Kapitel 2.2

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Die Aufzugtüren öffnen sich und eröffnen den Blick auf den breiten, hell belichteten Flur. Bereits von hier kann ich die ruhige Stimme meiner Mutter erkennen. Ich straffe die Schultern, denn ich weiß, wer vor meinen Eltern Schwäche zeigt, ist verloren.
Mit sicheren Schritten laufe ich den langen Flur entlang und sobald ich die Türschwelle zum offenen Wohnbereich erreiche, verstummen die Stimmen. Sofort liegen die kritischen Blicke meiner Eltern auf mir und auch ich beäuge meine perfekten Eltern. Mein Vater trägt, wie immer einen maßgeschneiderten, schwarzen Anzug und meine Mutter trägt ebenfalls einen schicken, schwarzen Hosenanzug mit weißer Bluse.

»Hallo Mama, Papa. Was verschafft mir die Ehre?«, sage ich distanziert und während ich spreche, mache ich einige Schritte auf meine Eltern zu.

»Hallo Tamara. Wir haben ein wichtiges Anliegen mit dir zu besprechen.«

Innerlich verdrehe ich die Augen.

»Gut. Setzt euch doch. Wollt ihr was trinken?«

Ich setzte ein breites Lächeln auf, denn ich möchte jetzt keine Debatte, wegen meiner mangelnden Manieren provozieren.

»Nein danke«, antwortet mein Vater und lehnt sich an den Rand meines Esstisches.

»Aber kommen wir zur Sache. Wir müssen noch einiges für die morgige Veranstaltung organisiert und haben daher nicht sonderlich viel Zeit. Es geht um einige Vorkommnisse, die bereits einige Tage zurückliegen.«

Innerlich verdrehe ich die Augen und laufe zur Anrichte, um mir eine Tasse Tee zu machen. Ich stütze mich auf die kühle Marmorplatte ab, fahre mir durch die Haare und seufze leise.

»Ist ja klar, dass ihr euch für eure Tochter keine Zeit nehmen könnt«, flüstere ich verbittert zu mir selbst.

Aber was bringt es schon darüber aufzuregen? Sie werden sich doch sowieso nie ändern. Sie sind viel zu engstirnig, um mich zu verstehen. Im Gegensatz zu mir können sie ja auch einfach weitermachen, als wäre all das nicht passiert.

Ich drehe mich herum und lehne mich, ähnlich wie mein Vater an die Anrichte und verschränke die Arme vor der Brust. Stur begegne ich seinem Blick und warte darauf, dass er mit seiner Predigt loslegt.

»Vor ein paar Tagen haben wir erfahren, dass du nach einer durchzechten Partynacht kaum mehr alleine stehen konntest. Du musstest von Mr. Collins in deine Wohnung gebracht werden. Ist dir klar, was dir alles hätte passieren können? Was wäre gewesen, wenn Mr. Collins nicht zufälligerweise da gewesen wäre?«, sagt er anklagend.

Ich zucke leicht zusammen und schließe kurz die Augen, um mich zu sammeln. Ich weiß nicht, ob ich schreien oder weinen soll. Woher wissen sie überhaupt, was passiert ist? Lassen sie mich beschatten oder hat doch jemand ein Foto von mir geschossen, ohne das ich es bemerkt habe? Ich beschließe zu schweigen und beiße die Zähne aufeinander. Meine Mutter macht nun sanft einige Schritte auf mich zu und sieht mich besorgt, aber auch verständnislos an.

»Schatz, du weißt doch, wie gefährlich es für dich sein kann, wenn du allein dort draußen bist. Nur weil er seit Monaten verschwunden ist, heißt das nicht, dass die Abmachung nicht mehr gilt. Wir wussten, dass du deine Fehler nicht einsehen würdest und deswegen haben wir einen Entschluss gefasst. Liebling, das ist Alexander Collins. Dein neuer Leibwächter. Er hat sich glücklicherweise freinehmen können, um uns diesen Gefallen zu tun.«

Bei dem Kosenamen "Schatz" zieht sich mein Herz augenblicklich zusammen. Wie lange hat sie mich nicht mehr so genannt? Sie zeigt ins Wohnzimmer und ruckartig sehe ich in diese Richtung. An der Wand lehnt ein mir nur zu gut bekannter Man, der mich mit seinen sanften, dunklen Augen, mustert. Nein! Warum er? Alexander macht einen Schritt auf mich zu und reicht mir seine Hand.

Dark Truth - Gefährliches Verlangen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt