Kapitel 16.7

966 52 9
                                    

Freitag: 20. März 2014

Es war über ein halbes Jahr seit Cäcilias Drogenentzug vergangen und sie hatte es tatsächlich geschafft, clean zu bleiben. Die erste Zeit nach dem Entzug war wirklich hart. Immer wieder war sie kurz davor ihrem Verlangen nachzugeben, doch glücklicherweise konnte ich es immer wieder verhindern. Auch Cäcilia wusste, dass nie wieder in ein solches Loch fallen wollte. Sie schämte sich für das, was sie getan hatte, wie schwach sie war und aus diesem Grund widerstand sie jedes Mal dem Drang, der sie zu kontrollieren versuchte.

Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und diese Zeit hat uns immer weiter zusammengeschweißt. Wir verbrachten kaum einen Tag ohne einander und Cäcilia wurde zu einem der wenigen Menschen, ohne die ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen konnten. Wir lachten und weinten gemeinsam, sahen uns Filme an und lernten gemeinsam für die Seminare. Auch mit ihrem Bruder Alexander verstand ich mich sehr gut, allerdings habe ich Cäcilia noch nicht meiner Familie vorgestellt. Nicht mal meiner Schwester. Ich weiß nicht mal genau warum. Einerseits wollte ich es nicht, weil ich nicht wusste, wie meine Eltern auf sie reagieren würden, andererseits wollte Cäcilia auch niemals zu mir nach Hause kommen. Sie erklärte mir, dass all dieser Luxus nicht ihre Welt wäre und ich akzeptierte ihren Wunsch, uns lieber bei ihr oder in der Stadt zu treffen. Ich selbst liebte es ja auch einfach Zeit, als normale Studentin zu verbringen. Dieses halbe Jahr war das beste meines Lebens und ich hoffte, dass es für immer so bleiben würde.

Jedes Mal, wenn ich Cäcilia sah, musste ich unaufhörlich lächeln. Ihre Anwesenheit war mir einfach so vertraut geworden und ich genoss es einfach Zeit mit ihr zu verbringen. Sie tat mir gut. Wenn ich nachts in ihren Armen lag, fühlte ich mich wohl. Es fühlte sich an, als hätte ich endlich den Ort gefunden, der für mich bestimmt war. Ich wollte ihr einfach nah sein und genoss die Verbindung zwischen uns. Es war wie eine Art Band und mit jeder Erinnerung, die wir gemeinsam erschufen, wurde es stärker. Die Tage auf den Festivals, die Spaziergänge, die Shoppingtouren, die gemeinsamen Fernsehabende. Jedes Mal, wenn sie lachte, spürte ich, wie mein Herz freudig stolperte. Jede Umarmung ließ mein Herz anschwellen und manchmal wünschte ich mir nichts anderes, als sie nie wieder loslassen zu müssen. Diese Frau war ein Teil meiner Familie geworden!

Mir war nie in den Sinn gekommen, dass wir mehr als Freundinnen waren. Zumindest bis zu dem Tag, an dem wir uns für einen Filmabend bei ihr verabredeten. Es war kurz vor Silvester und wir sahen uns den Film ''Den Sternen so nah'' an. Eigentlich war es nichts Besonderes, denn schließlich sahen wir uns öfter gemeinsam irgendwelche Filme am, doch an diesem Abend war etwas anders. Ich kann selbst nicht genau beschreiben, was es war, aber bereits als ich sie im Flur umarmte und ihren unnachahmlichen Duft inhalierte, lag dieses Knistern in der Luft. Vielleicht lag es daran, dass weder ihre Mutter noch ihr Bruder zu Hause waren und wir daher ungestört waren. Einige Sekunden versank ich in ihren dunklen Augen, bevor sie mich schüchtern anlächelte und mich an der Hand in ihr Zimmer zog. Ihr Zimmer war klein, aber gemütlich. Es war für mich wie ein zweites Zuhause und ich machte es mir auf ihrem Bett bequem. Draußen war es stockdunkel und nur der alte Fernseher erhellte das Zimmer. Wir saßen eng nebeneinander und sahen und den Film an. Ihr Kopf lehnte an meiner Schulter, doch als das Pärchen am Lagerfeuer saß und sich zum ersten Mal küsste, hob sie ihren Kopf und sah mir tief in die Augen. Ohne dass ich es kontrollieren konnte, strich ich ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Unser Atem beschleunigte sich und streifte mein Gesicht. Mein Herz schlug rasend schnell in meiner Brust und langsam kamen sich unsere Lippen immer näher. Ich war total verunsichert, denn ich hatte noch nie in meinem Leben ein derart starkes Gefühl verspürt. Cäcilia legte ihre warme Hand auf meine Wange und dann legten sich ihre weichen Lippen auf meine. Es war der beste Kuss, den ich jemals hatte und das nicht, weil sie besonders gut küssen konnte, sondern weil ich mich in diesem Moment so verbunden gefühlt habe. Es fühlte sich einfach richtig an. 

Als wir uns voneinander lösten, sahen wir uns erneut tief in die Augen und genossen beide den Moment in Stille. Ich wusste nicht, was dieser Kuss zu bedeuten hatte, doch in den folgenden Wochen küssten wir uns immer öfter und kamen uns immer näher. Ich habe nie darüber nachgedacht, was wir waren, denn für mich zählte all das nicht. Auch Cäcilia kam nie darauf zu sprechen, doch warum sollten wir auch darüber sprechen, wenn es sich einfach so normal und so gut anfühlte? Ich wusste, tief in meinem Inneren, dass ich mich nicht dafür rechtfertigen musste, etwas für eine Person zu empfinden, die mir wichtig war. Egal ob es nun eine Frau oder ein Mann ist, denn man kann vieles, aber man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt.

 Egal ob es nun eine Frau oder ein Mann ist, denn man kann vieles, aber man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt

Ops! Esta imagem não segue nossas diretrizes de conteúdo. Para continuar a publicação, tente removê-la ou carregar outra.

🌟?

Dark Truth - Gefährliches Verlangen (Abgeschlossen)Onde histórias criam vida. Descubra agora