsches zu sein.

"Ich habe etwas vergessen", lügt Asarias und biegt in eine andere Richtung ab. Nyan schnipst nur unbeeindruckt mit den Fingern und zwei Wächter packen den Vidae sanft bei den Armen und bringen ihn zurück.

"Es ist eine Sache, das geschenkte Fell vom schwarzen Wolf nicht umzulegen, aber es ist eine ganz andere Sache, wenn ihr Euch weigert ihm gegenüberzutreten", belehrt der erfahrene Leibwächter Asarias, der Augenrollend sich von den Wachen befreit und seinen Weg wieder alleine fortführt.

"Wieso ist er überhaupt hier? Ich bin doch noch nicht bereit", murmelt er genervt.

"Vielleicht möchte er Euch von fortan öfter Besuchen", behauptet Nyan und regt Asarias zum Nachdenken an.

Das fällt ihm aber sehr spät ein...

Der junge Vidae kommt vor dem königlichen Thronzelt zum stehen und die Nervosität packt ihn allmählich als er laute Stimmen, Gelächter und Gesprächsfetzten vernimmt, die zum Wolfs Clan gehören müssen.

Sein Lehrmeister Erarem hatte schon viel von ihnen erzählt. Er hat sie als Krieger betitelt, die vor nichts und niemandem zurückschrecken. Nun würde sich Asarias endlich selbst ein Bild von ihnen machen können. Er atmet ein letztes Mal bewusst ein und aus, bevor man für ihn die Eingangsdecke zur Seite zieht und er hindurchläuft.

Kaum setzt Asarias ein Fuß hinein, schon dringen zwei grün lodernde Augen in seine Seele und sein Herz setzt für einen Moment aus. Alles um ihn herum verstummt und ein Wirrwarr an Stimmen durchflutet seine Gedanken, bis nur noch eine laut und deutlich zusammen mit einem Wolfsheulen hervorsticht.

Mein Vidae...

Plötzlich beginnt sein Herz wieder weiter zu schlagen und er stößt den angehaltenen Atem aus, ehe er endlich seine Umgebung wahrnimmt. Stille. Die Mitglieder des Wolf Clans sind alle hochgewachsen und kräftig gebaut. Ihre Teint ist Kupferfarben und ihre Haare Dunkel.

Mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen starren sie Asarias an.

Der Vidae runzelt unzufrieden die Stirn, nicht wegen den staunenden Blicken, die ihm gelten, sondern wegen den jungen Frauen, die zitternd und halb entblößt auf den Schößen dieser Barbaren sitzen.

Wie können sie es Wagen...meine Freunde und Familie so zu behandeln!

"Da bist du ja, mein Sohn. Komm zu uns." Asarias' Vater schreitet schnell ein, als er die Gedanken seines Jüngsten bemerkt.

Sein Blick trifft wieder auf die des schwarzen Wolfes, worin es keinen Zweifel mehr gibt, dass er es ist. Denn wenn es nicht die Macht und Dominanz, die er beim bloßen Sitzen ausstrahlt verrät, dann ist es Asarias' Seele, die nicht mehr aufhören will nach ihm zu schreien.

Dies würde er natürlich niemals laut aussprechen.

Der junge Vidae mustert seinen Verlobten als er auf ihn zu läuft. Er war sehr groß und muskulös. Seine Haut schimmert ebenfalls wie Bronze, die verziert ist mit alten Narben und dunklen Hautbemalungen. Das Pechschwarze Haar trägt er in einem Zopf zusammen gebunden und die mit Kohl betonten Augen funkeln wie die eines Raubtiers.

Die Nachfahren des weißen Hirsches hatten alle weißes langes Haar, blasse Haut und graue Augen. Ihr Volk wurde sichtlich mit gutem Aussehen beglückt, doch auch wenn sie sich alle zusammen tun würden, könnten sie es mit der Schönheit und der Anmut des Vidaes nicht aufnehmen. Er war einfach wie ein Zauber, der sich über deine sehnlichsten Träume legt und an dessen Wahrheit man einfach zweifeln muss.

Wolfs Bride (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt