Hallo erstmal

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Ich bin Juli, 16, weiblich, und vermutlich nicht hetero.

Das habe ich etwa mit 14 herausgefunden. Dass ich mich anders verhalten habe hat aber schon viel früher angefangen. Und um euch nicht noch mehr zu verwirren, jetzt hoffentlich in chronologischer Reihenfolge: meine Geschichte.

So wirklich beliebt war ich nie. Im Zwergenkindergarten habe ich oft alleine gespielt, im Kindergarten ging das so weiter. Die paar Freunde die ich hatte waren entweder Jungs, älter als ich oder sind weggezogen. Ich habe auch lieber mit Autos gespielt als mit Puppen. Ich hatte zwar eine Puppe, aber die hat sich meine kleine Schwester oft geschnappt. Bei Vater-Mutter-Kind war ich aufgrund fehlender Jungen oft der Vater.

In der Grundschule wollte ich dann neue Freunde finden und war eigentlich mehr an Freundschaften mit Jungen interessiert. Da die aber in eine "Mädchen-sind-blöd"-phase kamen, waren meine zwei besten Freunde weiblich.

Ich fing in dieser Zeit warum auch immer an, mir Geschichten mit mir in der Hauptrolle auszudenken. In meiner erste Geschichte, die ich bis in die weiterführende Schule vorführte, war ich Prinzessin in einem Schoss, das hoch oben auf einer Wolke stand. Mein Reich war unerreichbare und unsichtbar für andere hoch oben in den Wolken versteckt. Ich hatte viele Fabelwesen wie Feen und Elfen als Untertan und in meinem Stall standen Einhörner und Pegasi (kp ob das die richtige Form ist). Da es in jeder guten Geschichte einen Gegner gibt, dachte ich mir mit Vorbild eines meiner Mitschüler einen "Bösen" aus. Es kam aber fünf Jahre lang nichts zum Thema Liebe vor. Meine zweite Geschichte war eher ein "was-wäre-wenn".
Ich bin durch die Bundesjugendspiele darauf gekommen.

Was wäre, wenn ich ein Junge wäre.

Ich war offen dafür, über diese Möglichkeit nachzudenken. Hab es mir manchmal sogar gewünscht. Dann gab es aber auch wieder Momente, in denen war ich gerne ein Mädchen, hab Kleider getragen und bin auf imaginären Pferden über die Wiese gerannt. (Ja, ich war ein komisches Kind)

In der Grundschule hatte ich meinen ersten "Freund", nennen wir ihn Jeff.

Im Nachhinein würde ich Jeff nicht mehr als meinen BF bezeichnen, eher als einen guten Freund, aber damals habe ich gedacht es wäre Liebe. Wir gingen in unterschiedliche Schulen und haben uns eher selten gesehen. Wir wollten aber beide in die gleiche weiterführende Schule und ich habe mir gewünscht, mit ihm in eine Klasse zu kommen um möglichst viel Zeit mit ihm verbringen zu können. Aber da habe ich zum ersten Mal seine andere Seite kennengelernt.

Zu mir war er immer nett, zuvorkommend und wie ein ganz normaler Mensch. Nach unserer Klassenzusammensetzung jedoch lernte ich ihn als Klassenclown kennen. Er machte Quatsch nur damit die anderen über ihn lachen konnten. Bei mir war er immernoch derselbe, nur wenn andere mithören konnten, hat er sich zum Affen gemacht. Ich mochte meinen Jeff, aber hatte immer mehr Probleme, den anderen Jeff zu akzeptieren. Wir haben uns dann irgendwie auseinandergelebt.

Zu Mädchen hatte ich auch in dieser Zeit ein komisches Verhältniss. Einerseits wollte ich eine beste Freundin, andererseits konnte ich die meisten dank ihrer zickigen Art und dem gekreische nicht ausstehen. Also hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt keine beste Freundin, der ich alles anvertrauen konnte. Das hat sich bis heute nicht geändert. Dafür vertraue ich mich jetzt unbekannten auf einer Platform für Möchtegernautoren an. (Nicht böse gemeint)

Mit in meiner Klasse, in der weiterführenden Schule, war auch ein anderer Junge, nennen wir ihn Tom, mit dem ich davir schon ein paar Jahre lang in einer Klasse war. Dann hat er allerdings die Schule gewechselt und der Kontakt war abgebrochen. Er war wirklich nett, charmant und ein wirklich guter Freund.

Mit der Zeit und dank seiner idiotischen Freunde wurde er aber immer mehr zum Arschloch, der hin und wieder mal kleine Diebstähle tätigte. In der Schule wurde er immer öfter neben mich gesetzt, weil er mir gegenüber noch der selbe alte Tom war wie immer. Irgendwann hat er angefangen zu stinken, und ich meine nicht so ein schweißiges Stinken sondern nach irgendetwas anderem. Es hat mir Kopfschmerzen bereitet. Irgendwann habe ich meinen Verdacht, er würde Drogen nehmen, an meine Klassenlehrerin mitgeteilt.

Seitdem hasst er mich.

Verliebt habe ich mich mit der Zeit in die unterschiedlichsten Personen und auch mein "Typ" hat sich verändert.

Erst waren es sportliche, braunäugige, dunkelbraun oder schwarzhaarige Jungen.
Danach verliebte ich mich erst in zwei rothaarige und dann in einen blonden Jungen und das mit der speziellen Haarfarbe war gegessen.
Den sportlichen Aspekt vernachlässigte mein Herz auch zunehmend. Es gab zwar immer wieder ein paar sehr muskulöse Jungs, aber auch ein paar mit etwas mehr Bauch.

Was aber durchgängig gleich geblieben ist ist, dass ich mich immer in unerreichbare Idioten verliebt habe, die oftmals dachten, sie seien was besseres.

Mitlerweile weiß ich garnicht mehr wirklich, was mein Typ ist. Weil ich Directioner bin, sind zwar meine Ansprüche weiter oben, aber einen richtigen Typ habe ichh nicht.

Kommen wir mal zu den LGBT-Teil.

Irgendwann in der 9. nach meinem ersten Kennenlernen mit einem LGBT-Menschen (ein bisexueller Junge, in den ich mich verliebt hatte) habe ich angefangen, mich über verschiedene legale Sexualitäten zu informieren. Dort stieß ich auch zum aller ersten Mal auf "Pan".

Was Google mir darüber erzählt hat ist, dass "Pan sein" heißt, alle zu lieben und dass z.B. Miley Cyrus Pan ist. Hat mir damals aber nicht wirklich geholfen.
Dann hatte ich andere Dinge zum Nachdenken und habe die Sexualität erstmal aus den Augen verloren.

Mehr durch Zufall stieß ich dann auf Snapchat in einem Zeitungsartikel auf ein Mädchen, das von sich behauptete, von Schwulen angeturnt zu werden. Sie meinte nach dem Motto der Gleichberechtigung, dass wenn Männer Lesben anturnend finden können, dass das umgekehrt auch gehen sollte, aber einfach weniger verbreitet zu sein scheint.

Den Gedanken fand ich leicht befremdlich, da ich mich nicht in die hineinversetzen konnte, fand den Grundgedanken aber durchaus berechtigt.

Irgendwann etwa ein Jahr später konsultierte ich zu den Directionern (Wortwahl beabsichtigt). Ich hörte und sah zum ersten Mal in meinem Leben zwei Jungen, die sich liebten, oder sich eben äußerst nah stehen.

Plötzlich konnte ich das Mädchen aus dem Zeitungsartikel verstehen.

Ich fing im Laufe der zwei Jahre, die ich jetzt Teil dieser Millionen Menschen großen Familie bin, immer mehr an, mich selbst und meine Bedürfnisse an eine Beziehung zu hinterfragen. Das einzige, was nie außer Frage stand, ist meine definitive Nicht-Asexualität.

Mit dem Bedürfnis nach Klarheit schrieb ich eine un der Öffentlichkeit stehende Lesbe und den bisexuellen Jungen an. Beide rieten mir, zu experimentieren. Kann ich zwar schlecht mit meinen Möglichkeiten und mit dem mir nicht erwiderten Interesse, aber ich versuche es.

Mit der Zeit entwickelte ich auch das Gefühl, nicht ganz weiblich zu sein. Mit dem Wissen aus mehreren LGBT+-Büchern hier auf Wattpad kam ich zwar nur etwas weiter, aber ich hatte immerhin mehr Wissen über Begriffe wie Pan-Sexualität, Demi-girl, die Unterschiede zwischen Transgender und Trasvestit, usw.
(Wer wissen will, was das heißt, kann in den Kommentaren nachfragen)

Da wären wir also, wo ich jetzt bin.

Mit einer Vorajnung was ich sein könnte und dem über mir schwebenden regenbogenfarbenen Fragezeichen.

Help me!

P.s. Die Kapitel werden vermutlich nicht immer so lang wie dieses hier. Ich schreib einfach wie und was ich will und worüber ich gerade nachdenke. Wenn ihr eine Vorahnung habt, ob meine Vermutung stimmt oder nicht, fühlt euch frei, es mit mitzuteilen.

finished 12. Juni 2019
1218 Wörter

Mein SelbstfindungsprozessWhere stories live. Discover now