.:Kapitel 4:.

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Music on!





Verworrene Bruchstücke eines unvollständigen Bildes aus längst vergangener Zeit wirbeln ziellos umher. Verschwommen und unscharf. Unmöglich zu erfassen. Doch dafür der Schmerz, der tiefsten Trauer, die sich erbarmungslos in das Fleisch brennt und sich für alle Ewigkeit ins Herz brandmarkt. Kaum auszuhalten. In der Agonie ertönt plötzlich ein leises Schluchzen aus allen Seiten und hallt immer lauter.

Wer weint da? Ich will dir helfen. Wo bist du?...

Plötzlich schreckt Asarias schweißgebadet auf und blickt mit wild pochendem Herzen in die grauen Augen seines engsten Vertrauten. "Fühlt Ihr Euch nicht wohl. Ihr habt im Schlaf geweint", erkundigt sich Nyan besorgt.

Eine frische Träne rollt Asarias' Wange hinunter, als er sie perplex mit den Fingerkuppen auffängt und überrascht auf die Feuchtigkeit starrt.

Tatsächlich hatte er geweint, aber warum?

"Eure Hoheit?", wiederholt sich Nyan, als sein Herr immer noch nichts von sich gibt und holt ihn somit aus seinen Gedanken.

"Mir geht's gut. Mach dir keine Gedanken", erwidert er, während er sich die restlichen Tränen wegwischt und sich aufsetzt. Allmählich beginnt der Vidae seine Umgebung zu mustern und stellt fest, dass er sich in einem Zelt befindet. Ihm stockt kurzeitig der Atem. "Nyan? Sind wir etwa wieder zurück auf dem Felsen?", fragt er panisch und ergreift die Arme seines gegenüberknienden.

Der treue Leibwächter schüttelt den Kopf und besänftigt dadurch die Angst des Vidaes. "Wir sind sogar ein paar Stunden Fußmarsch davon entfernt. Nachdem Ihr aber auch nach dem Sonnenaufgang nicht zu Euch gekommen seid, hat der schwarze Wolf befohlen ein Lager aufzuschlagen, bis ihr das Bewusstsein wiedererlangt."

Nach und nach erinnert sich der weißhaarige an die Geschehnisse wieder und ein unbewusstes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Seine erste Begegnung mit dem Wald. Es war Asarias unmöglich zu widerstehen. Er hat ihn förmlich in seinen Bann gezogen und das Gefühl war einfach zu überwältigend gewesen. Plötzlich macht der junge Vidae ein nachdenkliches Gesicht, bevor sich seine goldenen Augen weiten.

"Moment mal...sag mir bitte nicht, das dieser ungehobelte Wolf mich den ganzen Weg über getragen hat?" Nyan gehorcht seinem Herrn und sagt nichts, womit er natürlich Asarias fürchterliche Vermutung bestätigt. "Und sag nicht, dass das seine Bettstatt ist, worauf ich sitze?" Nyan schweigt erneut.

"Ahhh! Bei den vergangen Geistern der Vidae." Asarias springt sofort verärgert auf, klopft sich den Körper ab, als würde er so an ihm gehaftete Rückstände von Eskil abschütteln, und stampft aus dem Zelt. Weit kommt er aber nicht, weil ihn einer der Wachen aus dem Wolfs Clan, die vor dem Eingang postiert sind, grob am Arm packt und Asarias vor Schmerz zischen lässt.

"Wo willst du hin Verräter, he? Du darfst das Zelt ni–" Er kann seinen Satz nicht einmal zu Ende sprechen, bevor Nyan seine Hand schnappt und es ihm schmerzhaft hinter dem Rücken verdreht. "Hey!" Augenblicklich eilt ihm die zweite Wache zu Hilfe und schwingt seinen Speer, doch Nyan weicht ihm jedes Mal problemlos aus, bevor er mit einem kräftigten Tritt die erste Wache gegen die zweite schleudert und sie somit gemeinsam zu Boden befördert.

"Beta!" Gliak, der wie üblich jetzt mit Eskil am Jagen wäre anstatt seine Frust beim Training auszulassen, weil er dazu verdonnert wurde den Allerwertesten vom Vidae zu bewachen, dreht sich zu dem aufgewühlten Rudelmitglied um. "Kommt schnell ins Lager zurück!"

Der Anblick, der sich dem stolzen Beta darbietet, ist keiner den er alle Tage sieht. Flink und grazil bewegt sich der zierliche Körper des mysteriösen Leibwächters des Vidaes und eliminiert einen nach dem anderen großstämmigen Krieger, der sich vor ihn stellt.

Wolfs Bride (boyxboy)Where stories live. Discover now