.:Kapitel 6:.

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Die Sonne geht langsam auf und ihre ersten goldenen Sonnenstrahlen treffen das Lager, dass das Rudel dabei ist abzubauen, um endlich aufbrechen zu können.

Ein neuer Tag ist zwar angebrochen, doch die Stimmung ist dieselbe.

"Ich sag's euch. Kaum hat dieser Verräter ein Fuß auf die Erde gesetzt, schon hat er uns nichts als Unglück gebracht", zischt ein Rudelmitglied abwertend in die Runde. "Er hat uns fast unseren Alpha gekostet! Nicht einmal in einer Schlacht wurde er so derbe verletzt", klinkt sich ein anderer ins Gespräch ein.

"Ja! Ich wette, dass diese Ratte ihn mit Absicht in die Falle gelockt hat. Aber das nächste Mal, wenn er so etwas wieder versuchen sollte, schlitze ich ihm persönlich die Kehle auf. Die anderen Mitglieder stimmen ihm ohne zu zögern laut knurrend zu, verstummen aber schnell und zerstreuen sich mit gesenktem Haupt, als sie den dunklen Blick des Betas auf sich spüren.

Gliak konnte die Gefühle seiner Krieger gut nachvollziehen. Er war selber kurzdavor gewesen Asarias den Kopf abzureißen, als er Eskil bewusstlos und blutüberströmt am Rande des Wasserbetts vorgefunden hat. Doch das Wort seines Alphas steht über allem und das ist den Vidae zu beschützen.

Der Beta wird auf die Schulter getippt und dreht sich um. Schlagartig wird er am ledernen Waffenriemen um seine Brust runtergezogen und ein warmer Schauer durchläuft seinen ganzen Körper als er weiche Lippen auf seinen spürt.

Überrascht weiten sich Gliaks braune Augen als er in die grauen von Nyan starrt. Der Kuss, der für Gliak wie eine Ewigkeit vorkommt, dauert in Wirklichkeit nur einen flüchtigen Moment, bevor der weißhaarige sich von dem stämmigen Krieger wieder löst. Alle Geräusche um ihnen herum sind verblasst und die Rudelmitglieder, die alles mitbekommen haben, sehen die beiden mit offen stehenden Mündern an.

Verdattert blinzelt Gliak noch ein paar Mal, bis er endgültig aus seiner Trance gerissen wird, als der arrogante Leibwächter zurücktritt und das Gesicht unangenehm verzerrt, während er mit dem Handrücken über den Mund wischt.

"WAS ZUR HÖLLE? DU BIST DERJENIGE GEWESEN, DER AN MEINEN LIPPEN KLEBTE, WENN JEMAND ANGEWIDERT SEIN SOLLTE, DANN BIN DAS WOHL ICH!", brüllt Gliak aufgebracht und errötet ungewollt.

Nyan erwidert seinen Blick wieder nur mit einer völlig blanken Miene, was den Beta wie üblich verärgert und gleichzeitig fast schon verzweifelt aufschnaufen lässt.

"Wieso bist du so gemein und kannst einfach den Friedensvorschlag nicht annehmen? Nachdem Nyan auch noch bereit war es auf eure Art und Weise zu tun." Der Vidae gesellt sich dazu und stellt sich die Hände in die Hüften gestemmt vor Gliak, der nur fraglich zu ihm runterschaut.

"Unsere Art und Weise?", wiederholt Gliak verdutzt und das Rudel hinter ihm scheint gleichermaßen verwirrt und beginnt unter sich zu Flüstern.

"Also schön, wenn du es nicht annehmen willst. Er hat es wenigstens versucht. Nyan, verschwende deine Zeit nicht weiter mit ihm und versuche dich mit den anderen zu versöhnen", seufzt Asarias. Der treue Leibwächter nickt und läuft auf das Rudel zu.

"Was?", knurrt Gliak, reagiert schnell und packt ihn, als ihm bewusst wird, dass Nyan sonst die Rudelmitglieder küssen wird.

"Du! Wies– " Asarias will sich beschweren, doch Gliak unterbricht ihn und zieht wütend die Augenbrauen zusammen. "So machen wir das aber nicht!" Der Vidae erstarrt und neigt etwas den Kopf. "Nicht?"

"Ein Kuss ist hauptsächlich der Ausdruck von Zuneigung, Lust und Liebe", erklärt der Beta und wird plötzlich wieder Verlegen, als sein Blick Nyans trifft, weswegen er stark zu räuspern beginnt.

"K-Kuss? Aber...er hat...dann habe ich...", murmelt Asarias leise.

Was quasselt er da? Hatte er etwa den Verstand verloren?...

Wolfs Bride (boyxboy)Where stories live. Discover now