Kapitel 19 (Isabèlle)

54 3 0
                                    

Isabèlle' Sicht:

Nur einige Stunden später, in denen ich noch einen Kanonenschuss gehört habe, sitze ich mit Claudia und Elijah, meinen letzten Lebenden Verbündeten, vor einem Feuer am Füllhorn und schlage mir den Magen mit unseren restlichen Vorräten voll. Dauernd ernte ich mitleidige Blicke von ihnen, wahrscheinlich wollen sie ihr Bedauern zum Tod Evgenys zeigen. Der kann mir aber echt sonst wo vorbeigehen. Plötzlich ertönt die Hymne von Panem, die Projektion der Toten. Als erstes erscheint natürlich Evgeny, Distrikt 1. Claudia sieht mich an und nimmt meine Hand. Direkt darauf folgt er. Shawn. Innerhalb einer Sekunde läuft eine Träne meine Wange entlang, welche ich jedoch schnell mit meiner freien Hand abwische. Tief durchatmen, Bel. Er ist an einem besseren Ort, besser als dieses Blutbad. Ein Toter kommt noch. Es ist Frederic aus 12. Sein Tod war aber nun wirklich abzusehen. Wie hat er es, ohne Verbündete, so weit geschafft? Die Hymne verklingt und ich spüre, wie Claudia meine Hand augenblicklich wieder loslässt. Dein falsches Mitleid brauche ich echt nicht.
Wie auch jeden Abend muss ich die erste, die längste, Schicht übernehmen. Das heißt wohl wieder wenig Schlaf für die Nacht. Claudia legt sich direkt ans Füllhorn und ist binnen weniger Minuten eingeschlafen, während Elijah ein wenig braucht, um den Schlaf zu finden. Ich vertreibe mir die Zeit mit dem Schärfen unserer Waffen, was mich jedoch nicht lange beschäftigt. Einige Zeit später schlafe ich ein, ohne dass mich jemand ablöst.
Geweckt werde ich von einem Schmerzensschrei. Ich schrecke hoch und sehe mich nervös um. Ich sehe Elijah, wie er mit einem Messer in der Brust in einer Blutlache liegt und sich windet. Es hat direkt ins Herz getroffen, da ist nichts mehr zu machen. Claudia verfolgt schon den Angreifer. Es ist James, aus Distrikt 10. Aber er ist schneller als sie, ganz klar, somit hängt er sie binnen kurzer Zeit komplett ab. Ich höre Claudia fluchen, dann ertönt die Kanone und verkündet Elijah's Tod. Nur wenige Sekunden später, in denen Claudia wieder zu mir gekommen ist, erklingt die Stimme der Spielemacher. Das Fest wird angekündigt, wir müssen das Füllhorn verlassen. Erstens, damit sie Elijah's Leiche abholen können und zweitens natürlich, um die Vorräte vorzubereiten. Ich werfe noch einen Blick zu Elijah. „Nur noch wir zwei, DuMonde.", sagt Claudia und sieht mich misstrauisch an. „Lass uns in der Nähe des Füllhorns am Waldrand bleiben, dann können wir uns umso schneller die Vorräte holen", schlage ich vor, ohne auf Claudia's Feststellung einzugehen. Gesagt, getan. Wir beschäftigen uns damit, einige Beeren zu pflücken und sie in dem ganzen Gepäck, das wir tragen können, zu verstauen.
Der Gong ertönt einige Zeit später und das Fest beginnt. Ich höre, wie Claudia leise bis drei zählt. „Renn", flüstert sie und beginnt auf das Füllhorn zuzurennen. Zügig folge ich ihr, im gleichen Moment aber beschließen wohl auch Lizzy aus 8 und James zu rennen. Ich sehe im Rennen zu James, welcher mit ebenfalls einen eindringlichen Blick zuwirft. Weiter zu Lizzy, die komplett auf die Vorräte konzentriert zu sein scheint. Wir werden kämpfen müssen, ganz klar.
Relativ zeitgleich kommen wir bei den Vorräten an, was wahrscheinlich mindestens einem von uns zum Verhängnis werden wird. Zwar sind Claudia und ich Karrieros, aber selbst zu zweit haben wir gegen James keine Chance, geschweige denn gegen James und Lizzy, falls sie zusammenarbeiten sollten. Ich spüre, wie mich James' Axt an der Schulter streift und eine Wunde hinterlässt. Ich beginne, Messer in Richtung Lizzy zu werfen, die diesen aber geschickt ausweicht, genauso wie James' Axt, welche er gerade gegen sie richtet. Sie scheinen wohl doch nicht zusammen zu arbeiten. „Komm, DuMonde!", ruft Claudia, sieht jedoch im gleichen Moment hinter mich und wirft einen Speer, der Lizzy im Bein trifft, die sich hinter mich schleichen und mir ihrem Griff am Messer zu urteilen wahrscheinlich die Kehle aufschlitzen wollte. Sie macht sofort kehrt und rennt, eher humpelt, mit ihren Vorräten und denen von Felix aus 7 zurück in den Wald. Die beiden haben sich also nach Sebastian's Tod verbündet. Plötzlich sehe ich, dass Claudia nur die Vorräte, die für sie bestimmt sind, in der Hand hält. „Claudia, was...", bringe ich heraus, als sie auch schon mit einem Schwert aus ihrem Rucksack auf mich zukommt. „Ich weiß das mit deinem kleinen Freund, Shawn Queen. Zu schade, oder nicht?", sie grinst, während in mir die Wut wächst. „Meinst du, ich hätte euch nicht gehört? Meinst du, ich hätte euch nicht gesehen? Was meinst du, wer Evgeny zu euch geschickt hat? Dieser Hohlkopf hätte euch doch nie ohne Hilfe gefunden." Ihr Grinsen wird breiter, während ich, den Tränen nahe, Messer in ihre Richtung werfe. „Weisst du, ich mochte dich nie. Du hast doch nichts anderes verdient als-...", bevor sie jedoch den Satz beenden kann, schaut eine blutige Schwertklinge aus ihrem Bauch. Hinter ihr steht James mit dem Griff des Schwertes in der Hand. Er zieht es wieder heraus, Claudia sackt in sich zusammen und die Kanone ertönt nur wenige Sekunden später. James wirft mir einen auffordernden Blick zu und rennt los. Möchte er, dass ich mit ihm komme? Nun ja, ich habe nichts mehr zu verlieren. Ich greife mir Claudias Rucksack und ihre Waffen sowie ihre Vorräte und folge James. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Jiayi auf das Füllhorn zuläuft. Ich sehe wieder nach vorne zu dem stämmigen Brünetten, der vor mir läuft und keine Anstalten hegt, kehrt zu machen. „Isabèlle, richtig?", ruft er noch während er rennt. „Richtig. James?" Er nickt kaum sichtbar und bleibt stehen. Wenn auch eine Kurze, ich denke das war die Bestätigung des Beginns der Allianz.

Survive | 30th Hunger Games (German ThG FanFiction) [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt