Kapitel 12.3

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»Hier. Adam Everest. Wo genau er sich befindet, kann ich dir nicht sagen, aber du wirst schon eine Möglichkeit finden, ihn aufzuspüren. Genauso, wie du es geschafft hast mich aufzuspüren. Ich muss jetzt gehen, sonst verpasse ich meinen Flug.«

Mit diesen Worten richtet er sich auf und macht sich auf, um den Raum zu verlassen. Überrumpelt sehe ich ihm hinterher und starre auf das Foto in meiner Hand. Das soll es jetzt gewesen sein? Dafür habe ich mir wochenlang den Kopf zerbrochen? Für diese zwei Minuten, die mir mehr geschadet haben, als alles andere?

»Warte! Kann ich die Mappe behalten?«

Verwirrt sieht mich Jonas an und runzelt die Stirn.

»Tu was du nicht lassen kannst.«

Er sieht kurz auf seine Uhr und verlässt anschließend schnellen Schrittes den Raum. Ich sitze einige Minuten einfach nur da und starre ins Leere. Stumme Tränen laufen meine Wangen hinab und ich habe das Gefühl, dass die Wände langsam auf mich zukommen. Mir fällt es mit jeder Sekunde schwerer zu Atmen und ich stopfe schnell die Mappe mit den Fotos in meine Tasche, bevor ich das Gebäude fluchtartig verlasse. So schnell ich kann flüchte ich vom Hafen und laufe zu meiner Wohnung. Meine Muskeln brennen und dieses Gefühl hält mich davon ab, über das Geschehene nachzudenken. Außer den brennenden Schmerz in meiner Lunge und in meinem Beinen fühle ich nichts, so als wäre der letzte Teil meiner selbst gestorben.

Sobald sich die Türe öffnet, stolpere ich benommen in meine Wohnung. Meine Augen brennen von den Tränen und mein Körper ist nur noch eine trostlose Hülle. Mein Blick fällt auf eines der vielen Bilder im Flur, auf dem meine Schwester mit Hartley zu sehen ist und sofort übernehmen meine Emotionen die Kontrolle über meinen Körper. Zum zweiten Mal an diesen Tag lasse ich mich an der Wand hinabgleiten und breche laut schluchzend in Tränen aus. Natürlich kam es mir kurzzeitig in den Sinn, dass meine Schwester als Prostituierte gearbeitet haben könnte, aber ich wollte es nie wahrhaben. Es jetzt so zu erfahren hat mich hart auf dem Boden der Tatsachen aufkommen lassen. Mein Herz schmerzt so sehr und ich weiß, dass es diesmal niemanden gibt, der mich retten wird. Ich habe Alex von mir gestoßen und gerade jetzt wünsche ich mir nichts mehr, als ihn, der mich schützend in seine Arme nimmt. Meinen Kopf vergrabe ich schluchzend zwischen meinen Knien und hoffe, dass auch dieses Mal die Tränen mein Herz erleichtern. Gerade jetzt hätte ich ihn gebraucht. Er hätte mich gehalten und hätte mir einfach beigestanden. Er hätte mich meinen Schmerz vergessen lassen. Ich habe ihn gehenlassen und jetzt ist es zu spät. Ich habe das Gefühl unterzugehen und diesmal ist keiner da, an den ich mich wenden kann. Er ist nicht da, um mir beizustehen und das ist allein meine Schuld. Er hätte mir helfen können mich an die Chloe zu erinnern, die sie für mich war und nicht die Frau, die ich dank dieser Fotos im Kopf habe. Nein, das war nicht sie! Ich weiß nicht, was all das zu bedeuten hat, aber diese Frau auf den Bildern ist nicht meine Schwester!

Plötzlich spüre ich, wie sich eine große Hand auf meine legt und ihre Finger mit meinen verschränkt. Langsam hebe ich meinen Kopf und begegne den Augen, nach denen ich mich, bis vor wenigen Sekunden, am meisten gesehnt habe. Meine Unterlippe zittert und ich starre Alex einfach nur an. Kurz glaube ich, dass ich nur Träume, dass mir mein Kopf einen Streich spielt, um einen bevorstehenden Zusammenbruch zu verhindern. Doch das beruhigende Gefühl, dass sich in meinem Körper durch seine Anwesenheit ausbreitet, kann nicht aus einem Traum entstammen. Alexander ist da. Er ist für mich da, genauso, wie er es mir versprochen hat. Er kniet vor mir und sieht mich besorgt an. Sanft zieht er mich auf seinen Schoß und zieht mich in seine Arme. Ich weine an seiner Brust und er lässt mich. Sanft wiegt er mich hin und her.

Erschöpft lehne ich an Alex Brust. Dieses ganze Gefühlschaos hat mich total ausgelaugt und ich genieße die Nähe von Alex. Sein Duft und seine Wärme hüllen mich ein und beruhigen meine Seele. Ich lausche seinem ruhigen Herzschlag und lasse die letzten Stunden Revue passieren. Warum hat sich meine Schwester nur prostituiert? Geld haben wir genug, aber warum sollte sie sonst für Geld mit Männern schlafen? Hat es ihr vielleicht Spaß gemacht? Bei diesem Gedanken zieht sich in mir alles zusammen und ich habe das Gefühl mich übergeben zu müssen. Hoffentlich kann ich diesen Adam ausfindig machen, damit er mir erklären kann, warum Chloe es getan hat. Vielleicht kann mir Alex ja dabei helfen ihn zu finden? Aber warum ist er überhaupt hier? Wollte er sich nicht von mir fernhalten? Langsam hebe ich meinen Blick und sehe zu Alex hinauf, der sofort das Streicheln auf meinem Rücken stoppt und meinen Blick erwidert. Langsam hebe ich meine Hand und streiche über sein leicht stoppeliges Kinn.

»Warum bist du hier? Ich meine...«, flüstere ich leise.

Tief sieht er mir in die Augen und seufzt.

»Ich konnte einfach nicht gehen«, erklärt er mir und seine Hand legt sich an meine Wange.

Automatisch schmiege ich mich an ihn und versinke in seinen dunklen, trostspendenden Augen.

»Willst du vielleicht ein Bad nehmen?«, fragt er sanft.

Leicht nicke ich. Ein heißes Bad wird mir jetzt wirklich guttun. Langsam richten wir uns auf und Alex hilft mir dabei stehen zu bleiben. Meine Knie sind vom vielen Laufen weich und ich habe das Gefühl, sie können mein Gewicht im Moment nicht tragen. Mit Leichtigkeit hebt er mich auf seine Arme und trägt mich ins Badezimmer, wo er mich auf der Toilette absetzt. Ich sehe ihm lethargisch dabei zu, wie er das Wasser anstellt und einen Badezusatz hinzugibt. Langsam füllt sich die riesige Badewanne mit heißem Wasser und Schaum. In Stille beobachte ich mich im gegenüberliegenden Spiegel. Meine Augen sind rot und verquollen und ich sehe genauso aus, wie ich mich fühle. Mein Körper fühlt sich total ausgelaugt an und auch Alexander scheint seinen Gedanken nachzuhängen. Nach einiger Zeit stellt er das Wasser aus und dreht sich in meine Richtung.

»Soll ich dir beim Ausziehen helfen?«

Mir ist es total peinlich, aber ich habe nicht mal die Kraft meine Arme zu heben. Also nicke ich ihm einfach stumm zu. Ruhig kommt er auf mich zu und kniet sich vor mich hin. Langsam knöpft er mir meine Hose auf und zieht sie mir aus. Auch mein T-Shirt streift er mich ab und sieht mir dabei ununterbrochen in die Augen.

»Möchtest du die Unterwäsche anbehalten?«

Wieder nicke ich leicht. Ich bin im Moment einfach nicht dazu bereit, mich ihm wieder so zu offenbaren. Nicht nachdem, was passiert ist. Nicht nachdem ich weiß, was meine Schwester getan hat. Wie konnte sie nur? In meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß, den ich versuche hinunterzuschlucken. Sanft hebt er mich hoch und lässt mich langsam in die Badewanne sinken. Das heiße Wasser umgibt meinen verkrampften Körper und sofort schließe ich müde die Augen. Plötzlich höre ich, wie sich Alex entfernt und ich reiße erschrocken meine Augen auf.

»Warte!«

Langsam dreht sich Alex zu mir herum und sieht mich fragend an.

»Bitte... Komm rein.«

Schüchtern senke ich meinen Blick und warte darauf, dass Alex mir antwortet.

»Bist du dir sicher?«, fragt er leise und kniet sich vor mich hin.

»Ja, ich bin mir sicher«, entgegne ich.

Das ist das Einzige, was ich mit hundertprozentiger Sicherheit weiß.

»Okay.«

Erleichtert seufze ich auf. Alex steht noch einige Sekunden unschlüssig da, als wüsste er nicht, ob er es wirklich tun soll, doch dann streift er sich langsam die Schuhe, Hose und Oberteil ab und kommt auf mich zu. Ohne den Blickkontakt abzubrechen, rutsche ich leicht nach vorne und bitte ihn somit still, sich hinter mich zu setzen. Das Wasser steigt um ein paar Zentimeter an und langsam sinke ich nach hinten. Sanft lehne ich mich an seine harte Brust und er schlingt seine Arme um meinen schmalen Körper. Erneut schließe ich meine Augen und genieße es, seinen regelmäßigen Atemzügen zu lauschen.

 Erneut schließe ich meine Augen und genieße es, seinen regelmäßigen Atemzügen zu lauschen

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Dark Truth - Gefährliches Verlangen (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt